Ich bin froh, dass ich mich dank AWAY FROM LIFE immer wieder an Bands und Platten setzen darf, die sonst an mir vorbei gegangen wären.
Rivers&Tides sind so eine Band, der ich bislang keine Beachtung geschenkt hatte, auch wenn sie bereits seit sieben Jahren zur bei mir sehr beliebten UncleM Familie gehören.
Nach etlichen Singles und EPs haben die Jungs aus Regensburg mit Uncertainty Lies nun ihr erstes Album veröffentlicht und das muss man genauso lieb haben, wie alles, was damit verknüpft ist. Neben dem Label UncleM ist es dieser muggelige Sound irgendwo zwischen Emo, Shoegaze und Postrock.
Ihr Ziel, sich frei von Genres zu machen, ist Rivers&Tides durchaus gelungen, denn es fällt mir sichtlich schwer, den Sound zu beschreiben. Also müssen bekanntere Bands zum Vergleich herhalten: Mit ihrem überwiegend sanft-rockigen, atmosphärischen Sound, der dennoch kraftvoll ist, erinnern mich Rivers&Tides an Basement, die neuen Pianos Become The Teeth, an Title Fight, aber auch die Pixies.
Hier wird nicht mit harten Riffs gespielt, um Effekte zu haschen. Geschrieen und wirklich gerockt wird hier nicht um der Sache Willen, sondern nur dann, wenn es als Stilmittel in den Song passt. Man hat das Gefühl, dass Rivers&Tides so dicht mit dem Emo Shoegaze Sound verwoben sind, dass sie da nicht rauskommen, aber auch jeden mit hineinziehen, der einmal in Sincere Uncertainty reingehört hat. Also seid gewarnt.
Nach dem kraftvollen Opener Balance und dem rockigen Pixiesken Second Skin, folgt Forever – ein Song, der mit wunderschöner Gitarren-Hookline und vertrackten und vielseitigen Schlagzeugbeats glänzt. Es ist die erste Singleauskopplung von Sincere Uncertainty, die mit Video bei YouTube zu genießen ist:
Das Album rollt weiter mit seinem melancholischen Sound dahin und kann dadurch ebenso gut im Hintergrund mitlaufen, wie auch bewusst gehört werden.
Wenn man das tut und auf die Texte achtet, wird man ein weiteres Mal von der Reife und Weisheit der fünf jungen Regensburger überrascht sein. Die Songs auf Sincere Uncertainty handeln davon, sich selbst zu finden. Es geht um die Nähe zu sich selbst, um die Bereitschaft, sich fühlen zu können, um negative äußere Einflüsse, um Verantwortung und manchmal auch darum das Leben einfach so zu akzeptieren wie es ist. Und am Ende dieser Reise wird man feststellen, dass nichts für immer bleibt. Das Gute oder das Schlechte. „Cause getting better takes forever.“
Besonders Track 12, Yours To Keep, lässt mich nicht mehr los. Es ist die Mischung aus recht geradlinigen, bittersüßen Melodien und detailverliebter Ausführung, die die Songs von Rivers&Tides so besonders machen.
Das Label Midsummer Records, auf dem Sincere Uncertainty erschienen ist, scheint ein Gespür für „kleine“ Bands zu haben, die ganz groß klingen. Und natürlich bleibt zu hoffen, dass Rivers&Tides bekannter und größer werden. So viel Hingabe für die Musik hat das einfach verdient.
Sincere Uncertainty ist am 28.02.20 auf Vinyl und digital erschienen. Aufgenommen wurde mit dem guten Freund Jan Bärenfänger, der auch schon bei der letzten EP am Mischpult saß und mit dem Ergebnis ist man mehr als glücklich:
„Wir finden, dass Sincere Uncertainty das Ziel einer Reise ist, die nicht immer leicht war, und genau das spiegelt das Album auch auf eine schöne Art und Weise wider.“
Tracklist
- Balance
- Second Skin
- Forever
- Special Retreat
- Progress
- Comfort
- Gravity
- Crush
- Displace
- Getting Better Takes Forever
- Wash It Away
- Yours To Keep
Am 06. März 2020 hatte ich Gelegenheit, Rivers&Tides live in der Baracke Jena zu hören und zu sehen: