Das Leben eines Punk-Journalisten ist knallhart. Das wurde mir an jenem Abend klar. Ich besuche gerne die Veranstaltungen der Neunkircher Kulturgesellschaft, auch weil sie momentan auch im Punk- und Alternativebereich derzeit breit aufgestellt sind. Und natürlich fällt so das ein oder andere Review für diese Seite hier ab. Ich hab natürlich die Angewohnheit mir bis auf ganz wenige Bands diese auch nie vorher anzuhören. Das kann einem durchaus teuer zu stehen kommen. So wie in diesem Fall, Pop-Punk klang ja erstmal nicht schlecht. Naja, und musikalisch fand ichs auch gar nicht schlecht. Aber ich war wohl mit Abstand der älteste Mensch vor Ort (ok, viele waren auch nicht vor Ort), dadurch kommt man sich so ein bisschen alt vor. Eigentlich das krasse Programm zum Wochenende vorher, wo Metal Church an gleicher Stelle spielten (dazu in ein paar Tagen mehr).
Waste of Mind aus Saarbrückenwaren der lokale Support. Das machten die vier Jungs auch recht ordentlich. Ihre Musik bezeichnen sie in der Selbstbeschreibung als Beatdown In The Key Of Happy. Nun, happy war die Musik sicherlich, aber Beatdown? Ist das nicht die Musik für den Fight Club? Da sind Waste of Mind releativ weit von entfernt. Eingflüsse laut Facebook New Found Glory und das passt schon besser. Wer Bock hat kann sich ja ihre EP Dead End Street über Bandcamp runterladen. An Merch hatten sie nur Hipster-Rucksäcke dabei, daran konnte man auch gut die einheimischen Fans erkennen. Ein durchaus schöner Auftritt der erst 2015 gegründeten Band.
Es folgten Storyteller. Als sie ihren ersten Song spielten, saß ich noch draußen mit ein paar Freunden. Da dachte ich so bei mir: oh, endlich mal eine Frau, die singt. Ist ja selten im Poppunk. Naja, wie man unschwer an den Bildern erkennt, lag ich da falsch. Wer hier an New Found Glory denkt, macht allerdings auch nix falsch. Der Gesang ist schon so ähnlich, nur etwas rauer. Ok, ich sehe schon, ich schreibe mich gerade in die Scheiße. Egal, also, Storyteller kommen aus Dessau und spielen Pop-Punk und auch der ist gar nicht mal so schlecht. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und es war nicht langweilig ihnen zu folgen. Der Sänger scheint auch ein netter Kerl zu sein. Auf der Bühne bewegte sich die Band auch so, als wären da nicht nur eine Handvoll Fans, sondern die Halle gut gefüllt. Hatte sie sich zwischenzeitlich, zumindest waren ein paar mehr Leute als bei Waste of Mind da.
Roam aus Großbritannien waren dann wohl der Hauptgrund, warum die vielen jungen Mädels heute die Szene betraten. Anscheinend sind im Pop-Punk Jungs nur auf der Bühne erlaubt. Jedenfalls sind Roam mit As It Is auf Tour und ich wage zu prognostizieren, wenn die heute Abend mitgespielt hätten wäre die Bude voll gewesen. Immerhin machen die ernsthaft VIP-Tickets. Ja, genau, so einen Scheiß wie Justin Bieber. Da dürfen dann kleine Mädchen die großen Rockstars treffen Ist das noch Punk? Dann vielen Dank! Ekelhaft! Egal, never judge a band by its headliner oder so ähnlich. Jedenfalls waren As It Is auch nicht vor Ort, sonst wären wahrscheinlich mehr Bands am Tourbus als in der Halle. Day-off nennt man sowas wohl. Roam sind jedenfalls in der Szene wohl auch recht populär, denn tatsächlich erfuhr ich den Grund für den frauenüberschuss. Als nämlich Sänger Alex Costello fragte, ob das Publikum auch aus Neunkirchen kam, hob keiner die Hand. Die Antwort folgte dann: die meisten Damen kamen tatsächlich aus Paris! Aus Paris! Die fahren 500 km um eine Punkband zu hören, von der ich vorher noch nie was gehört habe. Völlig surreal. Ok, back to the music, Pop-Punk ebenfalls, haben schon Sum 41 und New Found Glory supportet und waren Teil der 2016er Vans Warped Tour. Alex Costello war sehr bewegungsfreudig, an ihm wäre definitiv ein Hardcore-Punk-Sänger verloren gegangen. Dafür eicht aber die Stimme nict aus und er sieht auch viel zu gut dafür aus. So ein bisschen Sonnyboy und Teeniepopper ist sicherlich auch an ihm verloren gegangen. Musikalisch auch nicht so mein Fall, aber den Mädels gefiel es eindeutig gut. Konnten auch alle Texte auswendig und hampelten vorne etwas rum. Pogo wars jetzt nicht gerade, aber nennen wir es mal rhythmische Bewegungen zu Musik. Insgesamt ein recht guter Auftritt würde ich meinen, nur auf der zugabe blieben die Fans sitzen.
Fazit: Etwas surreales Konzert! Ist das noch Punkrock? Ich meine jein. Storyteller spielen immerhin auf dem Punk for Help Festival in St. Wendel und scheinen auch sonst ganz nette Kerle zu sein. Aber die Sache mit den VIP-Tickets bei As It Is, das muss man erstmal verdauen…