Wenn Thüringen eins zu bieten hat, dann ist das vor allem sehr viel provinzielles Hinterland. Nicht umsonst hat sich das Bundesland inzwischen zu einem der Kernländer des Rechtsrocks entwickelt. Nazis fühlen sich hier ungestört und sind es leider auch viel zu oft. Doch sollen wir uns mit diesem ekligen Umstand einfach so abfinden? Nein!
Dies dachten sich jedenfalls einige junge Menschen aus dem Westen des Wartburgkreises und riefen vor nunmehr 12 (!!!) Jahren das „Rock am Berg“ Festival ins Leben. Hier und da musste in der Vergangenheit wegen nervigen Auflagen die Location gewechselt werden, um nun endlich da anzukommen, wo man auch heute noch das Festival veranstaltet: im Waldstadion in Merkers.
Doch wer ist eigentlich dieser „Merkers“ und geht es ihm gut? Falsche Frage! Merkers ist ein Ort am Nordrand des thüringischen Teils der Rhön und vielen höchstens durch das Erlebnisbergwerk bekannt. Aber für junge, alternative Menschen ist Merkers vor allem eins: verdammtes Hinterland. Was zum Teufel macht man hier? Wegziehen, Haus bauen, Bierbäuche züchten? Nein, es gilt dieses Ödland zu beleben! Sicher kann man nicht von heuteauf morgen ein zweites „Rock am Ring“ aus dem Hut zaubern. Das will man auch gar nicht, denn im „Rock am Berg“ steckt knietief Punkrock. Und was heißt Punkrock? D.I.Y.!!!! So sieht es aus und so sollte es bleiben.
Mit vielen helfenden Händen und einer familiären Crew, wuchs das Festival zu dem was es jetzt ist: 3 Tage, 30 Bands, Punk, Hardcore, SKA, Hip-Hop, Liedermaching und was weiß ich. In diesem Jahr beginnt die Sause erstmals am Donnerstag (15.06.2017) und ab diesen Tag ist eins angesagt: Wohlfühlen! Denn das Festival macht das, was viele größere Veranstaltungen leider nicht mehr machen: Es erfolgt eine klare Abgrenzung von Faschismus, Rassismus, Homophobie und Grauzone. Also 3 Tage frei von besorgten Bürgern, Spießern und allen anderen Arschlöchern. Wann hat man das schon mal? Wann gibt’s das überhaupt?
Auch in diesem Jahr sind unter den 30 Acts wieder echteHighlights. SWISS & die Anderen zum Beispiel. „Aber die sind doch gar kein Punkrock!“. Hmmm, warum eigentlich nicht? Sind die nicht sogar viel mehr Punkrock als Die Kassierer? Egal. Die Jungs haben eine klare Message, wissen wie man feiert und passen wie Arsch auf Eimer zum „Rock am Berg“. Dann sind da noch Fahnenflucht und Alarmsignal zu nennen. „Die sieht man doch alle Tage und überall“ meint ihr? Auch das ist sowas von egal, denn diese sympathischen Leute machen immer und überall Spaß.
Ach ja, und wer darf 2017 nicht fehlen? Fuckin´Faces!!!! Same old story, same old fun. Was gibt es Schöneres als mit diversen Bieren im Kopf, die Songs der frühen Jugend zu grölen? Ja, vielleicht während der Jugend die Songs mit diversen Bieren im Kopf zu grölen, aber davon müssen sich viele von uns einfach verabschieden. Wenn schon altern, warum dann nicht mit Fuckin´Faces im Ohr?
Zum ersten Mal kommen in diesem Jahr auch die Hardcore-Kids auf ihre Kosten. Bei wem die Mütze vor Wolf Down oder Harm/Shelter noch nicht schief hängt, bei dem wird sie es nach der Show garantiert. Bei den derben Mosh-Parts der Band, werden sogar unsere Alt-Punker mit der künstlichen Hüfte wippen.
https://www.youtube.com/watch?v=1qhYPVnpUQs
Und apropos alte Herren: Auch die dürfen beim Rock am Berg auf der Bühne natürlich nicht fehlen. Mit CJ Ramone steht wieder einmal eine richtige Legende auf den Brettern. Der Herr war nämlich der letzte Bassist der Ramones und hat bereits auf 2 Alben bewiesen, dass er ein super Songwriter ist und auch ohne die Ramones funktioniert. Auch der Liedermacher Götz Widmann ist zwar alt, gehört aber noch nicht zum alten Eisen. Auf seinen unzähligen Alben befinden sich jede Menge Hits über Haschisch-Hunde und LKW-Fahrer, die von einer Ladung Cannabis erschlagen werden. Der Mann weiß live einfach, wie man gute Laune versprüht.
Erstmals wurde außerdem für 2017 ein Secret Headliner angekündigt. Das Geheimnis ist gelüftet: Aus Sigrid wurden inzwischen 6 gutaussehende junge Herren aus Mecklenburg–Vorpommern. Vermutlich die gefährlichsten Typen, die in dem nördlichen Bundesland leben. Ja genau: Die Rede ist von Feine Sahne Fischfilet! Glaub ihr nicht? Könnt ihr aber! Das ist sicher nicht nur für viele von euch ein echtes Highlight, nein auch die gesamte Rock am Berg-Veranstalter Crew ist ziemlich aus dem Häuschen und ich bin es auch!
Ich könnte jetzt genauso weiter machen und Stories, über Liedfett, Brutale Gruppe 5000, VSK, Turbobier, Matze Rossi, Disco//Oslo oder eine der vielen weiteren Bands erzählen. Doch das würde euch sicher irgendwann langweilen. Viel wichtiger ist, dass ihr vom 15. – 17.06.2017 nach Merkers zum „Rock am Berg“ kommt! Das Festival lebt für euch und von euch. Es eignet sich perfekt, um korrekte Menschen zu treffen, sich zu vernetzen oder einfach zu merken, dass man in der Provinz nicht alleine ist. Wer lieber nur seinen Bierbauch züchten will, kann dies bei fairen Bierpreisen auch machen oder sich an einem der zahlreichen Klamotten- und Fress-Stände erfreuen. Ich habe jedenfalls richtig Bock auf das Rock am Berg 2017 und habe mich in den vergangenen Jahren selten so wohl gefühlt, wie auf diesem Festival! Sicher kostet das 3 Tages-Ticket inzwischen auch 45 €. Aber wenn man bedenkt, für welchen Mist man sonst sein Geld ausgibt, ist es hier gut angelegt. Ich kann guten Gewissens sagen, dass sich hier niemand etwas in die eigene Tasche wirtschaftet und falls was übrig bleibt, kommt es euch im nächsten Jahr zu Gute.
Mehr Infos zum Rock am Berg Merkers gibt es hier:
http://www.rockamberg-merkers.de/