“The Punkest Place on Earth right now”
Vergangenes Wochenende wurde zum 24ten mal das GROEZROCK Festival in Meerhout (Belgien) ausgetragen. Wie mittlerweile jedes Jahr war der Andrang riesengroß und es kamen Besucher aus allen Kontinenten, um die fast 100 Bands aus den Bereichen Punk/Hardcore zu sehen. Dabei nahmen die Besucher alle Strapazen auf sich und kamen sogar mit den Flugzeug oder Schiff damit Sie ihre Lieblingsbands sehen konnten.
Am Ende waren es wohl an die 30.000 Zuschauer, womit das GROEZROCK zu dem größten Punk-Rock-Festival der Welt zählt. Nicht umsonst bezeichnete MIGHTY MIGHTY BOSSTONES Sänger und Urgestein des Ska-Punks Dicky Barrett, dass Festival als “The Punkest Place on Earth right now”.
Zu den Hauptacts sorgen neben dem Bosston Punk-Legenden wie SOCIAL DISTORTION, MILLENCOLIN, REFUSED, LAGWAGON oder PENNYWISE. Viele strömten, aber nicht nur wegen den Headlinern nach Belgien, sondern freuten sich vielmehr auf junge, aufstrebende Bands, die es auf den insgesamt 5 Bühnen zu betrachten gab. Welche Bands sehenswert waren, welche hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind und sonstige Festivalhighlights folgen hier, in einen Rückblick der vergangenen Tage.
130 Euro für ein Punk-Rock-Festival?!
Ich war zunächst wohl noch auf ein keinen kommerzielleren Punk-Rock Festival wie das GROEZROCK. 115 Euro Eintrittskarte, 15 Euro Camping-Ticket und zusätzliche Gebühren für Vorverkauf sind schon wirklich eine Stange Geld. Sicher, es spielen viele Bands und es werden auch Gruppen geholt die nicht gerade auf Tour sind und extra für das Festival einfliegen, was natürlich kostet. Aber es ist leider eh unmöglich annährend alle Bands zu sehen die man gerne sehen würde, da die Fülle an Musikgruppen einfach viel zu groß ist und zudem viele Bands zeitgleich spielen. So ist es immer ein ziemliches Gerenne zwischen den Bühnen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn das Festival dem Vorbild anderer Open-Airs folgt und an 3 statt 2 Tagen ausgelegt wird. So wäre der Eintrittspreis sicher gerechtfertigter. Besonders aufgestoßen ist, dass Autofahrer für das Parken noch einmal 10 Euro zahlen mussten, was vorher nirgends auf der Website angekündigt war. Vorher einfach auf der Website ankündigen und gut ist, aber die Autofahrer nicht einfach zur Kasse bieten, weil sie eh keine andere Wahl haben.
An der Organisation des Festivals gibt es nichts auszusetzten. Der Zeitplan wird eingehalten, es gibt keine Verzögerungen, der Sound ist in allen Zelten top und auf der Hauptbühne gibt es eine riesige Videoleimwand mit einem tollen Live-Mitschnitt. Auf den Campingplatz ist besonders die BBQ-„Arena“ nennenswert. So fällt lästiges Standardgepäck, wie Grill und Holzkohle weg und man wirft sein Gegrilltes einfach auf den über den Tag laufenden Grill.
Ein weiteres Highlight von dem Zeltplatz ist das Aftershow-Zelt. Vor allem für alle Besucher die bereits am Donnerstag angereist sind, war das Zelt ein wahrer Volltreffer und es konnte bei Evergreens aus allen Musikbereichen lauthals mitgegrölt werden.
1st Day: Es geht los!
Am Freitag den 01. Mai ging es für unsere Reisegruppe dann um 13:00 Uhr mit THE SWELLERS los. Hatte ich vorher ehrlichgesagt noch nie gehört und haben uns alle nicht wirklich vom Hocker gerissen. Solider Melodic-Punk, aber alles ein wenig langweilig. Die Stimmung war trotzdem recht gut und die Hauptbühne (Monster Energy Stage) für die Uhrzeit auch wirklich sehr gut besucht. Sicher ein schöner Abschied für die Band, die auf den GROEZROCK ihr letztes Konzert gespielt hat und sich nach 13 Jahren auflöste.
Weiter ging es dann gleich mit GNARWOLVES. Die Band gehört zurzeit wohl mit zu den angesagtesten Newcomern und überzeugte auch live in allen Bereichen. Geile Performance, geile Stimme und geile Stimmung. Sehr schön! Zu den Insighter-Tipps des Festivals zählten auch die MASKED INTRUDER’s, aber der Pop-Punk-Sound war nicht wirklich was für mich und wir beschlossen erst einmal den Weg in die allseits geliebte BBQ-Arena auf uns zu nehmen. Der Fußweg vom Festival-Gelände zum Camping-Platz von knappen 5 Minuten, ist im Gegensatz zur kleinen Reise vom Camping- zum Parkplatz doch wirklich schön. Dort läuft man schon einmal eine knappe halbe Stunde, was vor allem bei An- und Abreise mit vollem Gepäck sehr mühsam ist.
Nach der Grill-Session bekamen wir noch das Ende von THE DWARVES mit. Besonders nennenswert Bassist Nick Oliveri der das Konzert splitternackt spielte. Aber dafür ist er ja bekannt! Sonst war die Show ganz ok, aber ich denke die Band hätte besser auf eine kleinere Bühne statt die riesengroße Hauptbühne gepasst. Danach folgte AGAINST ME! mit einer wirklich fantastischen Show. Mir kommt es vor, dass die Band erst seit der Geschlecht-Umwandlung von Sänger/in Tom Gabel zu Laura Jane Grace richtig bekannt wurde, aber die Band bot wirklich eine fantastische Show.
Es ging anschließend weiter mit COLD WORLD aus den Staaten. Eine Band worauf ich mich wirklich freute, da man wohl nicht so oft die Möglichkeit sie live zu sehen. Ging auch gut runter und hat Spaß gemacht. Schöner Hardcore mit einer wirklich fetten Stimme. Danach galt es eine Entscheidung zwischen Zeltplatz und Bands wie STICK TO YOUR GUNS, CANCER BATS und IRON REAGAN zu treffen. Da alle Bands eh nicht unser Fall sind, fiel die Entscheidung doch recht schnell und wir setzten unsere Priorität für Zeltplatz. Schließlich gehört das Zeltplatz-Leben auf einen Festival mindestens genauso dazu wie die Bands und wir wussten, dass dafür am Samstag noch weniger Zeit bliebe.
Nach 3 Stunden Pause und vielen netten Pläuschen ging es weiter mit dem BROILERS. Die Broilers machten wirklich riesig Spaß und sorgten mit ihren oft integrierten Blasinstrumenten für gute Abwechslung. Auch wenn die Band wohl die einzige war dessen Songs nicht auf Englisch sind kam sie beim Publikum auch gut an und sorgte für gut Stimmung. Es ging direkt weiter mit LAGWAGON. Wie man es von Lagwagon gewohnt ist boten die Jugendhelden eine tolle Show. Mit ihre Fülle an Hits wie May 16th, E Dagger oder Alien 8 können sie eigentlich auch nur in schwarze Treffen. Außerdem kommt die Band im Gegensatz zu PENNYWISE, die im Anschluss folgten, sympathisch rüber und wirkt nicht arrogant und hochnäsig.
„I love you Motherfuckers“ (Lee Spielman / Trash Talk)
Zwischen Lagwagon und Pennywise folgte der absolute Höhepunkt des Festivals. TRASH TALK haben die Back To The Basics Stage komplett zerlegt! Die Band ist ja auch bekannt dafür und alle die Trash Talk schon einmal live bewundern durften wissen was dort abgehen kann, aber was sich da zugetragen hat war schier unglaublich. Am Ende war die Bühne vollgestürmt mit Zuschauern und aus der Menge heraus ragte Frontmann Lee Spielman. Die Band schafft es immer wieder die Zuschauer zum ausrasten zu bringen! Das Ende des ersten Tages rundeten SOCIAL DISTORTION ab. Solide Show, aber nichts Besonderes. Es kam bei dem Headliner auch leider nicht wirklich Stimmung auf. Vielleicht war ich auch einfach nur noch so verwöhnt und perplex von der genialen Trash Talk Show. Endlich geschafft…ab ins Zelt und schlafen!
2nd Day: Der Band-Marathon beginnt!
Der zweite Tag sollte es so richtig in sich haben. Mein ausgedruckter Timetable war von mittags bis Ende gelb markiert. So viele Bands wie an den Samstag habe ich zuvor noch auf keinem anderen Festival gesehen. Los ging es mit THE INTERRUPTERS. Die Fans sangen bereits vor dem Konzert die Lieder der Band und auch nachdem das Set der Band beendet war wurden die Songs der Interrupters weiter gesungen. Die Band hatte mit einer solchen Begeisterung nicht gerechnet und zeigte sich zu tiefst berührt. Das Konzert war aber auch wirklich klasse und Frontfrau Aimee überzeugte mir ihrer wahnsinns Stimme & tollen Charisma. Gänsehautfeeling!
Gleich im Anchluss folgten THE REAL McKENZIES. Die schottischen Kanadier überzeugten wie gewohnt mit Dudelsack und Schottenröcke. Der trinkfeste Sänger hatte so viel Spaß das er zwischenzeitlich seinen Kilt anhob, um seinen nackten Po zu präsentieren. Danach ging es auf die Impericon Stage mit NASTY weiter. Die Bühne wurde aber nach 2 Songs wieder verlassen. Ich kann mit der Musik einfach nichts anfangen. Die „Pause“ wurde dazu genutzt, um den riesen Merch-Markt zu durchforsten. Insgesamt gab es zwei riesige Merchandise-Bereiche. Ersterer präsentierter den Bandmerch die auf den Festival spielten. Das anderer war ein riesen Markt mit allen bekannten Punk und Hardcore Stores aus Europa. Ein wirkliches Paradies für Vinyljunkies!
Auf der Monster Energy Stage ging es weiter mit OFF WITH THEIR HEADS. Ich habe mich wirklich auf die Band gefreut und wurde nicht enttäuscht. Solide Show, auch wenn die Stimmung nicht ganz aufkochte. Es folgten NO TURNING BACK aus Holland. Ehrlichgesagt war ich von der Band ein wenig enttäuscht. Schuld waren sicher auch die zu große Bühne und der Wellenbrecher gegen den der Frontmann sich auch mehrmals lauthals beklagte. Auf einer kleineren Bühne wäre es mit Sicherheit um einiges besser gewesen. Schade!
Das solche Bands auf einer kleineren Stage besser ankommen bewies gleich im Anschluss TURNSTILE. Turnstile gehören zu den ganz großen Newcomern und sorgten mit ihren neuen Release NONSTOP FEELING wirklich richtig für Furore. Und die Band ist live noch so viel geiler wie auf Platte! Total anarchistisch und ungeglättet. Man kann gar nicht anders als auszurasten und zum Stagedive an zusetzten. Turnstile zeigten wieso der Hype der um die Band im Moment existiert absolut gerechtfertigt ist. Die beste Band vom Samstag!
Nach einer BBQ-Pause ging es weiter mit FRENZHAL RHOMB. Auf Platte nicht wirklich meins, aber live machten die Oldies richtig Spaß. REIGN SUPREME war die nächste Band die auf meinen Timetable stand, aber die Gruppe war nichts für mich, so ging es zurück auf die Hauptbühne zu THE LOVED ONES. Drei Gitarren auf der Bühne habe ich auch noch nie gesehen, aber der Sound war top und die Stimme des Sängers sorgte für Gänsehaut. Tolle Band und schade das The Loved Ones nur noch gelegentlich Konzerte spielen.
So langsam wurden die Beine schwer, da man schon den ganzen Tag unterwegs war und man wusste das noch einiges auf dem Programm stand. So richtig konnte man sich gar nicht mehr auf AGNOSTIC FRONT, OFF! oder MILLENCOLIN freuen. Aber es ging weiter; und zwar mit ANGEL DU$T. Geiler Auftritt. Schöner popiger Hardcore-Punk mit kurzen Songs. Für mich immer noch unbegreiflich, dass es sich bei der Band um Justice von Trapped Under Ice handelt, da die Stimme ja eine komplett andere ist. Zur selben Zeit spielten GOOD RIDDANCE auf der Hauptbühne; schade hätte ich mir die Band auch gerne angeschaut, da das neue Album wirklich richtig stark geworden ist.
Es ging weiter mit BANE. Traurig, dass die Band das letzte mal in Europa ist und sich auflöst. Eine unglaubliche Band mit einer starken Message. Ich bin wirklich froh dafür SATANIC SUFERS sausen zu lassen! OFF! war einer der Bands auf die ich mich mit am meisten freute, die mich dafür aber auch am meisten enttäuschte. Keith Morris murmelte in seinen Ansprachen irgendetwas vor sich hin und man hatte den Eindruck er redete mehr mit sich selbst als mit den Publikum. Der Sound der Band war wie die Stimme von Keith richtig schlecht und ich verließ die Bühne enttäusch nach halben Set.
3 Bands waren noch gelb markiert und ich freute mich, dass es langsam dem Ende zuging. MIGHTY MIGHTY BOSSTONES hatte ich zuvor noch nie gesehen und spielte sich in die Herzen der Zuschauer. Weiter ging es mit AGNOSTIC FRONT, die ich schon einmal besser gesehen hatte. Es folgten die zwei Headliner des Tages: MILLENCOLIN und REFUSED. Millencolin zauberte mir oft ein Lächeln auf die Lippen und ich fühlte mich ein paar Jahre zurückversetzt, als wir No Cigar, Mr. Clean und Co. in unserem Jugendzentrum abfeierten. Refused war noch nie meins und ich beschloss bereits zuvor die Band erst gar nicht anzuschauen.
Tops & Flops
Alles in allem war das GROEZROCK auf jeden Fall seinen Besuch wert. Man lernte viele nette Leute kennen und das Line-Up war super. Die Top 5 Bands die ich auf dem Festival gesehen habe waren TRASK TALK, TURNSTILE, THE INTERRUPTERS, LAGWAGON und BANE. Die größten Enttäuschungen waren OFF! und SOCIAL DISTORTION. Man kann schon jetzt gespannt sein welche Bands für das 25järhige Festival Jubiläum gebucht werden. Der Termin steht mit den 29. und 30. April bereits fest.
Wie fandet ihr das diesjährige GROEZROCK und was waren eure Highlights?