Endlich mal wieder was von den coolen Tapes aus dem Hause Running Out of Tape Records. Diesmal gibt es drei feine Tapes, die ich euch heute in kleinen Reviews unterbreiten will. Wieder einmal reisen wir dazu quer durch die Welt und finden Halt in Kanada und nach Russland.
1Reifer Madness – Run Riot Run EPs
Reifer Madness aus Kanada hatte ich vor kurzem erst mit einem Album besprochen und war sehr begeistert. Der Streetpunk dieser Band trifft in großen Teilen meinen Geschmack. Das Tape ist eine Zusammenstellung aller EPs Run Riot Run, Welcome to Canada, Kalifornia, Spy vs. Spy und Poutine an Pussy. Die Band aus Edmonton macht mit ihrer Mischung aus agressiven Tönen und eingängigen Melodien durchgehend Spaß bei Hören. Die 18 Songs auf diesem Tape sind auch in ihrer Menge einen Kauf wert, denn man bekommt zur Qualität auch Quantität und ein ausgiebiges Vergnügen.
Alles, was dieses Untergenre des Punkrock ausmacht wird bei Reifer Madness auch angewendet und teilweise auch noch einiges drüber hinaus. Mal wird es melodischer, mal geht es etwas in den Metal hinein. Egal ob es Welcome to Canada ist oder Pogo Pop. Jeder einzelne Song ist gut und auch mehr. Immer wieder, wenn ich solche Bands höre, dann finde ich es schade, dass man zu wenig davon über die Ozeane zu und gespült bekommt. Daher sind die tapes von Root Rec auch immer wieder ein Highlight für mich und ich will euch das wärmstes empfehlen, dass ihr euch da mal eine Auswahl holt. Und nein, ich bekomme kein Geld für Werbung, ich schreibe das, weil ich es wirklich so meine.
2Confront Stage – Not Human
Da ich hier nicht auf einen grünen Fußabdruck achten muss und auch vom Jetlag nicht geplagt werde kann ich einfach nach Rußland jetten. Glücklicherweise gibt es auch in solchen Ländern trotz diktatorischer Führung und Kriegstreiberei noch gute Musik und Bands mit rebellischer Haltung. Klar, wir wissen ja anhand von Beispielen wie Moscow Death Brigade oder Siberian Meat Grinder, dass Bands und Personen der linken und antifaschistischen Szene dort mit schweren Problemen wie politischer Verfolgung zu kämpfen haben, aber umso glücklicher macht es mich, dann trotz allem auf solche Bands zu stoßen. Und ein kleiner Flug über die Songtitel von Confront Stage lassen einem gleich mal keine Zweifel, um was es hier geht. Slave Work, Brainwash for war oder Not Human sind übersetzt ein paar der Songtitel. Die Hardcorepunk-Band aus St. Petersburg ist seit 2013 aktiv und hat diese Scheibe 2019 bereits als LP veröffentlich. Die Vocals sind auf Russisch. Mit dem Intro About a Human wird eine Stimmung erzeugt (Kriegsgeräusche/Bombenhagel), welche dann in den knüppelharten Punk von The Points of the Earth mündet. Straight voraus und schnörkellos. Irgendwie die alte Schule des Punk. Von der Garage auf die Straße und in eure Anlage. Alle dieser 10 Songs sind gnadenlose Brecher. Böse, aggro und mal definitiv nicht mit dem System in Rußland konform. Not Human ist mein Favorit. Aber es gibt auch noch ein unfassbar böses Cover auf diesem Tonträger. Mir zwar nicht geläufig, wer oder was Luta Armada ist, aber Slave Work kracht übelst böse. Ab und zu finden sich dann auch englische Teile dazwischen, bei denen ich minimal was verstehen kann. Und da ich vorher eh schon von Moscow Death Brigade gesprochen habe… Als abschließenden Bonustrack gibt es dann einen Remix von Brainwash for war in weniger punkigem Gewand. Hier gibts Beats und Synthies, die mich an eben jene MDB erinnern. Geiles Tape.
3Dysruptive – Comments and Concerns
Und zurück geht´s ins schöne Kanada und zu Dysruptive. Hier mal wieder eine Band, bei der es mir gar nicht so leicht fiel, irgendwas großartiges rauszufinden, denn außer ihrer Bandcap-Seite und Facebook ist nicht so viel Info vorhanden. Aber anscheinend sind sie aus Quebec. Aber ist ja auch nicht so wichtig. Die Band macht Old School Punk. Laut eigener aussage wollen sie sich nämlich mit dem, was heutzutage als Punk bezeichnet wird nicht zwingend identifizieren.
Musikalisch rotzt das Ganze einem direkt vor die Füsse. Von Midtempo bis schnell, ohne Getue und irgendwelche Special Effects gibt es geradlinige Punksongs aufs Maul, die sich in den 80er auch sehr wohl gefühlt hätten. Comments and Concerns bietet 15 Tracks, die harte Riffs genauso beinhalten, wie strange Gitarrentöne oder Ska-Elemente (z.B. Mosh Pit). Die Stimme des Sängers wandelt irgendwo zwischen Johnny Rotten und Jello Biafra finde ich. Hier bin ich aber ehrlich gesagt nicht ganz so begeistert, wie bei den ersten beiden tapes in diesem Artikel. Trotzdem ein cooles und solides Album.
Allgemein gesagt gibt es wieder einmal nur Lob für die Veröffentlichungen von Running Out Of Tape, denn wie fast jedes Mal sind die unbekannten Bands aus aller Herren Länder immer ein Hören und einen Bericht wert. Ansonsten würden so viele coole Sachen ungehört an mir vorbei gehen. Ich hoffe, auch ihr konntet dadurch schon das ein oder andere Schmankerl entdecken. Somit auf bald.