Mittlerweile weiß wohl jede*r, der/die es mit Punk, Fat Wreck oder Ähnlichem hält, wer dieser ominöse Russ Rankin ist: Frontmann von Good Riddance und Only Crime, genau! Und jede*r gute Songwriter*in hält es in den letzten Jahren für notwendig, unbedingt auch Solo auf Tour zu gehen. Dave Hause, Joey Cape, Tony Sly (RiP), Justin Sane, Ray Carlisle, Stacey Dee, Laura Jane Grace oder Fat Mike (Cokie the Clown)… Die Liste ist wohl noch sehr gut zu erweitern, aber ich habe da jetzt keinen Bedarf und es ist auch nicht immer alles gut, was die jeweiligen Künstler*innen so von sich geben, siehe Fat Mike. Wobei das natürlich immer Geschmackssache ist.
Nun denn, besagter Russ Rankin hat also hiermit das Rezept auch für sich entdeckt und ich gebe zu, dass ich mit sehr ungutem Gefühl und ohne Erwartungen in die Platte gegangen bin. Schließlich war das 2012 erschienene Album Farewell Catatonia nicht unbedingt der Oberhammer (nicht schlecht aber auch kein Reißer). ´Hell Yeah´, dacht ich mir aber dann recht schnell. ´Bin ich froh, dass das hier nicht Scheiße ist´, war dann aber auch gleich der nächste Gedanke. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber bei mir läuft bei sowas die Angst mit, dass ich auch die eigentliche Band in einem anderen Licht sehe, wenn das Solozeug scheiße ist. Come Together Fall Apart gefällt mir tatsächlich vom ersten Ton weg. Und das hat nix mit einem Nostalgie-Bonus zu tun.
All Our Lives beginnt akustisch und sehr ruhig aber es zeigt sich schon nach wenigen Sekunden, dass wir hier nicht so ein Gitarrengeklampfe mit Gesang bekommen, sondern dass auch eine ausgefeiltere Instrumentalisierung geboten wird. Thanks For That! Babel, welches auch als Videosingle vorab zu hören war, ist ein Paradebeispiel für die Musik auf Rankins Erstling. Klar, ruhig, kein Punk oder gar Hardcorepunk, aber immer mit etwas Schlagzeug und Percussion garniert. Klavier begleitet die Stücke des Öfteren und nimmt den Songs somit auch jegliche Eintönigkeit.
Was man bei Songs wie Fractured Legacy oder Statutes Of Kilkenny und auch bei allen Anderen sehr gut erkennt ist, dass Russ Rankin schon recht gut singen kann. Seine raue Stimme lässt dies bei Good Riddance oft im Zweifel. Aber ich finde es hier stimmlich sehr gelungen.
Abolish The Senate ist dann ein weiterer Baustein, der zur abwechslungsreichen Kost beiträgt. Der Song ist flott, hat einen energetischen Touch und ganz leicht verzerrtes Gitarrenspiel untermauert diesen Flair. Zum Abschluss gibt es dann einen schönen flotten und folkigen Song namens You Woke Up My Neighborhood. Verstärkt mit weiblichen Vocals ist dies ein würdiger Abschluss.
Was soll ich sagen, Russ Rankin hat mich tatsächlich abgeholt. Die elf Tracks auf Come Together Fall Apart glänzen nicht durch Eintönigkeit und Einfallslosigkeit, was ich wirklich anfänglich befürchtet habe. Viel mehr sind die Songs abwechslungsreich und sehr gut inszeniert. Immer kritisch und politisch, wie man es vom Mann aus Santa Cruz ja so kennt. Definitiv eine Empfehlung.
Russ Rankin kommt auch auf Tour. Wir präsentieren offiziell die Come Together Fall Apart-Tour mit. Die Tourdaten findet ihr hier:
Hi Tobi,
danke für das tolle Review!
Da steigt die Vorfreude gleich noch ein bisschen mehr 🙂
Ich persönlich finde die Solo-Akustik Ausflüge der Frontmänner und -frauen in der Regel immer gut.
Das was Tony Sly, Joey Cape, Scorpios oder auch Chuck Ragan und Dave Hause abgeliefert haben ist einfach genial, wenn man mal ruhigere Töne möchte.
Viele Grüße
Daniel
Danke für die netten Worte.