SCHWACH auf Südamerika-Reise: Interview und Fotoreport zur Tour

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Für die Berliner „Youth-Crew-Punks“ von Schwach ging es vom 30. Marz bis 13. April auf Südamerika Tour, bei der Shows in Kolumbien und Ecuador auf dem Programm standen. Hier ein Fotoreport und ein Interview, die einen wundbaren Einblick über diese einzigartige Tour durch Südamerika gibt.

Zunächst starten wir mit dem Interview – die Bilder gibt es dann im Anschluss.

Interview zu Schwach Südamerika-Tour

AFL: Wie kam es denn zur der Idee zu der Tour? Seid ihr gefragt worden oder wolltet ihr es selbst unbedingt machen? Ich meine, eine Tour in Südamerika ist jetzt nicht etwas, dass alle Bands einmal machen und schon etwas besonderes.

Unser Sänger Tobi war bereits vor zwei oder drei Jahren mit seiner alten Band Kami Ada drüben. Dort hat er in Cali Fello kennengelernt. Die beiden blieben in Kontakt und Fello war dann letzten Sommer auch zu Besuch in Berlin. Wir haben gechillt und irgendwann sagte er, dass er die Tour für uns organisieren würde, wenn wir Bock haben. Natürlich fanden wir  die Vorstellung total super. Touren ist für uns ist schon so das ziemlich beste an ner Hardcore-Band, erst recht an Orten wo man sonst er nicht so hinkommt.

Dennoch haben wir das am Anfang nicht so ganz ernst genommen. Ich mein wir sind ne kleine Band vom anderen Ende der Welt, quasi niemand hatte da drüben von uns gehört. Aber dann kamen halt die Dates rein, die Veranstalter haben uns geschrieben und uns wurde klar, „krass die meinen das ernst“.

AFL: Was war für euch der Antrieb dort unbedingt eine Tour zu spielen?

Also wie gesagt, touren ist uns wichtig und insbesondere auch an Orten und Ländern wo wir noch nie waren. Ein zusätzlicher Reiz war hier natürlich, dass Kolumbien und Ecuador jetzt auch eher nicht so die Länder sind wo internationale Bands viel unterwegs sind. Also sowas wie hier, dass Bands aus den USA die Hälfte des Jahren durch Europa gurken – das gibt‘s da nicht. Wenn Bands von anderen Kontinenten spielen, dann meist nur in den Hauptstädten.

In Medellín hat mir beispielsweise jemand erzählt, dass es für ihn vollkommen normal ist, für ne geile Show 16 Stunden Busfahrt hin und zurück nach Bogotá auf sich zu nehmen. Ich finde es einfach megageil zu sehen, wie Hardcore und Punk in anderen Ländern funktioniert. Klar gibt es da auch Unterschiede, aber es ist doch ein tolles Gefühl, dass man irgendwo auf nem anderen Kontinent ist und sich auf ner Show sofort ein Stück heimisch fühlt.

Zudem ist es zwar für Ausländer dort nicht unbedingt gefährlich, aber es ist schon alles etwas rougher und das merkt man auch auf Shows. Die ganze Soundtechnik ist wesentlich schlechter als wir es von hier gewohnt sind, man muss mit öffentlichen Reisebussen touren, weil die Strecken einfach zu lang und gefährlich sind usw.

Also was ich sagen will, für uns war das eine Gelegenheit mal aus der eigenen Komfortzone rauszukommen, die wir hier in Deutschland und Westeuropa haben – und das ist eine Erfahrung die ich auf keinen Fall missen will.

AFL: Hat es sich schwer gestaltet so viele Shows zu finden? Wie lieft das Booking ab?

Eigentlich nicht, weil den Großteil ja Fello organisiert hat. Ich glaube die Shows in Guayaquil und Manizales haben wir uns selber übers Internet geklärt. Da war ich tatsächlich überrascht, wie leicht das ging. Die Leute waren sofort Feuer und Flamme uns zu helfen. Also im Vergleich ist es hier teilweise für uns so, zehn zwanzig Leuten zu schreiben, bevor dann mal ne Show zu Stande kommt. Sonst gab es halt das übliche, es fällt mal ne Show aus und muss kurzfristig was neues her, man klärt Details mit den Veranstalter*innen ab und so weiter. Das einzige was daran anstrengend war, war vermutlich mein gebrochenes Spanisch haha.

AFL: Was gab es sonst so neben dem Booking zu organisieren?

Das Hauptproblem war, dass wir ne komplett gebuchte Tour hatten, aber wir niemanden für die Gitarre hatten. Markus hat ein kleines Kind und konnte deswegen diesmal leider nicht mit und Tilo, unser anderer Gitarrist hatte gerade nen neuen Job und es war total lange unklar, ob er sich zwei Wochen frei nehmen kann. Nun die Tour rückte immer näher, die Flüge wurden teurer – also brauchten wir ne Lösung. Zum Glück war unser alter Freund Dalle aus Bremen, der eh schon ab und zu ausgeholfen hatte, gerade frisch arbeitslos und einfach zu überzeugen mitzukommen. Das hat uns echt den Arsch gerettet.

AFL: Wie waren die Shows denn so im allgemeinen besucht? Sicher unterschiedlich von Show zur Show, oder?

Bis auf eine Show waren die eigentlich alle ziemlich gut besucht. Oft dachten wir es kommt niemand, aber eigentlich war es dann immer so, dass nach den Unmengen an lokalen Bands die zuerst gespielt haben die Läden dann doch gut gefüllt waren.

Wie waren die lokalen Vorbands? Kannst du uns einmal ein paar Bands nennen, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?

Es gibt wirklich sehr sehr viele Bands. Von vielen hat man hier noch nie gehört, aber da sind richtig geile Sachen dabei. Checkt auf jeden Fall Raw Brigade und Desarraigo, die sind echt der Hammer. Ausserdem kommen Muro, mit denen wir leider nicht spielen konnten, im Juni auf Europatour. Richtig geiler rougher Hardcore, solltet ihr nicht verpassen. Andere geile Bands sind z.b.: Amenazas, GritA y Muere, Dead Hero, Manicomio SA, Lata, Tamas, Vegales, Grito, Por Instinto oder La Mama de Sanchez.

Zum Überblick verschaffen, empfehle ich den Fuerza Ingobernable Sampler für Kolumbien und die Sin Fronteras, Ni Banderas Reihe für Ecuador.

Danke für die Tipps! Sehr interessant. Wie habt ihr die Szene dort allgemein wahr genommen? Gibt es dort eine aktive Szene?

Ja die Leute dort sind super aktiv. Man hat das Gefühl, dass nicht alles so selbstverständlich genommen wird. Hier bei uns ist es ja eher normal, dass die Mehrheit des Publikums sich aufs Kopfwippen beschränkt (wobei ich mich selbst auch gar nicht ausnehme) und da wird halt öfter mal ab der ersten Band gemosht, als gäbe es keine morgen mehr. Das bringt natürlich auch Probleme mit sich, bspw. sind mitunter handfeste Auseinandersetzungen zwischen Punks und Hardcorekids über verschiedene Tanzstile keine Seltenheit, aber trotzdem ist es für uns alle sehr erfrischend gewesen zu schauen mit wie viel Hingabe die Leute da unterwegs sind.

Wie unterscheidet sich die Szene von dort zu der bei uns sonst noch so?

Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, so muss Punk und Hardcore hier in den Achtzigern gewesen sein. Ein bisschen gefährlich, wasted, jung, engagiert, unverbaucht.

Zum Abschluss: Was war euer absolutes Tour-Highlight?

Es gab eigentlich zu viele Highlights um jetzt eins zu nennen. Spontan fällt mir die zweite Show in Bogotá im Casa Rat Trap ein. Das war mit Abstand der engste und heißeste Raum, in dem wir bisher gespielt haben und die Leute sind vom ersten Song an komplett ausgerastet.

Fotoreport von Schwach

1. Ankunft

Endlich in Bogotá angekommen. Für Tobi und unseren Fill-In-GItarristen waren es 15 Stunden, für Martin und Chris sogar 22 Stunden Reisezeit.
Martin nach der ersten Nacht in Bogotà. Komplett ausgeschlafen 5 Uhr morgens, Jetlag machts möglich.

2. 1st Show done!

Erste von vielen geilen Shows geschafft, die Freude steht uns ins Gesicht geschrieben.. Für unseren Homie Georg, der sonst immer mit uns unterwegs ist, diesmal aber leider nicht konnte, machen wir ein Überraschungsfoto zum Geburtstag. Neben einem geilen Cro-Mags-Motorrad, yeah!

3. Es fährt ein Bus nach nirgendwo…

Übernachtfahrt von Ibagué nach Medellín. Mitten im Nirgendwo hat der Bus eine Panne und füllt sich mit Rauch. Nichts geht mehr, alle müssen raus während der Fahrer verzweifelt versucht die Karre zu reparieren.

4. Schneller Selbstmord

Am nächsten Morgen. Nach Stunden kommt ein halb so großer Ersatzbus, der mehr als voll besetzt und mit nur einer Pause die restlichen 8h Fahrt durchballert. Dafür sehen Tobi und Dalle hier beeindruckend frisch aus. Tage später erklären uns Freunde, dass die Busfirma „Rapido Tolima“ von allen umgangsprachlich „Rapido Suicida“ (Schneller Selbstmord) genannt wird. Wir verstehen sofort was sie meinen.

5. Medellín

Martin etwas verwirrt nach der Show in Medellín.

6. Day-Off

Unseren Day Off in Medellín verbringen wir in Comuna 13. Das Viertel wurde 2002 im Rahmen der „Operación Mariscal“ vom Militär besetzt, welche mithilfe von rechten Paramilitärs gegen die dort aktiven kommunistischen Guerillas vorgingen. Das Viertel ist sowas wie ein symbolischer Ort für den gesamten Bürgerkrieg.

7. Ausrasten

Zweite Show in Bogotá. Diesmal im selbstverwalteten Casa Rat Trap, welches Ateliers, Konzerte und Siebdruckwerkstatt vereint. Die Hütte sieht aus wie das Haus im „The Middle“-Video von Jimmy eat World. Es gibt nahezu keinen Platz sich zu bewegen, es ist unglaublich heiss und die Leute rasten komplett aus. Easy eine der besten Shows die wir je gespielt haben. Nach uns spielen Raw Brigade, checkt die aus sonst werdet ihrs bereuen.

8. No Future

Nach der Show in Manizales, bereit zum pennen. Dummerweise schleppt unser Host La Rata Minuten darauf 15-20 Crustpunker an, die in seinem einem Raum umfassenden Domizil ne ausufernde Party veranstalten. Endlich mal die richtige No-Future-Atmosphäre genießen, von der uns alle vorher gewarnt haben.

9. Skate & Destroy

Caicedonia birgt Premieren. Für die Kleinstadt sind wir die erste internationale Band, für uns ist es die erste Show in einem Skatepark. Wir spielen auf der Funbox und obwohl vor uns schon sechs oder sieben Bands gespielt haben und der Sound mit Abstand der schlechteste ist, den wir je hatten findet sich vor uns ein riesiges Knäuel um ihr Leben pogender Kids, Punks und Skatern. Viele minderjährig und auf Klebstoff. Absurde aber geile Erfahrung.

10. Goodybye

Abschiedsfoto mit Juan und Sebastian von Manicomio S.A., die die Show organisiert haben.

11. 1, 2, 3 – GO!

Martin ballert in Caicedonia.

12. Eine Busfahrt die ist lustig…

Im Bus nach Cali.

13. Mahlzeit!

In Cali treffen wir endlich unseren Freund Fello (Mitte neben Chris), der die Tour gebucht hat. Wir chillen in seiner WG bevor wir nach kurzem Sightseeing zur Show gehen. Mit dabei ist heute auch Fellos Band Desarraigo. Deren neue LP ist Killer und wir versuchen sie den ganzen Abend zu überreden nach Europa zu kommen. Scheint auch zu klappen 😉

14. M-19

Am nächsten Tag treffen wir uns mit Leuten aus Siloé, einem der ärmsten und gefährlichsten Vierteln des Landes und lassen uns ihre Sicht auf die Geschichte ihres Viertels erzählen. Unter anderem treffen wir auch einen der Gründer der M-19 Guerilla, die hier früher sehr stark war. Im Museum von Siloé findet sich dazu allerhand Ktisch und Material dazu.

15. Border

Dalle und Tobi am Grenzübergang nach Ecuador. Wir wurden schon vorgewarnt, dass es länger dauern könnte. Unendlich viele Menschen aus Venezuela verlassen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage das Land. Wir lernen einige kennen und hören krasse Erfahrungen. Insgesamt stehen wir für zwei Stempel acht Stunden an und müssen uns den eigentlich geplanten Day Off am Strand in die haare schmieren, denn die einzige Chance halbwegs rechtzeitig zur Show nach Guayaquil zu kommen ist ein 12 Stunden Overnightdrive.

16. 35 Grad

Dafür erwarten uns in Guayaquil 35Grad und ne verdammt gute Show.

17. Cat-Love

Auch diese Katze kann bei der Hitze nur chillen und pennt trotz lauter Show seelenruhig auf dem Bartisch.

18. Sad

Unsere Show in Ambato fällt leider kurzfristig aus. Traurig sein nützt ja aber nix und deshalb holen wir unseren Tag am Strand nach. Der Pazifik sieht übrigens aus wie die Nordsee.

19. Pumpen

Letzer Tag der Tour: Tobi wärmt sich schonmal für die Show auf.

20. Abschlussparty

Tourabschluss in Quito. Die Leute gehen steil und wir spielen auch ganz gut. Es gibt zwar noch kurz Stress im Publikum, aber dennoch ziemlich geiles Ende für eine ziemlich geile Tour.

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