Slime ist sicherlich eine Hausnummer im deutschen Punk und schon jetzt ist klar, dass das Album die Fanlager spalten wird. Ich glaube so ziemlich jeder Punk oder Hardcoreler hat seine Einstellung zu der Hamburger Punk-Legende und nicht immer ist sie positiv. In meinem Fall durchaus.
14jähriger Jung-Metaller kam ich einmal an eine rare CD-Pressung des ersten Albums. Wie das so ist, at the edge of Black Metal, verkaufte ich das Album mit dem unzensierten Schweine-Song an das Punkermädchen meiner Träume, dass mich aber dann tunlichst ignorierte. Etwas später kam ich dann in Kontakt mit ihrem Überalbum Alle gegen Alle, das sogar mich als böser Black Metaller unglaublich beeindruckte. Und dann kam Viva La Muerte, das vermutlich am schwersten zugängliche Werk der band, aber bis heute mein Favorit. Und bei Schweineherbst kannte ich dann jede Zeile auswendig. Wie ich letztens auf dem Primsrock kennen lernen durfte, klappt das auch heute noch. Und zwar bei allen Songs außer den Neuen.
Umso enttäuschter war ich dann, als 2012 das quasi Coveralbum Sich fügen heißt lügen erschien, das aus Gedichten von Erich Mühsam bestand. Nichts gegen den alten Anarchisten und meinetwegen sind seine Gedichte auch heute noch aktuell, aber das Album war einfach stinklangweilig. Mir fehlte da der Zugang. Ganz anders die Konzerte, wo vor allem altes Zeug gespielt wurde.
Nun mit Unterstützung einiger Songwriter, wie die Band in unserem Interview ja auch zugab, endlich ein Album mit neuen Songs. Und neu heißt hier vor allem tagespolitisch. Sei es AfD und Pegida (Sie wollen wieder schießen dürfen) oder NSU (Die Geschichte des Andreas T.), die Themen sind brandaktuell. Aber dennoch: das Album wird sicherlich polarisieren. Während des Konzertes konnte ich Stimmen hören, dass die Musik jetzt zu poppig sei. Ok, das Titelstück ist quasi Tage wie diese in Slime-Manier. Aber bei Unsere Lieder konnte ich schon nicht verstehen, warum das Lied so stark kritisiert wurde. Klar, ist nicht ganz so hart, aber da ist doch die Message das Ziel.
Und musikalisch eingängig ist eigentlich für Slime auch nicht gerade ungewöhnlich. Aber zum Glück sind auch einige härtere Nummern auf dem Album, zum Beispiel Brandstifter. Mit Banalität des Bösen wird auch textlich die Lücke zu Schweineherbst geschlossen. Dann gibts noch zwei Experimente: den Ska-Song Ich kann die Elbe nicht mehr sehen sowie die Hip-Hop-Nummer Patrioten mit Swiss und Pablo Charlemoine von Irie Révoltés. An Gästen ist außerdem noch Rod von Die Ärzte dabei. Außerdem gibt es das famose Let’s Get United, bei dem Wakes-Sänger Paul und Los Fastidos-Sänger Enrico in ihrer jeweiligen Landessprache eine Strophe übernehmen.
Insgesamt 55 Minuten eine Mischung aus alten und neuen Slime. Ich halte das Album jedenfalls für bärenstark und einen würdigen Schweineherbst-Nachfolger, wobei das Niveau nicht ganz erreicht wird. Aber das ist auch verdammt schwer…
Tracklist Slime – „Hier und jetzt“
1. Unsere Lieder
2. Brandstifter
3. Sie wollen wieder schießen (dürfen)
4. Patrioten
5. Banalität des Bösen
6. Hier und jetzt
7. Die Stummen
8. Ernie und Bert in Guantanamo
9. Let‘s Get United
10. Die Geschichte des Andreas T.
11. Spinner
12. Der siebte Kontinent
13. Ich kann die Elbe nicht mehr sehen
14. Bekenntnis zu einem Paradoxon
15. Schöne neue Welt
16. Für alle Zeit
Tourdaten:
Die Videos:
Das Album erscheint am 29. September 2017 über People Like You auch auf Vinyl und in einer limitierten Box.
[…] Jubiläum mit einer ausgedehnten Tour feiern. Die Deutsch-Punk Legende veröffentlichte 2017 mit Hier und Jetzt ihr letztes Studioalbum, zudem wir die Band hier im Interview hatten. Im letzten Jahr […]
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[…] Punk wie früher” – für einige von euch die Enttäuschung des Jahres. Hier übrigens unser Interview mit Slime zum neuen […]
[…] Auch hier merkt man, wie eine Band einen schwächeren Vorgänger vergessen machen kann. Endlich wieder eigene Texte und durchwegs starke Instrumentals. Lieder wie Brandstifter, Die Stummen oder Ernie und Bert in Guantanamo sind einfach richtige Hits. Mit diesem Album zeigen Slime, dass sie auch musikalisch wieder relevant sind (textlich waren sie das ja sowieso immer). Diese Platte hatte mich wirklich überrascht. Unser Review zu Hier und Jetzt findet ihr hier. […]
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