Als sich mir die Möglichkeit bot ein Interview mit Slime zu machen, habe ich natürlich sofort zugesagt. Immerhin begleitet mich die Musik von Slime schon eine sehr lange Zeit. „Möchtest du ein Telefoninterview machen oder in Berlin ein Interview mit der Band machen?“ war die zweite Frage. Wenn sich schon die Möglichkeit bietet, dachte ich mir und habe mich auf den Weg nach Berlin gemacht, damit ich mir auch einen persönlichen Eindruck von der Band machen kann. Also traf ich mich an einem verregneten Februar Dienstag mit Nici, Christian und Elf in Christians Tonstudio in Berlin zu einem Interview.

AWAY FROM LIFE: Hallo zusammen, vielen Dank dass ihr euch die Zeit für unsere Fragen nehmt, fangen wir doch direkt an. Was ist der größte Unterschied zwischen Wem gehört die Angst und dem Vorgängeralbum Hier und Jetzt?

Christian: Was meinst Du denn dazu? Wie ist deine Meinung?

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AFL: Beim ersten Hören, und da bin ich ehrlich, habe ich gedacht, dass ist nicht Slime, das ist nicht so wie die alten Sachen, mittlerweile nach mehrmaligen Hören finde ich die Scheibe ganz geil, ich würde sagen ihr seid mit dem Album gereift, habt eine neue Perspektive.

Christian: Textlich meinst Du?

AFL: Ja textlich! Musikalisch sowieso, das hört man auf jedem Album, das ihr euch weiterentwickelt habt. Ihr seid ja mittlerweile ganz hervorragende Musiker, das konnte man beim ersten Album sicherlich noch nicht behaupten.

Elf: Bei dem neuen Album ist die Produktion auch komplett anders, jetzt hat Christian das ja in die Hand genommen, beim letzten Album hatten wir noch einen Mischer, der die Aufnahmen nochmal gemischt hat und wir dann die fertigen Mixe anhören und noch hier und da etwas kritisieren konnten. Mit Christian ist das ganze viel offener und wärmer, das Schlagzeug klingt echter. Es klingt mehr Live aufgenommen.

Christian: Mehr wie eine Band.

Elf: Ja genau mehr wie eine Band.

AFL: Ebbe und Flut ist ja ein wenig selbst reflektierend, bereut ihr einiges gemacht, bzw. nicht gemacht zu haben?

Christian: Nein eigentlich nicht. Wenn du von Erfolg sprichst, in dem Song geht es ja um persönlichen Erfolg und Niederlage, was zählt jetzt wirklich. Für die erste Slime-Phase kann man sagen, was unseren Erfolg ausgemacht hat, ist das wir geächtet wurden, mit zensierten Platten usw. Weil einige Songs auf dem Index standen. Das hat uns zum Erfolg verholfen. Das fand ich immer super, das war eine Möglichkeit, ohne sich irgendwo anzubiedern oder irgendetwas tun zu müssen was Zugeständnisse erfordert hätte. Mittlerweile wird das ja auch von vielen bewusst benutzt.

Eine Kleinigkeit fällt mir da aber noch als Randnotiz ein, wo ich im Nachhinein eigentlich lieber gesagt hätte das hätte ich lieber nicht gemacht. Für den Tarek-Ehlail-Film Gegengerade hier in Berlin auf seiner Party zu spielen, weil ich eigentlich auch genau wusste was passiert, wenn man so eine Inszenierung plant, um dann damit in die Schlagzeilen zu kommen. Er hat uns und viele Punks eingeladen und hat da so Schnapsstände aufgebaut und hat die Leute betrunken gemacht und um 1 Uhr oder so, hat er die Schnapsstände dann abbauen lassen. Die Leute waren dann natürlich sauer und haben angefangen das Hotel zu zerlegen. Unser Konzert hat dann halt auch zu der ganzen Geschichte beigetragen, dass er obwohl er nicht zur Berlinale eingeladen war, trotzdem seine Schlagzeile bekommen hat. Das hat er von vornherein geplant und ich habe das gewusst und hab noch gesagt, wir lassen uns da vor den Karren spannen. Aber es war dann doch irgendwie auch ganz lustig.

Nici: Wir waren aber ja zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr da, wir saßen ja schon im Franken.

Christian: Ja aber wir haben da halt vorher gespielt und damit zu dem ganzen Beigetragen. Das ist aber auch nur ein Witz am Rande. In Ebbe und Flut geht es auch mehr um persönliche Geschichte. Erfolgreich zu sein war für uns immer die Frage, werden wir gehört, das war uns schon wichtig, das was wir sagen wollen auch gehört wird. Das haben wir auch 2010 sehr schnell gemerkt als wir wieder angefangen haben, dass es nicht nur nostalgische Gründe hatte warum die Leute zu uns auf die Konzerte gekommen sind, das war lebendig und hat uns auch bewogen weiter zu machen und wieder richtig anzufangen.

Elf: Lebendig ist genau das richtige Wort.

AFL: In Paradies singt ihr von der Anti Atomkraft Demo in Brokdorf und in Wenn wir wollen davon wieder den Arsch hochzubekommen. War auch bei Slime zwischendurch mal die Luft raus? Ward ihr satt?

Elf: Die 15 Jahre, die wir nicht existiert haben, 1995-2010 haben wir ganz andere Sachen gemacht, die Miete musste ja auch irgendwie bezahlt werden, ich bin zum Beispiel, und Dirk auch, Taxi gefahren und haben andere Jobs gemacht. Kinderlieder und so gemacht, aber dann auch schon wieder Rubberslime gegründet und versucht auf der Schiene wieder was zu machen, was aber nicht sonderlich erfolgreich war. Immer dran geblieben an der Musik, aber nicht so richtig mit dem Kampfgeist.

Christian: Aber trotzdem haben wir immer unser eigenes Ding gemacht. Das ist auch das, wenn du mich noch fragst was heute Punk ist. Selbstbestimmung. Das haben wir tatsächlich auch gemacht, aber ich muss sagen, als es dann mit Slime wieder anfing, habe ich mir dann auch wieder über andere Dinge Gedanken gemacht. Und gedacht, stimmt, stimmt, stimmt eigentlich hat sich ja überhaupt nichts geändert aber die Jahre zuvor habe ich mein Ding gemacht und das hat irgendwie auch damit zu tun. Im Studio hier und Bands unterstützt, wo ich gedacht habe das ist das Richtige.

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AFL: Welches ist denn euer Lieblingssong vom Album?

Elf: Paradies und Ebbe, Solidarity.

Nici: Die Suchenden.

Christian: Hölle und Die Suchenden.

Elf: Kein Mensch ist illegal, der Song den ich singe ist eigentlich auch ganz geil.

Nici: Wenn wir wollen. Wir hören gar nicht mehr auf.

AFL: Also eigentlich alle Songs?

Alle: Ja genau eigentlich sind alle Songs gut

Elf: Das ist irgendwie ein schönes kompaktes Ding geworden, nicht mit zu vielen Songs, sollte auch alles nicht zu lang werden. So dass das ganze Ding auch auf eine Vinyl passt, also Insgesamt unter 42 Minuten.

Kennst Du Off!, die Band von dem Circle-Jerks-Sänger Keith Morris? Die haben zwei Alben rausgebracht und die Songs sind alle so eine Minute lang, ist auch ein geiles Konzept und du merkst das nicht mal richtig, obwohl jetzt auch nicht alle Songs megawahnsinnig gut sind, aber da ist alles drin, da ist ein Intro, Strophe, Bridge zum Refrain, finde ich geil irgendwie.

Christian: Naked City haben das ja auch gemacht, so ein Album, dreißig Sekunden lang teilweise die Stücke, ich war in Hamburg im Audimax und habe mir das angehört und die haben halt ihre Dreißig-Sekunden-Nummern gespielt. Was aber total genervt hat auf dem Konzert, nach einem 30-Sekunden-Song gab es dann eine Minute Beifall (Alle lachen) und ich habe gedacht das nervt voll, ich will doch Musik hören.

Elf: Ja in der Kürze liegt die Würze, deshalb war ja auch das erste Ramones-Album damals so geil.

AFL: Lets get United und jetzt mit Solidarity ruft ihr zur Einheit auf, wie wichtig ist zurzeit ein gemeinsames dagegen?

Elf: War schon immer wichtig. Nicht Gegeneinander und sich Untereinander in der Szene zu bekämpfen. Da wären wir auch zum Beispiel bei diesen Kids von Fridays For Future, ich kenne die jetzt nicht direkt, nur aus den Medien, aber das ist beeindruckend was die machen. Das sind Kids aus allen Schichten, vielleicht eher Gymnasiasten keine Ahnung aber wahrscheinlich ist das schon sehr gemischt, aber Hauptsache sie haben einen Sinn dafür und wissen das es ihnen schon enorm wichtig ist und dafür auf die Straße gehen. Das ist auch eine Form von United und Solidarity gegen die bescheuerten Politiker, die nicht auf die Wissenschaftler hören. Das ist ja das einzige was sie sagen, hört auf die Wissenschaftler. Genau richtig eigentlich.

Likedeeler, das heißt Gleichteiler.

AFL: Sind Alex und Nici eigentlich noch die Neuen in der Band?

Nici: Das müsst ihr beantworten.

Elf: Nein, wir sind jetzt in der Besetzung länger zusammen als in den Besetzungen vorher. Ist auch egal, das ist jetzt die Band und das ist auch eine gute Besetzung so wie sie ist.

AFL: Also jeder hat das gleiche Mitspracherecht?

Christian: Das sowieso. Es gibt höchstens die Situation, dass wir drei, halt aus der Zeit vorher Erfahrungen haben, die manchmal vielleicht mehr ins Gewicht fallen. Das ist ja auch bei anderen Sachen so, in vielen Bands ist das ja auch mit der Bezahlung so, das neue weniger bekommen.

AFL: Ich weiß ja nicht wie das bei euch läuft

Elf: Likedeeler, das heißt Gleichteiler.

Niki: Ja genau wir sind die Gleichteiler.

Slime (Ron Gerlach, 2019)

AFL: Habt ihr eigentlich noch Bock die alten Stücke zu spielen? Oder gibt es Songs wo ihr sagt oh nicht schon wieder?

Elf: Nee, eigentlich nicht, da gibt es keinen Song.

Christian: Nee. Eigentlich nicht, wir stehen immer vor dem Problem, das wir zu viele Songs haben, die wir spielen wollen und wenn wir dann ein neues Album haben, dann müssen wir alte Sachen rauskicken, aber das muss dann gemacht werden.

Nici: Wir wechseln aber auch viel, dann spielen wir mal Seekarten, dann spielen wir mal Mensch usw. Es wechselt halt mal, weil das Repertoire halt auch groß ist und dann macht es auch wiederum Spaß.

Christian: Wir sehen das auch nicht mehr Song für Song, sondern eher als Gesamtpaket, wie sich so ein Set auf der Bühne bewährt, wie es angenommen wird und wie man sich selbst dabei fühlt. Die Reihenfolge macht manchmal auch einen großen Unterschied und das macht es dann nie langweilig.

AFL: Das heißt ihr stellt auch durchaus nochmal eine Setlist um, wenn ihr die ersten Konzerte auf einer Tour spielt und seht das funktioniert doch nicht so wie gedacht?

Elf: Ja haben wir jetzt gerade auf der Tour auch, da haben wir festgestellt, dass das Set dann doch einfach zu lang war. 90 Minute + reicht auf jeden Fall.

AFL: Ja das Publikum ist ja auch älter geworden oder?

Christian: Ja natürlich sind auch viele älter geworden, aber in letzter Zeit wird das Publikum auch wieder jünger.

AFL: Also sind nicht nur alte Säcke im Publikum?

Nici: Nein ganz im Gegenteil. Also vorne die Reihen sind voll mit jungen Leuten. Finde ich auch total super.

Elf: Jetzt auch merklich mehr irgendwie. Fast bei jeder Show mehr Leute in den Städten, wo wir voriges oder vorletztes Jahr auch schon gespielt haben. Sind mal hundert, mal zweihundert mehr und das sind dann wohl eher die Jüngeren, das hat man dann auch schonmal an so einem Pogo-Mob vorne gesehen. Das ist auch echt cool zu sehen, dass unsere Musik dann halt auch noch bei jüngeren so funktioniert und ankommt.

Christian: 2013 ist ja auch ein Buch über Slime erschienen (Anmerkung der Redaktion: Daniel Ryser: Slime). Wir haben den Autor auf einer Lesereise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz begleitet, Elf, Dirk und ich mit Akustikgitarren und Gesang und ein paar Songs haben wir, weil es halt gut funktioniert hat auch ins normale Programm aufgenommen. Seitdem haben wir immer in der Mitte des Sets so zwei oder drei Akustik Nummern, um dann danach auch nochmal wieder alles aufbauen zu können. Nur mit Gitarre und Gesang zu performen, da bist du auf einem ganz anderen Energielevel und danach wieder voll aufzudrehen. Das ist auch etwas was es früher nie gegeben hätte.

Elf: Nee, hätten wir in den Neunzigern niemals gemacht.

Christian: Hätten wir nicht gemacht, da musste es immer sägen.

Elf: Lustig war jetzt zum Beispiel in Schweinfurt, da haben sich bei dem Akustikteil, von den jüngeren Leuten welche hingesetzt. Da viel mir dann direkt ein, das erste Mal im Osten damals, die haben sich da auch vorm Konzert hingesetzt, so voll Hippie mäßig, die sind dann natürlich zum Konzert aufgestanden. Aber jetzt bei dem Konzert waren das halt jüngere, die haben sich hingesetzt und ein paar haben auch Feuerzeug angemacht.

AFL: Ist aber bestimmt eine komische Situation, wenn man auf der Bühne steht.

Elf: Ja das ist schon ein wenig schwierig.

Nici: Ist aber ja auch nicht jedes Mal so.

Elf: Die haben gedacht das ist jetzt der Teil wo wir uns mal ausruhen können.

Christian: Ich glaube das war auch ein wenig ironisch gemeint.

Slime (Ron Gerlach, 2019)
Slime (Ron Gerlach, 2019)

AFL: Wen würdet ihr gerne nochmal live auf der Bühne sehen tot oder lebendig?

Christian: Led Zepplin.

Elf: Jimi Hendrix, das gucke ich mir immer wieder gerne an, irgendwelche Konzertaufnahmen.

AFL: Da ihr ja auch in Paradise über Rio singt, wie wichtig war Rio bzw. die Scherben für euch in der Entwicklung?

Elf: Das haben wir halt auch schon vor dem Punk gehört, ganz wichtig, halt deutschsprachiger Politrock. Bei mir war das in der Schule, so Leute ich glaube aus höheren Jahrgängen, die kamen damit dann an, die waren schon politisiert und hörten dann die Scherben und das fand man dann schon geil. Das hat einen dann politisiert, fasziniert und uns schon beeinflusst als man angefangen hat Musik zu machen. Fast gleichzeitig kam dann aber auch Punk als Einfluss dazu.

Christian: Wir haben doch auch 81 oder 82 mit denen zusammen gespielt.

Elf: Ja wir haben mit denen zusammen, in Neumünster, in der Holstenhalle, gespielt.

Christian: Da waren das für mich schon Helden!

Elf: Die Connection ging ja dann auch noch komisch weiter, ich habe ja dann irgendwann bei Abwärts gespielt und der Bassist Jochen Hansen, der hat bei Rio Reiser in der Band gespielt und war auch richtig befreundet mit Rio. Und dann haben wir ja Ende der neunziger noch eine Platte gemacht, mit der Band C.I.A., also Dirk als Sänger, ich dabei und noch ein paar andere. Wir hatten dann die Idee in Fresenhagen für die Platte zu Proben und haben uns da eingemietet. Rio war schon tot, aber Lanrue war noch da und hat das alles gemanagt. Wir haben dann da abends zusammen mit Lanrue abgehangen, Wein gesoffen und er hat alte Geschichten erzählt, war total abgefahren.

AFL: Was läuft zurzeit bei euch auf dem Plattenspieler?

Nici: Bei mir die letzte New York Dolls, letzte Woche Donnerstag habe ich die aufgelegt und seitdem war ich nicht mehr zu Hause.

Elf: Ich kann das gar nicht sagen, ich höre alles Mögliche. Manchmal surfe ich mich so durchs Internet und lasse mich da inspirieren. Grand Funk Railroad wurde mir gerade letztens von meinem alten Kumpel Bill empfohlen, ich steh auch voll auf so alten 70iger Kram.

Christian: Ich höre zu Hause tatsächlich nicht so viel Musik, ich höre ja den ganzen Tag 10- 12 Stunden Musik im Studio. Manchmal gibt es aber auch Sachen, die ich dann super gerne mit nach Hause nehme. Auch so neues Zeug, so Bass/Schlagzeug Duos oder so.
Gibt es eigentlich eine Band die ihr so als Nachfolger, bzw. Erben von Slime seht, die ähnlich wie ihr es gemacht habt, die Menschen erreicht?

Elf: Vielleicht so ein wenig Swiss und die Anderen ein bisschen so die Richtung, aber irgendwie auch nicht, sie sind ja nicht so sehr politisch wie wir jetzt. Die haben aber eine eigene Art Antifa-Haltung rüber zu bringen ohne andauernd „Alerta! Alerta! „zu schreien, das finde ich eigentlich ganz gut bei denen. Die haben auch viele Texte, die eher so Lovesong-artige Sachen sind, aber trotzdem nicht so eine schleimige Art haben. Die Einstellung von denen ist ganz geil irgendwie. Sind auch total nette Jungs. Haben auch viel erreicht in einer kurzen Zeit, haben ja jetzt gerade in der Alsterdorfer Sporthalle gespielt. Aber jetzt so Nachfolger von Slime, aber nicht so richtig, aber gibt es wohl auch nicht.

Christian: Gibt es wahrscheinlich nicht. Feine Sahne Fischfilet würde zum Beispiel auch nicht passen, die gehen halt auch einen ganz anderen Weg. Politisch irgendwie schon, aber dann auch wieder ganz anders, die sind ja auch kommerziell ganz anders unterwegs. Wie alle anderen Bands halt auch, im Gegensatz zu uns, wir waren halt immer non-kommerziell. Obwohl uns da auch immer anderes nachgesagt wurde, weil wir durch Zufall mal Platten verkauft haben. Also schwer zu sagen, aber gibt es nicht.

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AFL: Apropos kommerziell habt ihr eigentlich noch richtige Jobs? Christian, du machst ja hier das Tonstudio.

Christian: Ja eigentlich machen wir alle, außer Dirk noch so unser Ding und sind nicht darauf angewiesen das wir mit der Band Geld verdienen müssen. Das ist auch wichtig, dass es nicht so ist. Irgendwann kam das mit der Band dann 2010 wieder dazu, zu dem was wir eh schon gemacht haben. Elf war ja immer am nächsten dran, da er sich immer um Merch und Mail und unser Label und so gekümmert hat. Ich mach das Studio, Alex macht Booking und seine beiden Festivals. Nici hat ihre Kneipe in Bremen, der einzige der da ein bisschen frei im Orbit schwebt ist Dirk.

AFL: Welche Themen treiben euch zurzeit an? Wofür setzt ihr euch ein? Irgendwelche sozialen Dinge oder Umweltschutz?

Elf: Ich trenne den Müll.

Christian: Ich mache gerade ein Album mit einem zum Glück mittlerweile Ex-Obdachlosen, der halt sehr lange auf der Straße gelebt hat, Tex Brasket heißt der. Das unterstütze ich wie ich kann, so wie es mir möglich ist. Der wird uns auch bei unserer Show im SO36 supporten. Der hat einen richtig schönen Song, Taschenlampe, in dem er auch dazu auffordert leere Häuser zu besetzen und nicht Leerstehen zu lassen. Seine Texte handeln ausschließlich von dem Leben auf der Straße und das so mitzubekommen, wie das tatsächlich in Wirklichkeit ist, über das hinaus was man sowieso schon sieht ist echt Derbe.

AFL: Zehn Jahre nach der Reunion, drittes Album, was können wir noch erwarten, wie lange wird es Slime noch geben? Gibt es noch ein Akustik Album?

Elf: Wie lange, das kann man immer nicht wissen. Ja, Akustik Album, das ist eine gute Idee, da haben auch schon immer mal Leute nachgefragt. Ganzes Album vielleicht nicht, aber ein paar Sachen mal geil aufnehmen wäre ganz schön.

Christian: Wer weiß, wer weiß.

Elf: Ein paar Songs haben wir ja, die man gut umsetzen kann, das haben wir ja bei diese Akustik-Tour mit dem Buch ja gemerkt. Das hat ja sehr gut funktioniert.

Christian: Ansonsten ist es eher unmöglich mit dieser Band zu planen. Keine Chance. Das wissen wir mittlerweile selbst auch, daher können wir nicht sagen was als nächstes kommt.

Nici: Es kommt wie es kommt.

Christian: Genau es kommt wie es kommt. Wer weiß.

AFL: Gibt es irgendwas, was ihr noch erzählen möchtet? Ihr habt jetzt den ganzen Tag von heute Morgen an, nehme ich an, Fragen beantwortet.

Nici: Ja, durchgehend gesabbelt.

AFL: Welche Frage hättet ihr gerne gehört?

Nici: Uh. Weiß ich gar nicht.

Christian: Was ich zum Beispiel gut fand und da habe ich dich ja am Anfang ein bisschen abgewürgt. Was ist anders an der neuen Platte? Das du auch gesagt hast ja textlich ist es auch anders, reifer. Das war mir zum Beispiel sehr wichtig, dass wir uns auch in der Hinsicht ein wenig weiterentwickeln, mal in eine etwas andere Richtung gehen als das Politische, Agitatorische, mehr auf Zustände hinweisen, als sich um Menschen zu kümmern. Mir war es auch wichtig, dass wir einen Menschen und am besten auch noch ein Gesicht auf das Cover bekommen, das ließ sich erst gar nicht umsetzen, weil es zum einen sehr, sehr teuer ist und dann auch immer noch nicht gut sein muss. Als dann Alex‘ Tochter um die Ecke kam mit dem Bild, das wir jetzt als Cover haben, war das einfach super. Das fand ich wichtig, dass wir einen Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht ein Ding.

Nici: Genau!

Elf: Die Kleine ist vierzehn Jahre alt und malt mal eben so ein Bild, ist im Original ein Ölbild und die hat das zu dem Titel gemalt.

Nici: Die hat richtig Talent.

Slime - Wem gehört die Angst (2020)
Slime – Wem gehört die Angst (2020)

AFL: Wo wir gerade bei Kindern sind, hat eigentlich noch jemand von euch Kinder und wenn ja, ist aus denen eigentlich was Vernünftiges geworden? (Alle lachen)

Nici: Nee, der einzige der Kinder hat, ist unser Schlagzeuger Alex, wir anderen sind alle kinderfrei.

Elf: Kinderlos

Nici: War auch nie Thema.

AFL: Gibt es für heute noch letzte Worte von euch?

Elf: Die Datenkrake muss zerstört werden!
Ich habe gerade ein Buch gelesen, wo das vorkommt, aber ein noch besseres Schlusswort ist:

Kauft mehr Tonträger!!! Damit unterstützt ihr die Künstler!

AFL: Ein sehr schönes Schlusswort, dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Vielen Dank für das Interview.

Ich bin dann noch mit Nici und Elf zurück zum Berliner Hauptbahnhof und wir haben während der Zeit noch ordentlich weitergequatscht, über Slime, Die Mimmis und ganz viel anderen Kram. Alle drei super sympathische und authentische Menschen.

Vielen Dank an Nici, Christian und Elf für dieses wirklich angenehme Interview, wir sehen uns auf dem Konzert in Hamburg.

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Sven
Moin! Ich bin Sven aus der Nähe von Hamburg, 72er Jahrgang und seit über 20 Jahren glücklich verheiratet. Ich bin seit Sommer 2018 bei AWAY FROM LIFE und mache hauptsächlich Konzertfotos, Reviews und Interviews. Wenn ich nicht meinem „normalen“ Job nachgehe oder für AWAY FROM LIFE schreibe, könnt ihr mich entweder im Stadion beim FC. St. Pauli, auf Konzerten, beim Fotografieren oder beim Sport treffen. Bei letzterem schlägt mein Herz für‘s Boxen und Kraftsport, mittlerweile laufe ich aber auch einige Kilometer in der Woche. Ich liebe NYHC, bin aber auch für viele andere Genre offen, die zu unserer Szene gehören oder zumindest daran angrenzen. Meine All-Time Lieblingsbands sind Sick Of It All, Misfits, Ramones, Agnostic Front, und Slipknot. Hardcore lives!

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