Die Deutschpunk-Legende von Slime meldet sich 2020 mit einem neuen Album zurück. Wem gehört die Angst erscheint am 13. März 2020 auf Arising Empire, hat eine Spielzeit von etwas unter 42 Minuten und erscheint auf Vinyl, CD und Digital. Dreizehn Songs haben es auf das Album geschafft, das nicht nur das dritte seit der Reunion 2010 ist, sondern auch das Album zum 40-jährigen Jubiläum von Slime. Wir konnten zu Wem gehört die Angst ein Interview mit den für die Saiten zuständigen Musikern Nici, Christian und Elf führen das ihr euch hier durchlesen könnt.
40 Jahre Slime und unzählige Songs, die die politische Punkszene beeinflusst haben wie wohl keine andere deutsche Band. An diesen tiefen Spuren, die Slime hinterlassen hat, müssen sie sich natürlich auch immer wieder selbst messen lassen. Und so kam es auch, dass ich nach dem ersten anhören der Scheibe auf dem Weg zur Arbeit, gelinde gesagt ein wenig enttäuscht war. Aber was hatte ich eigentlich erwartet? Wenn ich ehrlich bin, ein Album wie Alle Gegen Alle, das mich damals genauso wie Slime 1 einfach begeistert hat und damals in Dauerschleife auf meinem Walkman lief.
Auf dem Rückweg von der Arbeit gefiel mir das gehörte schon viel besser und so ging es mit jedem Mal anhören weiter. Mittlerweile läuft Wem gehört die Angst auch seit Wochen in Dauerschleife, mittlerweile nicht mehr auf dem Walkman, denn ich habe mich genauso wie es Slime getan haben weiterentwickelt. Ja genauso würde ich das Album jetzt zusammenfassen, Slime haben sich auf diesem Album nicht nur musikalisch und technisch verbessert auch die Perspektiven und Texte sind reifer geworden.
Der bereits ausgekoppelte und als Video veröffentlichte Titelsong Wem Gehört Die Angst könnt ihr euch hier anschauen und anhören:
Neben dem Titelsong wird auch mit Weisser Abschaum ganz klar Stellung gegen den anhaltenden Rechtsruck bezogen und zwar genauso wie man es von Slime auch erwartet. Besonders beeindruckend übrigens die Idee bei Weisser Abschaum die Textpassage in der es offensichtlich um Kindesmissbrauch geht, durch Nici singen zu lassen, dadurch wirkt das Ganze noch stärker.
Die Suchenden kommt mit sozialkritischem Text in einem musikalisch abwechselnden Gewand daher und mit Wenn Wir Wollen wird wieder zur Revolte aufgerufen, lange nichts passiert, zünden wir die Lunte an. In Ebbe und Flut wird auf die eigene persönliche Vergangenheit zurückgeschaut.
Ebenfalls zum reinhören hier noch das Lyrik Video zu dem ebenfalls schon veröffentlichten Die Toten Wollen Wieder Alleine Sein:
Ebenfalls sozialkritisch wird in die Fette Jahre die Zeit betrachtet, in denen der Konsum nicht mehr uneingeschränkt möglich ist und es wieder leere Regale in den Supermärkten gibt und wir uns die Frage der nachfolgenden Generationen gefallen lassen müssen warum wir nichts dagegen getan haben, dass die Welt vor die Hunde geht.
Einen kurzen Moment wundert man sich dann über den Gesang bei Kein Mensch ist Illegal, bis man merkt, bei dem Stück singt Elf, übrigens auch ein starker Song, der ein wenig mehr Aggressivität der früheren Tage zeigt.
Den Abschluss macht Solidarity in dem, im typischen Folk-Punk Gewand, zur Solidarität aufgerufen wird. Gefällt mir äußerst gut der Song.
Musikalisch sieht man deutlich wie sich die Musiker in den letzten Jahren stetig verbessert haben und auch das man auf einen zusätzlichen Mischer verzichtet hat und Christian selbst die Regler komplett in der Hand hatte bekommt dem Sound von Slime sehr gut.
Tolle Riffs und Bassläufe, genauso wie ein grundsolides und treibendes Schlagzeug. Wem Gehört Die Angst klingt sehr gut und einfach harmonischer, textlich hat man sich stark weiterentwickelt, man benutzt nicht nur den Vorschlaghammer und genau das ist dann auch der Punkt an dem Kritiker ansetzen werden. Dem einen oder anderen wird der rohe, dreckige Sound fehlen und die mangelnde Aggressivität in den Texten monieren und auch der nicht so ausgeprägte Druck im Gesang wird hier durchaus Thema sein.
Fazit: Für mich nach anfänglichem hadern mittlerweile eines der besten Slime-Alben. Musikalisch und textlich abwechslungsreicher und reifer.
Tracklist
1. Wem Gehört Die Angst
2. Paradies
3. Hölle
4. Die Suchenden
5. Wenn Wir Wollen
6. Ebbe Und Flut
7. Die Toten Wollen Wieder Alleine Sein
8. Weisser Abschaum
9. Die Masse
10. Fette Jahre
11. Kein Mensch
12. Odyssee
13. Solidarity