Ende 2020 hat Dirk „Diggen“ Jora die Band Slims verlassen. Ungefähr ein Jahr später, im Dezember 2021, meldet sich die Band mit neuem Sänger und neuem Song zurück. Am 22. Juli diesen Jahres ist dann das erste Album mit Tex Brasket am Mikrofon erschienen. Im Vorfeld zu Zwei gehen die Meinungen bereits weit auseinander. In meinem Kreis spricht man von großen Mist bis hin zum potentiellen Album des Jahres. Selbst war ich nie ein großer Anhänger der Band, jedoch macht mich alleine die Diskussion schon sehr neugierig.

„Herzlichen Willkommen in der Scheiße!“ – was für eine Begrüßung im Opener Komm schon klar. Der Sound ist aggressiv und möchte einfach nach vorne marschieren, wird jedoch etwas durch den Sprechgesang den Tex hier an den Tag legt ausgebremst. Sobald aber der Refrain einsetzt wird die Bremse gelöst und die Party kann losgehen.

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Tex kommt von den Straßen Berlins, das scheint er auf dem Album in mehreren Songs zu verarbeiten. Dazu gehören zum Beispiel auch Heute Nicht und Bester Freund. Die beiden Songs gehören zumindest zu der Kategorie Tanzbar. Bei Taschenlampe und Lieben müssen wird es schon etwas Gefühlvoller. Beide laden zum Nachdenken ein und Tex kann hier all seine Leidenschaft einbringen. Die Themen hier liegen im wirklich am Herzen das spürt man als Zuhörer.

Slime (2021)
Slime (2021)

Neben den sehr therapeutischen Songs schaffen es auch Lieder auf die Platte welche Missstände sehr direkt und offensiv ansprechen. Das Punk- und Anti-Herz in mir schlägt hier definitiv höher und die Wut in den Songs springt direkt auf den Hörer über. Schon beim zweiten Durchlauf des Albums singe ich hier Lauthals mit.

Nach mehreren Durchgängen bleibt ein Song hängen. Er läuft mittlerweile mehr oder weniger in Dauerschleife. Sein wie die ist in allen Belangen einfach perfekt. Der Text, die Melodie, die Umsetzung mit dem akustischen Intro und den Übergang auf die E-Gitarren. Selbst die Stimme von Tex kommt hier so gut zur Geltung wie in keinem anderen Lied auf dem Album. Ich hatte das Vergnügen beim Krach am Bach Festival kurz mit Tex zu plaudern, falls du dich daran nicht mehr erinnern kannst möchte hier noch einmal mein Danke an euch für diesen Songs aussprechen!

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Wie zu beginn bereits erwähnt gingen die Meinungen im Vorfeld zu Zwei weit auseinander. Ich kann jeden Slime-Fan verstehen der nichts mit dem Album anfangen kann. Genauso gut kann ich jeden verstehen der die Meinung vertritt, man hätte das unter einem anderen Namen weiter führen soll. Denn ich fühle mich beim Hören nicht oft an Slime erinnert, zumindest nicht die Klassiker welche ich mit dem Namen Slime verbinde. Aber egal welchen Aspekt man von Zwei betrachtet. Produktion, Sound, Texte oder Melodien das Album ist einfach grandios! Ich muss zwar zugeben, dass ich mit dem Sprechgesang in so manchen Song etwas gebraucht hatte um warm zu werden, aber sobald ich mich daran gewöhnt hatte wurde ich immer wieder aufs neue abgeholt und mitgenommen.

Ich zähle mich also eher zum Lager: Anwärter auf Album des Jahres.

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– Playlist: Happy Release Day
BEWERTUNG
Slime - Zwei
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Lahri
Mein Name ist Stefan oder für die meisten einfach Lahri. Ich bin 31 alt und komme aus dem Bamberger Raum. Meine Leidenschaft für Musik wurde stark durch Tony Hawk's Pro Skater beeinflusst. Bei AWAY FROM LIFE schreib ich hauptsächlich Reviews und Konzertberichte.
slime-zwei-review-2022Ende 2020 hat Dirk "Diggen" Jora die Band Slims verlassen. Ungefähr ein Jahr später, im Dezember 2021, meldet sich die Band mit neuem Sänger und neuem Song zurück. Am 22. Juli diesen Jahres ist dann das erste Album mit Tex Brasket am Mikrofon erschienen. Im Vorfeld zu Zwei gehen...

4 Kommentare

  1. Slime?!
    Neuer Sänger? Kann das noch Slime sein? Welche Berechtigung haben die übrigen Slime-Mitglieder den Namen weiter zu tragen. Ist das nur Marketing oder ist Slime eben mehr als Dicken bzw. die Stammformation? Die Bandmitglieder wechselten ja vorher auch schon, nur Elf und Dicken waren (fast die ganze Zeit) dabei. Klar ist es etwas anderes wenn der Schlagzeuger wechselt, als wenn sich die Stimme ändert.
    Diese Fragen sind natürlich der Kern der Auseinandersetzung mit dieser Platte und ggf. der Zukunft der Band.
    Die Kritik, dass es Etikettenschwindel sei oder nur Rock und kein Punk gespielt wird, halte ich für Quatsch (Etikette tötet ;o). Aber irgendwas ist anders, klingt anders und fühlt sich auch irgendwie anders an.
    Nach dem min.50x Durchhören kann ich dieses „anders“ auch ganz gut beschreiben (denke ich): Slime hat immer unpersönlich, für uns alle geschrieben. „Wo man ist, es ist zu kalt“, „legal, illegal scheißegal“, „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“, „Wir leben in einem Alptraum, der Gewinner wird der Selbstmord sein“, „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ usw. „Wir“ gegen „die“. Es wurde nie aus der Ich-Sicht gesungen. Niemals hat Dirk blicken lassen, wer er selber ist (vielleicht weil die Texte eben auch nicht von ihm waren). Ausnahme bildet vielleicht „ich war dabei“, aber das lässt uns nun auch nicht in seine Seele gucken und genau das ist der Hauptunterschied vom „neuen“ zum „alten“ Slime.
    Nun haben wir einen Sänger, der SEINE Texte schreibt, der seine Geschichte erzählt, der erzählt wie es ihm geht, wie er sich fühlt – natürlich alles mit links-anarchistischer Attitüde. Der Vorteil jetzt, man kann die (meisten) Lieder auf sich selbst beziehen, man sieht sich im Spiegel in einer kranken Welt. Wenn der das darin schafft, dann schaff ich das auch. Gut, er hat auf der Straße gelebt, ich nicht, aber ankotzen kann mich die Ignoranz der Vorbeigehenden genauso. Verzweifeln an der Salonfähigkeit von rechtem Gedankengut, tu ich auch. Ja er ist zurecht wütend auf die arrogante Gesellschaft, sauer auf die leer stehenden Häuser, während Menschen draußen erfrieren, auch ich möchte mich da gerne verpissen, so dass mich keiner mehr findet. All das glaubt man Tex Brasket, glaubt es „Slimes Neuem“ kann es nachfühlen und genau deshalb ist die Platte so gut, so authentisch, so ehrlich, man glaubt ihm, weil er es erlebt hat und aus seiner Sicht und Erfahrung erzählt.
    Ist das noch Slime wie früher? Ganz ehrlich? Eigentlich nicht. Slime war immer mehr das Plakat, auf dem die Parole steht, statt eines intimen, gesellschaftskritischen Romans eines Erzählers.
    Aber: Beides soll den Hörer aufrütteln und zum Widerstand gegen Ungerechtigkeiten und Ausbeutung aufrufen! Beide Wege können das theoretisch auch – aber eben auf ganz unterschiedlichen Wegen.
    Ist das noch Slime? Ich weiß es nicht. Es ist sicher anders als das Altbekannte.
    Ist das gut? Auf alle Fälle – so gut wurde auf noch keiner Slime-Platte gesungen und getextet. Die musikalische Reife, die Message alles passt und ist nach wie vor politischer Punk-Rock.
    Ich find’s richtig klasse und hoffe die hauen noch ein paar Platten dieser Qualität raus!
    Die Lieblingssongs wechseln bei mir, weil eben viele gute Lieder drauf sind. Angefangen hat es mit „komm schon klar“, dann „sein wie die“, dann „Heute nicht“ und jetzt gerade „scheiss Beerdigung“. Wer weiß, wahrscheinlich ist es morgen „mea culpa“ oder „lieben müssen“ – mal sehen, ich freu mich drauf.

  2. Ja, ich kann meinen Vorednern nur zustimmen: Die Spielfreude ist enorm, die Platte läuft sich kein Stück tot. Als Fan aus den 80ern musste ich erst schlucken, aber die Rauhheit, die auf den beiden Vorgängern ein bisschen verloren ging, wobei ich auch Ska-, Reggae-, und HipHop-Einflüsse sehr mag, ist wieder da. Die Energie von Tex mag ich sehr. Und spätestens bei einem der geliebten Gitarren-Soli ist klar, wer hier aufspielt.
    Eine Scheibe aus der Kategorie ‚wird mit jedem Hören besser‘.

  3. „Niemals sein wie die“ ist nicht so richtig meins. Aber Vieles Andere. Genauso, wie man Punk/Punkrock nicht definieren möchte, kann man „die“ auch nicht definieren, Spiesser sind eh immer die anderen. Ich hab Slime damals wenig gehört, kannte nur die typischen Knallerdinger, aber spätestens seit „Schweineherbst“ hab ich hie und da mal ein Ohr draufgehabt. Ich fand die „Angst-Scheibe“ schon toll, aber die hier kommt noch nen Tick besser. Das neue Themenfeld von Tex eröffnet ne neue musikalische Spielwiese voller Druck, Wut und Aggressivität, wie man es von jungen Punkbands kennt, aber kaum von gestandenen Altgardisten. Das ist eine völlig neue Erfahrung für mich, denn auch ich geh beim Hören ab wie ein Zäpfchen – zur Erklärung: ich bin schon paar Monde auf der Welt und da wäre Sitzpogo mitunter hilfreicher… Ob das nun Slime ist oder nur 4/5 + 1-Slime, das ist mir völlig Wumpe, Elf war immer schon der kreativste und aktivste Kopf der Band, der Slime letztlich das Gesicht gab. Die Musik der Scheibe und ihrer Vorgängerin ist ganz grosses Kino, das drückt nach vorn, klingt richtig fett und nach Abrisstauglichkeit, das ist auch ne gut arrangierte und reife Mische ohne Peinlichkeit. Die ganze Baumpinkelei daneben (aus Diggens Richtung) geht mir aufn Zeiger – ich will nicht wissen, wer wem ne Schaufel geklaut hat, das sollen die unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausmachen. Warum soll das Publikum Partei ergreifen, wem ist damit gedient? Keiner von uns kennt die objektive Wahrheit und das ist auch gut so.

  4. „…Denn ich fühle mich beim Hören nicht oft an Slime erinnert…“ finde ich persönliche nicht 100%ig richtig.
    Textlich vielleicht aber Elf hat gefühlt seine Spielfreude wieder gefunden und gerade das Gitarrenspiel erinnert mich stark an die alten Slime-Zeiten. Komischerweise gerade an die Schweineherbstpahse.
    ABER jeder nimmt Musik anders war. Alles in allem ohne wenn und aber eine ganz große Platte womit ich nach den letzten Veröffentlichungen wirklich nicht mehr gerechnet habe.

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