Ich bin ja hier irgendwie sowas wie der Hip-Hop-Onkel und bespreche den ganzen Zeckenrap und den, der nicht so genannt werden will, gerne mit. Nun, gibt es drei Hip-Hop-Artikel, die ich in nächster zeit droppen (wuhu, wie hip) werde, die zum Glück auch alle einen Bezug zu unserer Seite haben. Seid gespannt, der nächste wird eine richtige Perle…

Eine richtige Perle muss auch Sonja aus Saarbrücken sein, denn irgendwie hat sie sich durch Beharrlichkeit ins Line-up gemoggelt und zusammen mit DJ Le_go, dem „DJ des Herzens“ von Jennifer Gegenläufer, durfte sie zum Start des Sets drei eigene Songs zum Besten geben. Dafür wurde sie von Sookee kurz vorgestellt. Danach folgte ihr bester Song mit der unfassbar coolen Hook (ihr seht, ich hab den Slang voll drauf) „Wenn ich groß bin, werde ich Zeckenrapstar“. Auch die beiden folgenden Songs waren ganz ok, voll deep und so. Mal gespannt, obs da weitergeht.

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Weitergegangen ist es auf jeden Fall mit Jennifer Gegenläufer, die ich bisher noch nicht kannte. Die? Oder der? „Trans Rights Are Human Rights“ stand auf ihrem oder seinem Pulli. Keine Ahnung, was ihr/ihm genehmer ist, im Laufe des Gigs outete sie/er sich als Transmann. Gehen wir mal davon aus, das bei weiblichem Vornamen und dem Wahlslogan „Feminismus oder Schlägerei“ die weibliche Form ok ist. Will natürlich auch niemandem auf die Füße treten. Eines konnte sie sehr gut und zwar rappen. Eigentlich jeder Song ein Hit. Was mich vor allem beeindruckte, waren ihre Freestyle Skills, die sie in klassischer Hip-Hop-Freestyle-Manier improvisierte, als ihr aus dem Publikum verschiedene Gegenstände gereicht wurden. Gut, das Publikum war auch nicht sehr einfallsreich, denn sie bekam 50 Cent und einen Becher gereicht, das war sicherlich keine Herausforderung. Aber trotzdem… Was sie auch gut konnte, war krasse Aussagen mit freundlich-lächelndem Gesicht ins Pu8blikum zu spitten, die sie anschließend aber in einem Hochschul-Philosophie-Feminismus-Jargon erklären wollte, aber da bin ich zuweilen ausgestiegen. Etwas peinlich berührt war ich, bei einem Song, der sich mit Klassizismus beschäftigte und am Beispiel Instagram aufzeigte, wie Menschen zu Objekten degradiert werden. Denn genau diesen Song hatte ich mir für meinen obligatorischen Instagram-Post ausgesucht 😉

Jedenfalls ein großartiger Support, muss man schon sagen. Raptechnisch wirklich exzellent. Leider waren keine der Songs auf ihrer EP drauf, die ich mir im Anschluss besorgt habe. Alle Songs harren noch ihrer Veröffentlichung. Sollte das Album irgendwann mal erscheinen, gibts einen neuen Stern am Zeckenrap-Himmel, da bin ich mir ganz sicher. Allerdings kann das noch etwas dauern, denn Jennifer Gegenläufer gehört zur „Zuspätkommer-Gang, was aber nicht auffällt, weil sie nur mit Zuspätkommern hängt.“ Fürchte, da muss Springstoff mal Druck machen.

Danach betrat Sookee mit Band die Bühne. Ja, hier kamen die Beats vom Bassisten und die Drums vom Schlagzeug. Natürlich wurde auch ein bisschen was eingespielt, Samples und so, aber sonst war alles handgemacht. Sookee habe ich damals durch eine Löschdiskussion zu Deine Elstern entdeckt und mich direkt in Augen zu verliebt. Gabs heute leider nicht. Seitdem feiere ich so ziemlich alles von der Berliner Rapperin, insbesondere die beiden letzten Alben Lila Samt und Mortem & Makeup. Sehr sympathisch war mir jedenfalls ihre Ehrlichkeit in Bezug auf ihre Freestyle-Talente (Haus – Maus – Klaus, hehehe). Da war sie wohl auch etwas neidisch auf Jennifer Gegenläufer. Auch gut gefiel mir ihre wenig akademische, bodenhaftende Art. Denn wer ihre Kunst kennt, weiß, dass sie auch im akademischen Diskurs ihre textlichen Stärken zeigt und ihre Texte zuweilen sehr verkopft sind. Das kam gar nicht so raus, sie wirkte einfach grundsympathisch. Interessant fand ich ihren kleinen Exkurs zum Thema Geschlechterrolle im Dschungelbuch. So hatte ich das gar nicht gesehen. Kurz zusammengefasst: Shanti, die Femme fatale, entführt Mogli mit einem sexualisierten Augenaufschlag aus seinem utopischen Leben mit seinen männlichen Freunden und führt in sozusagen wieder auf den „Pfad der Tugend“, beziehungsweise in ein konventionelles Leben.

Sehr gefreut hat mich Zusammenhänge, das ich damals auf Gigoflows Kanal Spuck auf rechts entdeckte, leider natürlich ohne Spezial-K. Auch weitere Klassiker wurden performt, darunter natürlich auch Pro Homo, das Lied, das sie so richtig bekannt machte. Kollegah und Farid Bang bekamen dann auch noch mal ihr Fett weg (und Bushido im Nebensatz). Tja, gut, dass sie nicht wusste, was ich auf dem Weg zu ihrem Gig gehört habe…. Na gut, stimmt nicht, obwohl ichs zwei Tage vorher tatsächlich gehört habe. Tatsächlich habe ich Zugezogen Maskulin gehört, was auch eine perfekte Überleitung ist, denn mit grim104 hat sie You Only Die Once veröffentlicht. Und da grim104 leider nicht mit auf Tour war, durfte Jennifer Gegenläufer den Duett-Part übernehmen. Auch cool, die Neubearbeitung Nichts gemeinsam von NMZS, dem sie am Schluss auch den Song widmete. Nicht so cool: Jennifer Rostocks Hengstin. Ein grauenhafter Song mit einem furchtbaren Beat. Wurde etwas besser durch Sookees Bearbeitung, aber trotzdem: ätzendes Teil.

Sollte aber (aus meiner Sicht) auch der einzige Ausfall gewesen sein. Ansonsten regierte hier 90 Minuten lang Supreme Hip-Hop von der Quing of Berlin. Am Ende durfte man auch noch etwas Stagediving machen, mit persönlicher Animation durch Sookee höchstselbst. Eine aus dem Publikum wagte dann auch tatsächlich den Sprung vom Dreier (…But Alive-Zitat) und Jennifer Gegenläufer durfte auch noch mal ran.

Ich muss ehrlich sagen: ich war absolut begeistert von Sookees charmanter Art. Ein wunderschöner Gig mit einem ebenfalls superben Rahmenprogramm.

So, wenn mich die Muse noch weiter küsst, handelt mein nächster Bericht von einer 94jährigen Rapperin, seid gespannt…

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– Playlist: Happy Release Day

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