Immer nach einem Jahreswechsel pfeifen es die Sperlinge von den Dächern der Musikredaktionen: Wer postuliert als erstes das Album des neuen Jahres? Für das Jahr 2021 werde ich mich mal vordrängeln. Bereits seit einem halben Jahr habe ich Zugriff auf das Album, eine ungewöhnlich lange Promophase, auch mit Berichten bei uns (hier). Aber ich finde immer noch, das ein Review ein halbes Jahr vor Veröffentlichung wenig bringt. Aber für mich heißt das schon eines: das Album hat den Test der Zeit bestanden, denn seit August höre ich das Album mindestens einmal die Woche und entdecke immer was neues. So jetzt aber erstmal zurück auf Anfang:
Sperling stammen aus dem idyllischen Hunsrück, gibt’s seit mindestens 2014, aber erst jetzt haben sie sich an ihr Debütalbum gewagt. Die Corona-Zeit richtiggehend genutzt, obwohl Sänger und Rapper Jojo als Altenpfleger mit Sicherheit nicht wirklich isoliert gelebt hat. Moment? Sänger und Rapper? Genau. Also musikalisch gibt’s hier Fjørt-mäßige Post-Hardcore-Riffs, Raps, die in Casper- oder Kummer-Richtung gehen, sowie Celloklänge. Wie das Ganze kling? Wie aus einem Guss, Musik, die episch und sphärisch klingt, dabei aber auch eine gesunde Portion Härte und Roughness an den Start bringt. Die Texte handeln von Zweifeln, daher wohl auch der Titel, und alltäglichen Dingen, aber auch gesellschaftlichen Befindlichkeiten. Sicher kein einfaches Album, aber eines, das von Struktur und Konzeption sehr durchdacht wirkt und in sich konsistent.
Zweifel erscheint am 22. Januar 2020 über Uncle M sowohl als Vinyl, CD als auch in digitaler Form.
Tracklist
- Eintagsfliege
- Bleib
- Stille
- Toter Winkel
- Baumhaus
- Fuchur
- Relikt
- Laut
- Mond
- Tanz
- Zweifel