Spider Crew ist Anfang der 2000er aus der Asche von Only Attitude Counts entstanden, die in den 1990ern gemeinsam mit Bands wie Backfire! und Rykers den europäische Hardcore maßgeblich geprägt haben. Doch Spider Crew lebt noch lange nicht in der Vergangenheit, sondern ist auch 2017 nicht aus der Hardcore Szene wegzudenken. So legte das Wiener Hardcore Urgestein erst in diesem Jahr ihr neues Studioalbum Sounds Of Hatred vor. Wir hatten die Band zu ihrer Vergangenheit, zu dem hier und jetzt und die Zukunft im Interview.
Im Endeffekt geht es immer um die richtige Attitude…
AFL: Ihr habt in diesem Jahr mit SOUND OF HATRED euer neues Studioalbum veröffentlicht. Auf diesen seid ihr meiner Meinung nach euren Oldschool-Hardcore Sound im Stile von Bands wie AGNOSTIC FRONT und MADBALL treu geblieben. Würdet ihr mir zustimmen? Wie lief denn die Entstehung des Albums ab und was hat euch auf SOUND OF HATRED besonders beeinflusst?
Jacko: Den Vergleich haben wir nun häufiger gelesen. Ich kann dir zum Teil zustimmen, jedoch denke ich persönlich das bei uns etwas mehr Punk/Oi bzw. Rock‘n’Roll mitgemischt ist. Vielleicht eher WARZONE oder BLOOD FOR BLOOD welche unserer „fuck-off“ Mentalität noch besser unterstreichen.
Wenn einer deiner Sänger 10.000 Kilometer entfernt wohnt ist die Entstehung immer etwas anders als normal. Die ersten Songs haben wir, da Sean gerade zum Anfang der Songwriting-Phase in Wien war, tatsächlich wieder mal alle gemeinsam geschrieben. Zu dem Zeitpunkt war es noch nicht ganz klar wann er wieder kommt und ob wir eine EP oder LP schreiben. Sowie feststand das er wieder kommt, haben wir uns im Proberaum getroffen, getrunken, geschrieben und finalisiert. Besonders cool war es, dass bei dieser Produktion erstmal Fips (Gitarre, der am Anfang nur ausgeholfen hatte) am Songwriting beteiligt war. Sowie die Songs fertig waren haben wir die Mitschnitte an Sean geschickt damit sich dieser Lyrisch darauf vorbereiten konnte. Wie das Ganze dann abläuft kann man im Intro von WE DON’T NEED YOU hören.
Ich sage es simpel: Old School – Hardcore und Punk Rock. Oft willst du dich musikalisch als Band neu erfinden oder andere Genre einbauen… Wir haben jedoch schnell bei SPIDERCREW bemerkt dass dies nicht zu uns passt. Sei es härtere Metal-Riffs oder melodiöserer Hardcore, wenn du merkst dass nicht alle zufrieden sind machst du nicht weiter. Unsere Fans, besonders die der ersten Stunde, sind während unserer SOUNDS OF HATRED TOUR auf uns zugekommen und haben uns dies auch bestätigt.
AFL: Ihr habt ja auf eurem neuen Album einige Gastauftritte wie Jorge von Merauder bzw. jetzt Akani, Bob Riley von Stigmata/Murderers Row und Craig Setari (Sick Of It All). Kamen die Kontakte über Sean zustande? Und wie genau liefen die Gastauftritte ab? Internet macht’s möglich?
Jacko: Wir hatten über die Jahre immer schon Gastsänger, meist aus Wien (mit Dominik von COMPANION auch dieses Mal). Im Jahr 2017 sind die Hürden für Internationale Gastauftritte, ja Internet macht es möglich, wesentlich einfacher zu lösen. Die Kontakte kamen großenteils über Sean und Mike zustande.
Meistens hast du schon bei Songwriting einen Plan wo wer was singen soll. Wir sind dann nach der Aufnahme die Songs durchgegangen und haben die Parts bestimmt welche von welchem Sänger eingesungen werden soll. Jeder hat in einen Studio seiner Wahl (zb. Bob Riley bei Don Fury)eingesungen und uns das Material geschickt. Dieses wurde von Rene K. aka „The General“ in unsere Aufnahmen hinzugefügt und fertig war es. Ja ich muss es nochmal sagen, das Internet macht vieles möglich.
AFL: Bei euch hört man zu euren Hardcore Sound ja schon ganz klar Punk und Oi!-Einflüsse. Gibt es so 3-4 Bands, die euch schon damals bei ONLY ATTITUDE COUNTS und BUST THE CHAIN maßgeblich inspiriert haben?
Mike: Sicher die frühen Agnostic Front, Cro Mags, Warzone, Blood for Blood..
AFL: Wir hatten erst im Sommer das Vergnügen mit Freddy „Madball“ Cricien ein Interview zu führen, indem er uns verriet, dass die DMS „keine offene Tür für jedermann sei, wo man einfach dabei ist“. Weiß Madball und die restliche DMS Crew aus New York von DMS Wien und macht ihr „gemeinsame Dinge“?
Mike: Bei dieser Frage muss ich mich jetzt kurz einbringen, also SPIDERCREW hatte definitiv nie etwas mit DMS zu tun, weder haben wir den Ausdruck in einem Song noch auf einem Cover oder Booklet verwendet! Der einzige Zusammenhang der besteht, ist unsere starke Verbindung zu ONLY ATTITUDE COUNTS.
DMS Vienna haben wir mit OAC 1995 als Kids gegründet, nun hat sich über die Jahre irrsinnig viel verändert, wenn ich mir anschaue was letztendlich aus DMS geworden ist, dann hat das mit dem ursprünglichen Gedanken (Hardcore Familie) fast nichts mehr zu tun.
Ich kann weder etwas mit der Hip Hop noch mit der Gangmentalität anfangen, wenn es dann so weit geht, dass eigene Fans, die DMS tätowiert haben, verprügelt und gedissed werden, dann hört sich für mich der Spaß auf! Diese ganze DMS Sache hatte sich in Wien eigentlich schon 1999/2000 erledigt und wir wollen da eigentlich auch nichts mehr damit zu tun haben…
Jacko: In Wien gibt es die Vienna Style Family, in der jede/r willkommen ist die/der unseren Spirit teilt.
Mike: Und auch weiß, dass Punk schon von einer gewissen sozialen und politischen Ausrichtung geprägt ist. Im Endeffekt geht es immer um die richtige Attitude…
AFL: 2014 gab es gegen euch seitens der Band WOLF DOWN den Vorwurf, dass ihr rechtsradikale Tendenzen hättet. Was mit der Band WOLF DOWN heute ist, dürfte allen bekannt sein. Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen und so…
Könnt ihr euch in entferntesten Vorstellen wie WOLF DOWN damals zu der Anschuldigung kam? Und vor allem: Wie seht ihr es, dass heutzutage mittels Internet schnell falsche Informationen verteilt werden können? Im Web wimmelt es ja nur so von Fake-News.
Jacko: Das Thema Wolf Down ist Geschichte, belassen wir es dabei. Wir haben ein paar Shows verloren jedoch haben unsere Fans sowie Promoter zu uns gehalten wofür ich bzw. wir uns gerne bedanken würden an dieser Stelle.
Ich persönlich habe Wurzeln in Kolumbien (was leider für viele keinen Wert hat, da dies in deren Augen keine Ausrede dafür ist, nicht rechtsradikal zu sein) und könnte weder meiner Mutter, meiner Familie oder mir selbst in die Augen sehen wenn ich in einer Band spielen würde die Rechtes oder Faschistisches Gedankengut verbreitet. Wenn jemand dies behauptet kann er sich gerne mit mir und meiner Familie treffen, diese Behauptung in Anwesenheit meiner Familie nochmal in den Raum stellen und sehen ob dies dann so einfach ist wie im Netz…
Aber wir sind ein gutes Beispiel dafür wie nur oberflächliches Infomieren im Netz einen Shitstorm auslösen kann. Ich denke die moderne Gesellschaft will das aber auch so, sonst würden Fake News nicht so einen hohen Stellenwert haben. Ganz ehrlich? Zum kotzen finde ich es. Ich hoffe dass es sich bald ändert.
AFL: Was macht denn sonst so die Wiener Hardcore-Punk Szene? Gibt es da ein paar Bands, die ihr uns empfehlen könntet?
Jacko: Unsere Szene ist im Moment im Aufschwung. Viele neue Freunde und Bands die sich für die Szene Einsetzten. Auch ein Verein, V.S.E. (Vienna Style Empire), ist mittlerweile aktiv und veranstaltet jährlich das VSHC-Fest welches gut besucht ist und einen tollen Spirit hat.
Bands die ich empfehle wären Companion (Neuer LP Unbroken), In The Cage (Neuer LP Hybris), Live Life, Owe you nothing (neue EP Cut throats’), Blindfolds (neue EP Misery)
Mike: Danke fürs Interview. Ich hoffe man sieht sich irgendwann auch persönlich „on the road“, Nur durch Zines, Veranstalter und aktive Leute bleibt die wirkliche Hardcore Underground Szene am Leben – danke nochmals für den Support!