Fußball, Hardcore und besoffene Engländer. Kann man sich eine bessere Konstellation für ein unterhaltsames Wochenende vorstellen? Mir fällt auf die Schnelle nichts ein und falls doch, will ich es sowieso erst gar nicht wissen. Dementsprechend euphorisch wurde folgende terminliche Konstellation zur Kenntnis genommen: Freitag, 11.10.: Fußball Länderspiel Tschechien – England, Samstag, den 12. Oktober: Strife, Risk It, Inner Unrest. Da lässt sich unsereins nicht zwei Mal bitten und die Frage, ob dieser Trip angetreten wird, war von Anfang an eigentlich nur rhetorischer Natur.
Also machte man sich am Freitag in den frühen Morgenstunden auf in die tschechische Hauptstadt. Dort angekommen kämpfte man sich durch die Touristenmassen rund ums Zentrum und auf der Karlsbrücke. Das stellte schon einmal das perfekte Aufwärmprogramm für die morgige Strife Show dar, voller Körpereinsatz war notwendig. Nachdem man sich noch am Nachmittag das ein oder andere kühle Getränk mit den zahlreich anwesenden Gästen von der Insel gönnte, ging es am Abend in die Eden Arena zum Länderspiel. Leider präsentierten sich die Three Lions an diesem Tag äußerst zahm und mussten sich den tschechischen Hausherren folgerichtig mit 2:1 geschlagen geben. So viel zu unserem sportlichen Alternativprogramm.
Der Klub 007 in Prag
Am nächsten Tag wurde gut gespeist und großteils durch die Prager Altstadt flaniert, ehe am Abend die journalistischen Pflichten riefen. Man war ja schließlich nicht zum Spaß hier. Die Location hört auf den klangvollen Namen Klub 007 und befindet sich etwas außerhalb der Stadt, fernab des Trubels im Zentrum. Die Unterkunft hatte man bewusst in der Nähe gewählt und nach kurzem Fußweg erreichte man den Ort des Geschehens. Wobei, nicht ganz, da war man sich zu Beginn nicht so ganz sicher. Google Maps schickte einen direkt in eine Wohnblocksiedlung, von einem Club oder einem Lokal war keine Spur. Nur dubiose Gestalten lungerten in der Dunkelheit vor einem Stiegenaufgang herum. Okay, vielleicht war man hier doch richtig.
Unter eben diesem Stiegenaufgang befand sich auch der Eingang in die unterirdische Location. Also dann mal hinab in den Untergrund. Die Räumlichkeiten machten auf den ersten Blick einen vielversprechenden Eindruck, kleine Bühne, etwas Platz vor der Bühne, Barbereich im hinteren Teil und auch ein paar gemütliche Sitzmöglichkeiten, alles in allem hatte das etwas von einer Kneipenatmosphäre.
Inner Unrest
Drei Bands standen heute auf dem Programm, den Anfang machten Inner Unrest aus Deutschland. Die hatten im März dieses Jahres ihre Debüt EP On The Run veröffentlicht und gaben die Songs davon nun zum Besten. Feiner, eingängiger Hardcore, mit gehörig Punk Einschlag. Cooler Sound. Trotz des frühen Beginns (ca. 19:15 Uhr) waren schon so um die 30 Leute vor der Bühne, würde ich meinen. Allzu große Stimmung oder Tanzeinlagen waren aber noch nicht zu vernehmen.
Risk It!
Anders dann schon bei der nächsten Band, Risk It, ebenfalls aus Deutschland angereist. Wer die Jungs schon einmal live gesehen hat, weiß, dass die Dresdner eigentlich immer abliefern. Und so viel sei an dieser Stelle schon einmal verraten, sie enttäuschten auch heute nicht. Zugegeben, das war heute die perfekte Location für sie: ein gut gefüllter Zuschauerraum, keine Distanz zum Publikum, durchgehende Bewegung vom Anfang bis zum Ende. Beste Voraussetzungen dafür, dass sich ihr Sound perfekt entfalten konnte. Also ich habe die Jungs jetzt das vierte Mal gesehen und das war mit Abstand der beste Auftritt von ihnen (obwohl die anderen wie gesagt auch gut waren). Hammer Show.
Strife
Danach war erst mal eine Erfrischung notwendig. Ich hatte noch nicht einmal mein Wasser ausgetrunken, da machten sich die Jungs von Strife schon auf der Bühne bemerkbar. Da war aber jemand motiviert. Also schnell nach vorne, was sich gar nicht mal als so umkompliziert erweisen sollte, da der Bereich vor der Bühne nun schon wirklich gesteckt voll war. Ich persönlich hatte eigentlich wenig bis gar keine Erwartungen an die Show, da ich mit Strife nie so recht warm geworden bin. Eine typische Band die man zwar kennt, aber weitestgehend eher an mir vorbeigelaufen. Ich wollte mich einfach überraschen lassen, und ja, positiv überrascht wurde ich auf ganzer Linie. Sowohl Band als auch Publikum waren von Beginn an top motiviert. Allen voran Frontmann Rick zeigte sich äußerst agil und war unermüdlich im Einsatz auf der Bühne. Mit vollem Einsatz und voller Hingabe gab er Songs wie u.a. Blistered, Stand As One oder Through And Through zum Besten.
Wie gesagt bin ich kein Strife-Experte, aber die Setlist fand definitiv Anerkennung beim Publikum. Hier gab es alles was das Herz begehrt: Mosh, Circle Pits, Push Pits, Stagedives, Singalongs. Alles zusammengepfercht auf wenige Quadratmeter. So soll es sein, was will man mehr? Auch der Sänger zeigte sich zufrieden und spendete der tobenden Meute anerkennenden Applaus. Dabei legte er das Mikro kurz bei Seite und bedankte sich aufrichtig beim Publikum. Keine Ahnung, ob das zum Standardprozedere gehört, es wirkte auf jeden Fall sehr authentisch und vermittelte eine Symbiose zwischen Band und Publikum. Fast schon rührend. Aber da war noch lange nicht Schluss und die Truppe hatte noch die ein oder andere hochkarätige Nummer in Petto. Erwähnenswert an dieser Stelle sicherlich Carry The Torch, wo es noch einmal ordentlich eskalierte. Ganz feine Sache.
So neigte sich der Abend dem Ende entgegen und unterm Strich bleibt eine Club-Show wie aus dem Bilderbuch als Höhepunkt eines rundum gelungen Wochenendausflugs. Klub 007, gerne wieder!