copyright by Sven Nöhren

Wenn schon Abschied, dann aber nochmal mit einem Knall. So vermutlich das Motto, das sich Sum 41 als Credo für ihre letzte Tour aufgeschrieben hatte. Denn was die Kanadier in der Olympiahalle in München abgebrannt haben, das war ganz groß. Klar, bei so einem breiten Repertoire an Hits ist es nicht so schwer, eine Halle zum Beben zu bringen, aber auch ein paar überraschende und ganz neue Stücke hatten ihren Platz auf der Setlist.

Aber der Reihe nach, denn zuerst durften die Poppunker von Neck Deep ran. Ich ging da wirklich mit Vorbehalten und auch Vorurteilen an die Sache, denn die neueren Scheiben der Waliser (Wrexham, you know?), vor allem das 2020er All Distortions are intentional, fand ich unfassbar öde. Aber gerne lässt man sich ja eines Besseren belehren. Und dem war auch so. Bis auf zwei, drei (in meinen Ohren) langweiligere Popsongs feuerten die Jungs aus allen Rohren und hatte keine Mühe mit einem Mix aus schnellen und poppigeren Songs das Publikum gewaltig anzuheizen. Moshpit und Circlepit inklusive, versteht sich. Das Münchner Publikum hatte offensichtlich Bock und war in Feierlaune. Wenig Gelaber, mehr Musik war die Intention auch wenn sich Sänger Ben Barlow dann doch zu einer kurzen Klarstellung bezüglich der Positionierung der Band hinreißen ließ. Vor allem der Part mit „We stand against antisemitism“ hat mich gefreut, denn von der Insel hört man ja in letzter Zeit eher andere Töne diesbezüglich. Aber dann stand wieder die Musik im Vordergrund und nach einem fulminanten Auftritt war dann das erledigt, was man von einer guten Vorband erwartet: Feuer im Kessel.

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Dann kurze Verschnaufpause und der Hauptact stand bereit zum Abschuss. Wie schon erwähnt ist es bei einer Band dieser langen Laufzeit und mit so vielen Hits schwer, eine Setlist zusammenzustellen, die allen Fans das bietet, was sie sich wünschen. Aber was Sum 41 abgeliefert haben war wirklich großartig. Der Start mit Motivation ist gelungen und als gleich als zweite Nummer einer ihrer größten Hits (The Hell Song) gespielt wurde gab es sowieso kein Halten mehr. Zwei große Pits in der Arena, Feuer, Konfetti, Papierschlangen, Luftballons und tausende Hände in der Luft bewiesen, dass es keine Taylor Swift braucht, um ein Beben auszulösen. Eine Mischung aus allen Alben der Karriere von Songs wie Over my Head, Landmines, We´re all to blame oder Screaming Bloody Murder. Alles wurde frenetisch gefeiert und mit wohl platzierten Lufthol-Nummern wie War oder With Me entzerrt. Auch überraschende Songs wie Noots vom Chuck-Album fanden ihren Platz in der Setlist, was mich persönlich sehr gefreut hat. Denn eben Noots ist in meinen Augen einer der besten Songs der Band.

Mit einer kleinen Anekdote vor Walking Disaster zwischendurch ließ Sänger Deryck Whibley dann aufhorchen, denn so wurde ihm seine erste Gitarre 2003 gestohlen. Nach langer Suche ist es aber tatsächlich gelungen, das gute Stück 20 Jahre später wieder zu finden und ein überglücklicher Mann präsentierte seinen Schatz. Kleinere Späße, wie ein angespieltes Slayer-Cover oder das Solo aus Master of Puppets haben auch die liebe der Kanadier zum Metal klar gezeigt, was man aber auch auf vielen ihrer Alben und in teilen der Songs ja gerne zu hören bekommt. Ein Medley aus My Direction/No Brains/All Messed Up hat dann auch noch Platz für ein paar älter Stücke geschaffen und nach Pieces, Fat Lip und dem abschließenden Still Waiting war dann die Show auch zu Ende. Oder doch nicht? Natürlich nicht, denn man kann ja eine Sum 41 Show nicht ohne In to Deep spielen. Schon gar keinen Abschieds-Show. So kamen sie für drei Zugaben (Summer, Waiting on a twist of fate, In to Deep) nochmal zurück. Aber das war´s jetzt. Oder? Nein, das war es immer noch nicht. Entweder wollten sie die enthusiastische Crowd einfach nochmal belohnen oder sie selber hatten einfach noch Bock… Auf jeden Fall kamen Sum 41 nochmal auf die Bühne und gaben weitere Zugaben. Das herzzerreißende So long Goodbye und die ganzen schnellen, harten Nummern wie A.N.I.C. wurden als kleines Zuckerl und endgültiges „Habe die Ehre“ noch oben drauf gepackt. Aber jetzt war´s das wirklich.

Egal, was man über Sum 41 denken mag, die sind/waren einfach großartig und bringen das, was sie haben vollends auf die Bühnen. Es ist immer schade, wenn sich Bands, mit denen man aufgewachsen ist so langsam verabschieden, aber das wird wohl in den nächsten paar Jahren immer mehr auf uns zukommen. Da wird es nicht bei Nofx und Sum 41 bleiben. Somit hatte ich die Gelegenheit mich ein letztes Mal berieseln zu lassen und konnte mich quasi zufrieden verabschieden. Was für ein Abend, was für eine Show. Danke dafür.

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