Laurin lernte ich 2013 kennen, als ich seine Band Casually Dressed zusammen mit Hot Damn in Regensburg veranstaltete. Zu dieser Zeit ging an ihm schon kein Weg in Sachen DIY-Konzerte in Freiburg vorbei. Noch dazu war er auch in Sachen Booking für Flix Agency tätig. Dadurch ist er natürlich prädestiniert für diese Rubrik…
HeyHo! Stelle dich doch bitte kurz einmal selbst vor!
Mein Name ist Laurin, bin seit etwa 10 Jahren in der Band- und DIY Szene unterwegs und neben den eigenen Bandprojekten, davon die letzten 5 Jahre ausgiebig mit Tourneen und Konzerten in meiner Heimatstadt Freiburg beschäftigt, bis es mich 2018 beruflich nach Hamburg gezogen hat.
#1 Wo und unter welchem Namen hast Du Konzerte veranstaltet?
Unter den Namen Lucky Booking haben wir in Freiburg im Breisgau Konzerte veranstaltet. Das ist eine Crew aus einigen musik- und konzertbegeisterten jungen Menschen, die bis auf mich alle in Freiburg noch wohnhaft sind.
„Wir buchten Bands aus aller Herren Länder, bekochten sie, schmissen die Bar, kümmerten uns um die Kasse, ließen die Bands bei uns in der WG übernachten – das volle DIY-Programm eben.“
#2 Seit wann machst Du das Ganze und wie kamst Du dazu?
Begonnen hat das Ganze mit dem Plan eine erste eigene Tour für die Band zu buchen. Danach haben Rob und ich eine „Agentur“ gegründet, diese Lucky Booking genannt und anstatt Touren zu buchen, begonnen in Freiburg DIY-Shows zu veranstalten. Das fing im lokalen AZ mit sehr viel Engagement und Idealismus an. Wir buchten Bands aus aller Herren Länder, bekochten sie, schmissen die Bar, kümmerten uns um die Kasse, ließen die Bands bei uns in der WG übernachten – das volle DIY-Programm eben. Im Laufe der Jahre haben wir uns ein Stück weit „professionalisiert“ und in den meisten kleineren Venues in Freiburg mittlerweile fast 200 Konzerte veranstaltet.
Über diese Kontakte kam ich auch an Felix und das Team der FLIX Agency, eine kleinere DIY-getriebene Booking Agentur aus Berlin, bei der ich 5 Jahre lang Touren meist für Bands aus den USA oder Kanada buchte.
#3 Warum hast Du deine Freizeit dafür geopfert?
Zunächst einmal wegen der Liebe zur Musik und Konzerten! Weiter ist in einer Stadt wie Freiburg die Szene doch recht überschaubar und wenn man bestimmte Bands sehen wollte (und nicht 2 Autostunden in die Schweiz oder Stuttgart fahren), musste man eben selbst aktiv werden.
#4 Was sind die Dinge, die Dich dabei am meisten stören/ aufregen?
Ich würde es absolut nicht stören oder aufregen nennen, aber man lernt schon sehr viel, wenn man komplett DIY-Konzerte veranstaltet: Abrechnungen, Organisationsfähigkeiten, Menschenkenntnisse – ebenso ist man immer auf Hilfe seiner Freunde angewiesen, denn DIY heißt schlussendlich auch nur, dass man es zusammen am besten meistern kann. Wenn man nach einem großartigen Konzert morgens noch zum Putzen antreten muss und viele es nicht aus ihren Betten geschafft haben, ist das in dem Moment dann ein bisschen lästig, aber hey, jetzt bin ich Profi im Boden wischen! haha
#5 Was sind die bürokratischen Hürden, die Du dabei auf Dich nehmen musst?
Generell muss man sehr gut und akribisch haushalten können, vor allem wenn es ums Finanzielle geht – man muss nämlich immer damit auskommen was da ist, Förderungen, Geldmittel oder sachliche Zuwendungen sind im DIY-Bereich doch sehr selten. Und wenn man aus dem AZ Umfeld ein wenig rausgewachsen ist und Sachen wie GbR Gründung, GEMA, KSK, Ausländersteuer, usw. plötzlich wichtig werden, ist es hilfreich, wenn man sich vorher informiert oder mit anderen Veranstalter*innen darüber spricht und sein Wissen teilt!
#6 Wie hat sich das Publikum auf Deinen Konzerten in denen letzten Jahren verändert?
Kann ich so nur schwer beantworten, da das völlig abhängig von Musikstil, Künstler, Venue, usw. ist. Da wir selbst etwas älter wurden, ist das Publikum (was bei kleinen DIY-Shows meist aus deinen Freunden besteht) auch meist etwa in unserem Alter gewesen.
#7 Auf welche veranstalteten Konzerte bist Du heute noch stolz?
Das erste selbst veranstaltete Konzert mit über 80 zahlenden Besuchern im lokalen AZ und einer anschließenden legendären Nacht über die immer noch gerne gesprochen wurde. Für mich waren persönliche Highlights immer dann der Fall, wenn man es geschafft hat, eine Lieblingsband zu buchen. Das waren z.B. Great Lake Swimmers oder A Wilhelm Scream 2016, Nothing in 2017 oder wenn ein Abend komplett reibungslos verläuft, der Laden ausverkauft (passiert bei DIY Shows doch eher selten…) ist und die Künstler und Publikum sich bei dir für dein Engagement bedanken.
#8 Welche Erlebnisse in all dieser Zeit musst Du einfach erzählen?
Anknüpfend an eines der persönlichen Highlights ist auch das
Erlebnis unseres zweiten Lucky Booking Fests erzählenswert.
Erstmals haben wir Bands gebucht, die eigentlich (weit) außerhalb unserer Preisklasse spielen, Nightlinerproduktion in einer Venue mit 180 Kapazität und mit sowieso keinen eigenen Parkplätzen, ist meistens keine gute Idee! Noch dazu verbrachte ich die zwei Wochen vor so einem (mir selbst) wichtigen Event mehr oder weniger abgeschottet auf einem Campingplatz in Slowenien und versuchte über das dürftige Wifi alles noch zu regeln. Nicht davon zu sprechen, dass wir ein Tag vor dem Konzert noch überhaupt keine Bühne hatten, oder die Frage wo wir die Band essen lassen, wenn das venue-eigene Restaurant vollgebucht ist? Einfach mal einen halben öffentlichen Busparkplatz mit Absperrband reservieren… wofür brauchen Nightliner eigentlich Strom?… ein Lerneffekt ohnegleichen.
#9 Wo soll die Reise noch hingehen?
Bei mir persönlich ist die Reise nach Hamburg gegangen, um hauptberufliche Tourneen und Konzerte deutschlandweit zu betreuen und organisieren, zwar nicht mehr DIY aber dennoch mit genauso viel Elan und Engagement, wie man ihn zu früheren Zeiten an den Tag gelegt hat. Ich kann jedem nur empfehlen einmal selbst ein Konzert zu veranstalten oder den Freunden helfen, die dies tun, sei es mit der Unterbringung einer Band, dem Schnippeln von Gemüse oder einfach dem regelmäßigen Erscheinen zu Shows – ich selbst und wir alle verdanken dieser Gemeinschaft wahnsinnig viel und der Lernprozess ist in vielerlei Bereichen enorm.
#10 Was sind Deine nächsten Shows?
Leider muss im nächsten Jahr wohl unsere Hauptwirkungsstätte White Rabbit schließen, da gibt’s mit We Bless This Mess im Januar das vorerst letzte Konzert. Für Freiburg kommt im Februar wieder Hannes Wittmer (fka Spaceman Spiff) vorbei, auch immer ein Highlight!
Vielen Dank für deine Zeit und deine Mühen zum Erhalt Konzertkultur in Freiburg und Hamburg!
Wenn ihr also weiter auf gute Konzert in Freiburg gehen wollt, unterstützt Lucky Booking!
Zum Nachlesen:
Support The Scene #1- Daniel (Broken Stage, Ulm)
Support The Scene #2 – Kötti (Wizard Cat, Regensburg)
[…] Support The Scene #3 – Laurin (Lucky Booking, Freiburg) […]