Schon Tage im Voraus stieg die Vorfreude auf diesen Kracher: Terror, Deez Nuts, Backtrack, Risk It!, Bravestar und Stolen Mind im Club Vaudeville in Lindau!
Sechs Bands an einem Donnerstagabend, mit Konzertbeginn um 18:30 Uhr – pünktliches Erscheinen würde bei einer Stunde Anfahrt schwer zu schaffen sein. So kam es dann auch und trotz herausgeholter Höchstleistung aus dem alten Opel Corsa traf man erst um kurz vor 20 Uhr ein. Somit habe ich Stolen Mind und Bravestar verpasst – schade! Grundsätzlich kann man hinterfragen ob sechs Bands unter der Woche Sinn ergeben, und ob man den Bands damit auch einen Gefallen tut. Sei’s drum, pünktlich zu Risk It! konnte die bereits sehr gut gefüllte Halle betreten werden.
Und die Jungs aus Dresden hatten Bock! Ein Sänger, der aufgedreht auf der Bühne auf und ab rennt und die Meute immer wieder zum Mitsingen und Moshen animiert. Dazu kommen Ansagen über die Wichtigkeit von Subkultur und die Kraft von Hardcore – gefällt mir gut! Auch der Sound war überraschend klar, und so ging der Abend sehr gut los. Risk It hatte ich zuvor noch nicht live erleben können, das war aber sicher nicht das letzte Mal.
Nach kurzer Pause kamen die New Yorker Backtrack auf die Bretter, auf die ich mich im Vorfeld besonders gefreut habe. Mit Bad To My World aus dem letzten Jahr haben die Jungs ein sehr starkes Album veröffentlicht, von dem ich hoffte auch einige Songs live zu hören. Der erste Song ist allerdings Their Rules, der auch gut zündet. Leider springt der Funke nicht so wirklich auf das Publikum über, da war doch sehr viel Platz vor der Bühne und bis auf einige wenige Textsichere war auch die Mitmachquote eher niedrig. Eigentlich schade, da eine Hardcore-Show ja auch maßgeblich mit dem Publikum steht und fällt. Backtrack haben ihre Sache auf der Bühne aber sehr gut gemacht, allerdings war nach guten 20 Minuten bereits Schluss. Da hätte ruhig noch etwas mehr kommen können!
Nun waren Deez Nuts dran. Zugegeben: Ich bin kein großer Deez-Nuts-Fan, zu aufgesetzt und auf Style bedacht kommen mir die vier Australier rüber. Auch ihre Interpretation von Hardcore trifft nicht ganz meinen Geschmack. Dennoch muss man anerkennen, dass hier eine absolute Live-Band auf der Bühne steht: Leidenschaftlich, nah am Publikum und mit Spaß bei der Sache. Dementsprechend reagierte auch der Club Vaudeville: Erste Stagedives und Circle Pits, sowie viele textsichere Menschen, auch in den hinteren Reihen. Kann man sich live also durchaus geben!
Zum krönenden Abschluss nun also noch Terror. Wenn man sich die Bekleidung des Publikums (gefühlt jede*r Zweite hatte ein Terror-T-Shirt an) genauer angeschaut hat, wird schnell klar warum die Meisten hier sind: Wegen den Hardcore-Urgesteinen aus Los Angeles!
Und das auch völlig zu Recht. Denn auch wenn die Vorbands mehr als gute Sets hingelegt haben, so legen Terror nochmal eine Schippe drauf. Ganz vorne dabei ist Scott Vogel, der das Publikum nach jedem zweiten Song einheizt noch mehr auszuflippen und um noch mehr Stagedives bittet. Dem Wunsch wird Folge geleistet, und so fliegen im vorderen Bereich die Leute von der – etwas zu hohen – Bühne reihenweise zurück ins Publikum. Die Band legt eine Spielfreude an den Tag, die wirklich bewundernswert ist. Und auch die Stimmbänder von Scott Vogel sind nach Jahren des Quälens wirklich erstaunlich fit: Auch gegen Ende des Sets zeigen sich keinerlei Ermüdungserscheinungen.
Terror spielen einen bunten Mix aus alten und neueren Songs, so dass am Ende eines schönen Abends alle mit einem Lächeln nach Hause gehen können.