Tex Brasket dürfte den meisten wohl bekannt sein als Nachfolger von Dirk „Diggen“ Jora von Slime. Nicht ganz unumstritten, aber ich wil mich jetzt gar nicht auf die Debatte einlassen. Mir persönlich gefällt Zwei ganz gut und auch live konnte ich mich davon überzeugen, dass Tex durchaus ein würdiger Nachfolger ist, auch wenn natürlich Slime nun doch etwas anders ist. Das Tex gute Texte schreiben kann, daran besteht wohl kein Zweifel, hat er doch bereits als Straßenmusiker dieses Talent unter Beweis gestellt. Darum geht es auch bei Dreck & Glitzer, sein Buchdebüt im Kiepenhauer & Witsch Verlag. Der Untertitel lautet Eine Geschichte von der Straße und vom Licht an dunklen Orten. Viele kennen wohl Tex‘ Geschichte zumindest in Auszügen. Tex war vor seinem Einstieg bei Slime obdachlos und lebte als Straßenmusiker in Berlin. Über seine authentische Musik kam er in Kontakt zu Slime, sollte für die eröffnen, dann kam Corona, das Konzert fiel aus, Diggen stieg aus und Slime engagierten ihn als neuen Sänger.
Aber wie kam es zur Obdachlosigkeit, wie schaffte es Tex aus der Gosse hoch zur vermutlich wichtigsten Punkband Deutschlands und wer ist Tex Brasket eigentlich? Das sind Fragen, die diese Autobiografie beantworten kann. Da Tex‘ Leben aber von verschiedenen Brüchen und will es mal „Diagnosen“ nennen, geprägt ist, hat sich Tex auch um einen Co-Autor bemüht. er fand ihn in seinem Freund Christian Schlodder, seines Zeichens freier Journalist und für unter anderem Zeit, SZ und taz tätig. Er porträtierte Tex bereits 2018 für die Intro (ehemalige Musikzeitschrift), also noch vor dessen Einstieg bei Slime. Im Buch sind seine Einschübe durch ein anderes Schriftbild gekennzeichnet. Sie dienen als notwendige Ergänzung, denn ähnlich wie Jäger- und Anglerlatein neigt die Straße auch zu Übertreibungen. Zudem, und daraus macht Tex auch keinen Hehl, war der Autor durchaus von einigen Substanzen abhängig, die das Erinnerungsvermögen etwas trüben können.
Tex erzählt seine Lebensgeschichte nicht chronologisch, sondern sprunghaft. Hier das Aufwachsen in seiner Adoptionsfamilie in Bayern, da sein Leben nach der Rückkehr zu seiner Herkunftsfamilie in den Vereinigten Staaten, wieder zurück zur Straße, seine Auftritte dort, wie kam es zu Slime und seine eigene „Familienplanung“, die gehörig in die Binsen ging. Tex schreibt erstaunlich reflektiert, verliert kaum böse Worte an andere und schreibt mit einem sowohl distanzierten als auch liebevollen Blick auf seine Zeit auf der Straße. Schlodder ergänzt dies, korrigiert ein paar Fakten und schreibt aber auch von seiner Beziehung zu Tex und wie er auf ihn aufmerksam wurde. Das ganze kumuliert gegen Ende in einer Rückkehr zum „langen Jammer“, der Fußgängerbrücke Storkower Straße auf der seine Karriere als Straßenmusiker begann.
Die Geschichte ist packend und spannend erzählt, kein bisschen beschönigend und sehr direkt. Eine bewegende Geschichte, die zeigt, wie wichtig Hoffnung in der heutigen Zeit ist und auch ganz unten immer noch ein Licht brennt.