Abgesehen von ein bis zwei Songs sind The Deadnotes bislang immer etwas an mir vorbei gegangen. Das mag überwiegend an der sehr ungewöhnlichen Stimme liegen, die so etwas wie das Paradebeispiel einer Emo-Gesangsstimme ist: Weinerlich, mit Timbre, in Tonlagen, die noch nicht einmal ich als Frau erreiche. Beeindruckend auf jeden Fall.
Nur war mir das bislang etwas zu viel. Da wurden Töne in ihre Emohaftigkeit vom Anfang bis zum Ende des Liedes durchgeschleust, ohne wirkliche Melodie. Aber zurück in die Gegenwart. Mit Courage haben The Deadnotes ihr zweites Album hingelegt und zeigen damit, was sonst oft nur so daher gesagt wird: Dass sie wirklich gereift sind. Vor allem, was das Songwriting und den Gesang angeht.
Das mag albern klingen, wenn man bedenkt, dass die drei aus Freiburg gerade einmal 23 Jahre alt sind. Aber tatsächlich haben The Deadnotes bereits 8 Jahre Band- und Bühnenerfahrung auf dem Buckel, sind also durchaus alte Hasen. Mehr als 500 Konzerte in 25 europäischen Ländern haben sie bereits gespielt.
Ebenso erfahrenen, fast schon weise, klingen die Texte, die Sänger Darius für die Songs auf Courage geschrieben hat. Von Konsumkritik (Cling to You), über vorinstallierte Schönheitsideale und Geschlechtergleichberechtigung (Makeup) oder zwischenmenschliche Beziehungen (Get Lost Get Found, Fickle Fake Friend). Die Messages der Band sind klug und wach: Du bist gut so wie du bist! Es ist okay nicht perfekt zu sein! Achtet aufeinander!
Die teilweise zuckersüßen, aber nicht kitschigen Songs strotzen trotz ihrer Zartheit von unglaublicher Dynamik. Und so kommt man um Vergleiche wie Jimmy Eat World, Dashboard Confessional und Taking Back Sunday nicht umher. Was wie easy Pop-Punk klingt, ist tatsächlich ganz schön ausgefeilt und vielschichtig. Immer wieder schön: Die wohldosierten Shouts im Background. Und gerade wenn man in der Albummitte anfängt zu denken, dass es das jetzt mit dem Einfallsreichtum gewesen wäre, überraschen The Deadnotes wieder mit ungewöhnlicher Spielweise, weben eine Akustikgitarre hier und ein paar Flageotlett-Töne dort in den Soundteppich und schaffen es sogar Metronom-Töne so einzubinden, dass sie als Instrument wahrgenommen werden. Überhaupt ist I Must Have Been Blind ein Schmuckstück von Song.
Gemischt wurde das Album von US-Produzent Beau Burchell, was weiterhin dafür sorgt, dass The Deadnotes zu keinem Punkt nach einer deutschen Band klingen. Ein wirklich gutes und abwechslungsreiches Album, das so viele Details zu entdecken bereit hält, also durchaus mehrere Anläufe braucht, bis man die Songs in ihrer Gänze versteht.
Tracklist
01. Makeup
02. Never Perfect
03. Ghost on the Ceiling
04. Cling to You
05. Failsafe
06. Functionality
07. I Must Have Been Blind
08. Fickle Fake Friend
09. Get Lost, Get Found
10. Hopeless Romantic
THE DEADNOTES – „Courage“ Tour 2020
27.02. Oberhausen, Druckluft
28.02. Bremen, Tower
29.02. Münster, Sputnikcafé
01.03. Köln, Tsunami Club
03.03. Stuttgart, JuHa West
04.03. Frankfurt, Nachtleben
05.03. Leipzig, Conne Island
06.03. Berlin, Cassiopeia
07.03. Hamburg, Astra Stube
09.03. München, Feierwerk
10.03. AT – Wien, Rhiz
11.03. CZ – Prag, Rock Café
12.03. CH – Luzern, Schüür
13.03. Freiburg, Waldsee
14.03. Ulm, Musikmarathon
17.03. FRA – Rouen, Le 3 Pièces
18.03. FRA – Bordeaux, Le Fiacre
19.03. FRA – Toulouse, La Cave à Rock
20.03. FRA – Lyon, L’Ambuscade
21.03. FRA – Paris, Le Gambetta Club
15.04. UK – Nottingham, Alberts
16.04. UK – Glasgow, Bloc+
17.04. UK – Manchester, Gullivers NQ
18.04. UK – Leeds, LS6 Café
19.04. UK – London, The Old Blue Last