The Good The Bad And The Zugly haben im Januar 2020 ihr viertes Album Algorithm & Blues auf Fysisk Format veröffentlicht. Mit Drummer Magne konnten wir über die neue Platte, Corona und Streamingdienste à la Spotify sprechen.
Magne von The Good The Bad And The Zugly im Interview
AFL: Nach fast 10 Jahren und einer Reihe von Veröffentlichungen habt ihr eine große Fangemeinde in Europa. Mit eurem neuen Album „Algorithm & Blues“ habt ihr dennoch viele neue Leute erreicht. Bitte beschreibe die Band “THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY” mit fünf Worten!
Magne: Eirik, Kim, Ivar, Magne & Zugly.
Wir wollen nicht verstanden werden, wir wollen missverstanden werden!
AFL: Mit Ivar habt ihr einen sehr beschäftigten Sänger. TGTBATZ, HAPPY DAGGER und jetzt auch noch bei KVELERTAK involviert. Zwischen eurem aktuellen Album und dem Vorgänger liegen dennoch lediglich 2 Jahre. Was ist euer Geheimnis?
Magne: In den 60ern haben Bands zwei Platten pro Jahr veröffentlicht, also bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich so beeindruckend ist, haha. Aber Spaß beiseite. Eirik verdient den größten Teil der Anerkennung, da er neunzig Prozent der Songs macht. Ich weiß wirklich nicht, woher er diese Schaffenskraft nimmt.
AFL: Die Songs auf der neuen Platte beschäftigen sich mit vielen verschiedenen Themen. In „The Kids Are Alt-Right“ bezieht ihr offenbar Stellung zur Fridays For Future-Bewegung. Eure Lyrics sucht man nach dem Albumkauf allerdings wieder (wie bei den Vorgängern) vergeblich. Was ist der Grund dafür?
Magne: Seit wir mit der Band angefangen haben Musik zu machen, bestand für uns eine Regel: Unsere Texte drucken wir nicht ab. Die Leute sollen selbst herausfinden was wir von uns geben. Das kann zu vielen Fehlinterpretationen und Missverständnissen führen, was wir wirklich lustig finden. Wir wollen nicht verstanden werden, wir wollen missverstanden werden! Übrigens wissen wir nicht einmal, was die Fridays For Future-Bewegung ist…
AFL: Ihr seid bekannt für eure energiegeladenen Live-Shows. In letzter Zeit habt ihr sowohl große Shows wie im Rockefeller in Oslo gespielt … als auch kleine Clubshows wie im BiNuu in Berlin im Januar. Was von beidem macht euch mehr Spaß?
Magne: Ich denke, das macht keinen großen Unterschied. Wir spielen stets das gleiche Set und meistens auf die gleiche Art und Weise. Auf den großen Bühnen haben wir allerdings mehr Budgets und können somit mehr in die Beleuchtung und kleine Besonderheiten stecken. Auf der anderen Seite bringen uns die kleinen Locations näher an das Publikum und es wird noch schweißtreibender und energischer.
AFL: Ihr zählt derzeit zu den aufregendsten Punkbands Norwegens und werdet häufig in einem Atemzug mit TURBONEGRO genannt. Diese haben auf ihrem letzten Album „RockNRoll Machine“ neue musikalische Wege beschritten. Wann können wir die große Veränderung in der Musik von TGTBATZ erwarten?
Magne: Ich glaube nicht, dass wir uns besonders weit von unserem bisherigen Konzept entfernen werden. Schließlich hat sich diese Formel mehr als bewährt. Wenn wir es allerdings jemals zu unserem zehnten Album schaffen sollten, könnte es gut möglich sein, dass sich ein paar Dinge ändern. Man weiß ja nie…
Was die meisten unter Punk verstehen, sind wir gar nicht.
AFL: Vinyl feiert ja seit geraumer Zeit ein beachtliches Revival … auf der anderen Seite gewinnen Online-Streamingdienste an immer mehr Einfluss. Was haltet ihr von Spotify und Co.?
Magne: Außerhalb von Norwegen sind wir noch nicht so viel getourt. Außerhalb von Europa noch nie. Ich denke Streamingdienste haben definitive dazu beigetragen unsere Musik in anderen Teilen der Welt zu verbreiten. Dennoch freuen wir uns, wenn die Leute unsere Platten kaufen, schließlich sehen sie in jedem Haushalt unverschämt gut aus. Dank geht raus an unsere Kreativabteilung: the one and only Flu Hartberg.
AFL: Johnny Rotten sympathisiert öffentlich mit Donald Trump. Ramones-Shirts dienen als Modeaccessoires in den Fußgängerzonen. Eine Konzertlocation nach der anderen macht dicht und Rap scheint heute die einzige rebellische Jugendkultur zu sein. Manch einer sagt „Punk ist tot“. Was denkst du darüber?
Magne: Was die meisten unter Punk verstehen, sind wir gar nicht. Die meisten von uns haben feste, langweilige neun bis fünf Jobs. Wir haben keine echte Meinung. Wir tun nur so. Im Ernst, wir leben in Norwegen. Worüber sollen wir uns beschweren? Wir sind wie Europas Kanada, nur etwas größer.
AFL: Drei schnelle Fragen:
- Eine Platte aufnehmen oder auf Tour sein. Was bevorzugt ihr?
Magne: Sowohl als auch. Sowohl auf Tour, als auch im Studio weiß man nie, was einen im nächsten Moment erwartet. Das macht beide Angelegenheiten so spannend, auch wenn sie sonst so verschieden sind.
- Mit Keith Richards einen trinken gehen oder mit Iggy Pop einen Song spielen?
Magne: Beides! Oder noch besser: Beides gleichzeitig!
- Das beste Lied, das jemals geschrieben wurde?
Magne: Ich werde mich auf die Seite von Zugly stellen und sage “Free Bird” von Lynyrd Skynyrd.
AFL: 2020 wird als Coronajahr in die Geschichte eingehen. Wie erlebt ihr die Krise? Glaubst du, wir können aus dieser Situation etwas Positives gewinnen?
Magne: Als das Ganze losging, hatten wir gerade unsere Norwegen-Tour beendet, also waren wir (zu Beginn) nicht direkt betroffen. Ivar und KVELERTAK mussten ihre Europatour nach der Hälfte abbrechen. Das muss sehr deprimierend gewesen sein. Im Sommer fallen für uns einige Festivalshows ins Wasser. Unsere Enttäuschung darüber lässt sich definitiv nicht von der Hand weisen. Was die Situation an sich betrifft, denke ich, dass es sicher nicht schaden kann, wenn sich die Leute häufiger die Hände waschen. Es ist ein großer Schritt für die Menschheit.
AFL: Ich weiß, es ist mehr als schwer zu sagen, aber … was sind die Zukunftspläne für TGTBATZ? Können wir mehr Live-Termine in Deutschland erwarten, wenn die Krise hinter uns liegt ist?
Magne: Wir würden sehr gerne mehr Shows in Deutschland spielen! Auf jeden Fall!
AFL: Okay, letzte Frage. Was hörst du gerade? Wer erhält deiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit und muss hier genannt werden?
Magne: COMBOS, eine neue norwegische Band aus Trondheim. Die sind ziemlich cool und haben mit uns im Rockefeller gespielt. Genau wie OKKULTOKRATI. Die sind großartig! Obwohl sie definitive die härtere Gangart bedienen. Natürlich nicht zu vergessen: THE HARD-ONS aus Australien. Wir hoffen, nächstes Jahr einige Shows mit ihnen in Europa zu spielen und darüber hinaus gab es Gespräche bezüglich einer gemeinsamen Split 7″.
AFL: Alles klar, ich denke wir haben es geschafft. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir die Zeit genommen hast. Gibt es noch etwas, was du unseren LeserInnen noch mit auf den Weg geben möchtest? Irgendwelche letzten Worte oder Ratschläge?
Magne: Passt auf euch auf und unterstützt lokale Veranstaltungsorte, Bands und Communities! Nicht zu vergessen: Trinkt Bier und fühlt euch gut!