Andre, der Mann hinter The Highest Tree, lässt uns ein bisschen hinter die Kulissen des HC-Projektes aus OWL blicken.
„Die Platte ist eine Art Dokumentation für meinen Sohn.“
AFL: Hey Andre, The Highest Tree ist streng genommen keine klassische Band, oder?
Andre: Richtig. Eine Band im klassischen Sinne ist The Highest Tree nicht. Es ist vielmehr als ein One-Man-Project gestartet. Eigentlich bin ich Bassist in den Bands Foxglove und Ewing Oil, wobei wir mit Ewing Oil aktuell nix machen. Das Projekt The Highest Tree ist so ein reines DIY Herzensprojekt. Und in der Zeit der Pandemie hatte ich genügend Zeit, um dies umzusetzen. Angefangen hat eigentlich alles damit, dass ich den Text zu My Agape für meinen Sohn Toni geschrieben habe. Er lebt, seit ich mich von seiner Mutter getrennt habe, bedauerlicherweise seit er 1 ½ Jahre alt ist, über 600 km von mir entfernt mit ihr in Bayern. Diese ganze Situation, mit all den Konflikten und Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, haben letztendlich zu dem Album geführt. Mittlerweile ist Toni 5 Jahre alt und ich fahre alle drei Wochen nach Bayern, um dort Zeit mit ihm verbringen zu können. Nur in Ferienzeiten hat Toni die Möglichkeit, auch mal Zeit bei mir und seiner Familie in Bielefeld verbringen zu können. Es war und ist für mich weiterhin sehr schwer, diesen Zustand so anzunehmen und mit der ganzen Situation klar zu kommen. Die Platte ist so etwas wie eine Katharsis für mich, um damit umzugehen. Außerdem ist sie eine Art Dokument für meinen Sohn. Wenn Toni älter ist, wird ihm die Platte vermitteln können, wie ich diese Zeit erlebt habe. Und ein paar Tipps für ihn und mich sind in den Texten auch noch verwurstet. Ach ja. Und außerdem habe ich mit dem Projekt das erste mal die Gelegenheit nutzen können einen lupenreinen Veganer*innen Song rauszuhauen (Ballad of morality). Das ging bisher nicht, weil ich noch nie in einer Band gespielt habe, in der alle Leute in der Band vegan gelebt haben.
Nachdem ich mich also zunächst zu Hause in meinem Kämmerchen hingesetzt habe und die Songs alleine vorproduziert habe, habe ich sie irgendwann Michael, dem Chef von Dedication Records, vorgespielt. Mit meiner anderen Band Foxglove sind wir ebenfalls auf seinem Label. Und nachdem Michael die Songs von The Highest Tree gehört hat, wollte er direkt die Platte machen. Also habe ich mir ein paar befreundete Mitstreiter gesucht und habe sie hier in Bielefeld bei einem guten Freund, der ein kleines Studio hat, aufgenommen. Die Drums hat mein Freund Gerit, der auch als Schlagzeuger bei Xandria tätig ist, dann für mich eingespielt. Und bei den Gitarrenaufnahmen hat mich mein Freund Marc, der unter anderem auch Gitarrist bei der Kinderrockband Randale ist, unterstützt. Ich selbst habe im Studio dann ebenfalls Gitarre und Bass gespielt und habe alle Vocals eingehauen. Nur beim Song Dinosaurier singt noch Jochen, der Sänger von Randale, mit. Sollte es dazu kommen, dass The Highest Tree die Möglichkeit hat, Gigs zu spielen, so würden die Jungs dann wohl auch live am Start sein. Außerdem würden dann noch zwei weitere Freunde die zweite Gitarre und den Bass übernehmen. Mal sehen, wann es so weit ist.
AFL: Im Review über das neue Album schreibt Timbo, dass ihr/du aus OWL kommt. Präzisier das doch mal ein wenig.
Andre: Ja! Absolut Ostwestfalen, genauer gesagt Bielefeld. Ich bin ja nun auch schon nicht mehr der Jüngste und treibe mich mittlerweile seit gut 30 Jahren in der Bielefelder HC und Metal Szene rum und mache Musik. Selbstverständlich immer nur als Hobby. Beruflich bin ich als Schulleiter an einer Förderschule tätig. Aber HC war seit meiner Jugend, und ist bis heute, ein fester und sehr prägender Bestandteil meines Lebens.
AFL: Warum eigentlich der Name The Highest Tree? Klingt schon ein bisschen komisch, hat aber was…
Andre: Ja. Der Bandname ist vielleicht ein wenig sperrig auszusprechen, ich finde ihn aber voll super. Entstanden ist der Name folgendermaßen: Immer wenn ich nach Bayern fahre, fahre ich irgendwo auf der A7 links an so einem Waldstück vorbei. Und aus diesem Wald ragt recht imposant über die Kronen der anderen Bäume eine Baumkrone hinaus. Ist halt The Highest Tree. Mir gefällt das Bild sehr gut.
„Der höchste Baum hat sich durchgesetzt, steht trotzdem inmitten all seiner Baumkumpels und ragt heraus. Für mich hat dieses Bild viel mit Kraft, Durchsetzungsvermögen und der Stärke zu tun, sich Umständen und Schwierigkeiten zu stellen und darüber hinaus zu wachsen.“
AFL: Musikalisch spielt eine bunte Crossover-Mischung. Timbo spricht Ryker´s, Blood For Blood und Wisdom In Chains an. Er hat meiner Meinung noch den Metalanteil vergessen. Wie würdest du deine/eure Gangart beschreiben? Gibt es besondere Einflüsse oder gar ein besonderen Sound, den du /ihr hier auffahren wolltet?
Andre: Ganz ehrlich? Ich hatte echt keine Ahnung, wonach die Platte klingen sollte. Für mich war nur klar, dass ich das, was ich in meinen Texten sagen möchte, am besten mit der Musik umsetzen kann, die ich eh schon mein ganzes Leben mache. Und das ist halt Hardcore und Metal. My Agape ist für mich selbst ganz klar eine lupenreine HC-Scheibe. Aber das Drumming von Gerit und die Melodieparts, die Marc dann noch verfeinert hat, machen die Platte eben auch zu einer, wie ich finde, nicht ganz typischen HC-Scheibe. Über Timbos Einschätzung habe ich mich sehr gefreut und dachte beim Lesen dann eher so: „Jau. Hat er Recht.“ Hatte ich aber vorher selber gar nicht auf dem Schirm.
AFL; Das neue Album My Agape kommt via Dedication Records raus, welche auch in OWL beheimatet sind. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Andre: Wie oben bereits gesagt, bin ich auch mit meiner anderen Band Foxglove, die es bereits seit 11 Jahren gibt, bei Dedication Records. Genau genommen waren wir sogar die erste Band auf seinem Label. Dedication Records ist ein großartiges, kleines DIY Hardcore Label und Michael steckt all sein Herzblut in dieses Label, um HC Bands die Möglichkeit zu geben, Platten rauszubringen. Ein großartiger Typ und ein ganz feines HC-Label.
AFL: Wir müssen noch über Dinosaurier sprechen, oder? Klär uns auf….
Andre: Och. Das ist ganz einfach. Toni ist natürlich ein riesengroßer Dinofan. Da lag es natürlich nah, einen Song über Dinos zu machen. Den Text musste Toni natürlich persönlich abnehmen. Die Textzeile mit dem T-Rex musste ich mehrfach ändern. Erst hieß es „… kein anderer Dino hat sich zu nah dran gewagt.“ Da wurde ich dann aber eines Besseren belehrt. Schließlich haben Veloceraptoren ja auch T-Rexe angegriffen. Besonders schön war es für Toni, dass Jochen, von seiner Liebelingskinderrockband Randale, dann bei dem Song auch noch ein wenig mitgesungen hat.