„Galore“ bedeutet „in Hülle und Fülle“ – und genau das findet man an Eindrücken, Assoziationen, Rhythmen, Melodien und schrägen Soundeffekten auf dem neuen Album von The St Pierre Snake Invasion aus Bristol. Galore erscheint am 21.04.2023 und hat zehn intensive und abwechslungsreiche Songs im Gepäck.
Ein Genre oder eine Schublade lässt sich für diese Band kaum finden und ich denke es ist auch ihre Absicht alles wild und querbeet zu mischen, wie es ihnen gefällt. Jeder wird beim Hören sicher andere Assoziationen finden. Mal erinnert es an Helmet, stellenweise an frühe Ministry, dann wieder an eine light Version von Pitchshifter. An anderer Stelle trifft es eher Mathcore meets Industrial. Und auch der Einfluss aus Richtung Punk und Hardcore ist zu spüren. Klingt sehr wild? Ist es auch!
Das Album geht gleich all in mit dem wilden und intensiven Kracked Velvet. Damien Sayells unverwechselbarer Gesang geht hier in den Wettstreit mit dem synkopischen Schlagzeugspiel von Pete Reisner. Dazu noch der fette Gitarrensound – warum auch leise einsteigen? Deutlich ruhiger wird es dafür auf dem zweiten Song Midas mit ruhigerem Beat im Hintergrund, fast schon zartem Gesang und sehr zurückgefahrenen Gitarren – für mich eines der Highlights auf Galore. Submechano ist dann wieder so komplett anders und genial, stampft kraftvoll und wütend vor sich hin und erinnert wie das später folgende Sleep Well an ältere Stücke der Band. Das Streben nach einem unvergleichlichen und einzigartigen Sound wird auch hier wieder deutlich. Aggressiv und doch irgendwie tanzbar, eine gelungene Mischung.
Eine Wunderkiste voller Assoziationen
Der Titeltrack Galore ist bestimmt von Tempowechseln, startet ruhig und baut sich dann kompromisslos immer intensiver auf, getoppt zum Ende hin von Gastsängerin Aishing Whiting von Sang Froid. Mit Every Sun und The Overlook folgen wieder aggressivere, energievolle Stücke. Letzteres ist tatsächlich nach dem Hotel aus dem Filmklassiker Shining benannt und ruft auch eine gewisse beklemmende Stimmung hervor, fast schon hypnotisch.
Ein weiteres persönliches Highlight für mich folgt mit Apex Prey, einem der ruhigeren Stücke auf dem Album. Locker, ruhig, melodisch und mit einem eindringlichen und eingängigen Refrain. Selbst bei ruhigeren Stücken schafft es die Band eine enorme Energie aufzubauen. Nach der Verschnaufpause geht es dann mit dem Mathcore Kracher That There’s Fighting Talk nochmal richtig zur Sache.
Mit dem Abschluss I Pray To Liars schlagen The St Pierre Snake Invasion erneut eine etwas andere Richtung ein. Ungebremste Energie, intensive Melodie, starker Gesang, Gitarren und Schlagzeug im Wettstreit. Die Art zu Singen erinnert mich hier stellenweise durchaus an Nirvana. Denn wie anfangs gesagt wird hier jeder andere Assoziationen aus dieser musikalischen Wunderkiste ziehen. Und dennoch ist es ein ganz eigener Sound, den die fünf aus Bristol hier über die Jahre entwickelt haben. Die Experimentierfreude dieser Band scheint wirklich riesig zu sein. Ich bin gespannt wohin die weitere Reise gehen wird. Es wird sicher ein ähnlich wilder Ritt wie auf Galore.
Tracklist
- Kracked Velvet
- Midas
- Submechano
- Galore
- Sleep Well
- Every Sun
- The Overlook
- Apex Prey
- That There’s Fighting Talk
- I Pray To Liars