Die Berliner Hardcore-Punk-Band Thinner hat sich eindrucksvoll mit einem neuen Album zurückgemeldet. Das Album kommt überall gut an und hat durchweg gute Kritiken eingeheimst. Unsere Review zu You Don’t Want Me könnt ich hier nachlesen. Auch haben wir Sänger Adrian bereits nach seinen 10 Records Worth To Die For befragt, die ihr euch hier anschauen könnt.
Um das Bild komplett zu machen, haben wir auch noch ein Interview mit Sänger Adrian gemacht. Das Interview könnt ihr hier nun nachfolgend lesen.
AWAY FROM LIFE: Moin Adrian. Vielen Dank das Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst. Für alle die euch noch nicht kennen, willst du euch kurz vorstellen?
Adrian: Moin, na klar. Ich bin Adrian, shoute und spiele Gitarre bei THINNER. Wir sind eine Hardcore Band aus Berlin. Uns gibt es schon seit mehr als 10 Jahren – ich hatte damals die Band mit unserem Drummer Alberto gegründet, und wir waren die meiste Zeit als Trio unterwegs. Nach einer längeren Schaffenspause und der Trennung unseres damaligen Bassisten sprang dann mein Cousin Torsten ein, der seither fester Bestandteil der Band ist. Kurz danach kam dann auch unser Leadgitarrist Dominik Schmitt dazu, den manche vielleicht von seiner Main-Band „For Them All“ kennen.
AFL: Beschreib doch kurz was für einen Stil habt ihr, also wie würdest Du euch selbst beschreiben?
Adrian: Wir machen Hardcore-Punk, der sehr stark von dem klassischen US-Hardcore und Skatepunk der 90er geprägt ist.
Wir sind einfach alle mit der Musik aufgewachsen, sind einfach Punkrock-, Hardcore- und Metalfans. Wir alle mögens gerne laut und voll aufs Maul, wissen aber auch eine gute Melodie zu schätzen. Ich persönlich finde, dass man es allerdings ganz schön krass verkacken kann, wenn man nicht WIRKLICH überzeugend gut und authentisch singen kann. Ich fand die Idee bei der Bandgründung daher ganz gut, Hardcore Sound und Vocals mit melodischen Leadgitarren zu verfeinern. Aber erst jetzt mit unserem neuen Album ist uns das richtig gut gelungen. Das liegt vor allem aber auch an dem Input und den Skills von Dominik und Torsten. Die beiden haben unsren Sound definitiv bereichert.
AFL: Euer neues Album „You Don´t Want Me“ ist am Start. Ich finde es tatsächlich großartig. Was ist aus eurer Sicht an diesem dritten Album anders und was zeichnet dieses Album aus eurer Sicht aus?
Adrian: Vielen Dank, das freut mich sehr. Ich habe diesmal beim Schreiben der Songs einfach meine beiden Töchter gefragt, wie das klingt. Die sind Teenager und nicht unbedingt Hardcore Fans, haben aber einen ziemlich guten Musikgeschmack, wie ich finde. Wenn die beiden es also gut fanden, habe ich das Material zum Proberaum gebracht und wir haben daraus Songs gebastelt. Bei den Aufnahmen und der Produktion haben wir diesmal auch keine Gefangenen gemacht und direkt mit Aljoscha Sieg (Nasty, Marathonmann, Electric Callboy…) zusammengearbeitet, der einfach ein Garant für oberfetten Sound ist. Aufgenommen hat uns Timo Höcke, der beispielsweise auch für den Sound von Mantar verantwortlich ist.
AFL: Wie sind die Resonanzen bisher?
Adrian: Die Resonanzen sind bisher super, was aber nicht viel bedeutet, da die Resonanzen auf unsere Vorgänger-Alben auch immer gut waren, auch wenn wir nicht der gleichen Meinung waren haha. Diesmal sind wir aber wirklich 100%ig glücklich mit dem Resultat. Das ist uns tatsächlich am wichtigsten.
„Kurzum, das Album ist kein Album für harte Leute, sondern ein Album für Leute, die eine harte Zeit haben.“
AFL: Welches ist euer Lieblingssong auf „You Don´t Want Me“ und warum gerade dieser Song?
Adrian: Jeder hat da irgendwie einen anderen Song. Ich mag „How Much Is Enough“ wirklich sehr, Alberto ist großer Fan von „Rest My Head“. Bei den beiden anderen Jungs weiß ich es ehrlich gesagt gar nicht so genau. Das würde mich jetzt auch brennend interessieren.
AFL: Der eine oder andere Text scheint ja doch sehr persönlich zu sein. Wer schreibt die Texte bei euch und basieren die alle auf eigenen Erfahrungen oder lasst ihr euch da auch von anderen inspirieren?
Adrian: Mein Leben hatte sich vor einigen Jahren gravierend verändert. Da kamen plötzlich Trennung, Scheidung, Wohnungswechsel, Jobverlust und damit verbundener finanzieller Druck zusammen. Da geht Dir der Arsch auf Grundeis. Das macht viel mit einem, vor allem psychisch, das musste ich in unseren Songs verarbeiten. Aber auch die anderen in der Band hatten in den letzten Jahren das ein oder andere Päckchen zu tragen. Am Ende konnten wir uns alle in den Songs wiederfinden. Kurzum, das Album ist kein Album für harte Leute, sondern ein Album für Leute, die eine harte Zeit haben.
AFL: Der Text zu Santiago zum Beispiel wovon handelt der genau? Welches Santiago wird da unter die Lupe genommen?
Adrian: Alberto ist halber Chilene und hat Familie in Santiago de Chile. Als er damals plante, seinen Geburtstag mit seinen Lieben dort zu feiern, eskalierten zu diesem Zeitpunkt die Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit in den Straßen Santiagos. Man bekommt hier in Deutschland zwar auch Bilder in den Nachrichten mit, aber die Art und Weise, wie die Polizei vor Ort gegen die Protestierenden vorging, war einfach nur absurd und unfassbar brutal. Alberto hat da sehr drunter gelitten, da er das alles quasi auf direktem Wege über seine Verwandtschaft erfahren hat. Er hat uns Bilder aus den chilenischen sozialen Netzwerken gezeigt. Du machst Dir kein Bild, was da los war – das war unmenschlich. Das musste in einem Song zum Ausdruck gebracht werden.
AFL: Wie läuft denn ein Songwriting bei euch ab? Schreibt einer die Songs oder entwickelt ihr Songs von Anfang an gemeinsam?
Adrian: Ich schraube zu Hause lange an Songs rum, bis ich nicht weiter weiß, dann hören wir uns die Aufnahmen an und fangen beim Proben an, zu arrangieren. Jeder bringt dann sein Instrument selbst mit ein und überlegt sich Harmonien, Bassläufe etc. Wir nehmen immer alles direkt auf und hören es uns immer mit genug Abstand wieder an. Wenn es uns dann nicht umhaut, landet der Song in der Tonne. Finden wir den Song immer noch gut, machen wir ihn fertig und ich schreibe die Vocals.
AFL: Warum hat es eigentlich solange gedauert, bis man wieder was von euch gehört hat?
Adrian: Wir vorhin schon erwähnt, ging es mir eine ziemlich lange Zeit beschissen, dann ging es Alberto nicht gut, da haben wir im Proberaum nur etwas gejammt, geredet und uns gegenseitig aufgebaut. An richtiges Musizieren war nicht zu denken. Die Energie und Lust dazu, mit der Band weiter zu machen kam erst nach und nach als Torsten dazu kam.
AFL: Welche Bands und Musiker inspirieren euch und habt ihr Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?
Adrian: Ich zähle jetzt mal einfach ein paar Bands auf, die wir alle vier abfeiern:
Misfits, Off!, Samiam, American Nightmare, Hope Conspiracy, Converge, Descendents, The Distillers, Title Fight, Turnstile, Trapped Under Ice, Suicidal Tendencies, Rancid, Lifetime, die Liste ist lang…
„Für den Herbst und Winter planen wir noch ein paar kleine Tour-Wochenenden mit befreundeten Bands“
AFL: Was läuft denn gerade bei Dir auf dem Plattenteller?
Adrian: Im Moment Praise, Bent Blue, Drug Church, Social Distortion und Tom Waits.
AFL: Wie hörst du Musik? Vinyl oder CD oder komplett digital?
Adrian: Ich persönlich bin Vinylsammler aber höre Musik auch über Spotify.
AFL: Beschreib Thinner in drei Worten!
Adrian: Schnell, laut, kurz!
AFL: Wie seid ihr eigentlich auf den Namen Thinner gekommen?
Adrian: Ursprünglich war Thinner als Solo-Spaß Projekt von mir geplant. Ich hatte damals stumpf im englischen Online Wörterbuch rumgestöbert und bin auf das Wort „Thinner“ gestoßen. Passte irgendwie zu meinem Nachnamen und bedeutet „Verdünnungsmittel“, was ich ganz cool fand. Als ich dann mit Alberto die Band gründete, entschieden wir den Namen einfach zu behalten.
AFL: Was steht jetzt bei euch an? Ich hoffe doch jede Menge Konzerte.
Adrian: Genau, wir spielen zeitnah erstmal ein paar Shows in Berlin und Umgebung. Für den Herbst und Winter planen wir noch ein paar kleine Tour-Wochenenden mit befreundeten Bands. Da ist aber noch nichts spruchreif.
AFL: Hier noch ein paar Schlagwörter, was fällt Dir kurz und knapp spontan zu den einzelnen Schlagwörtern ein:
- Berlin – Coretex
- Punk – Schublade
- Szene – Freunde
- Konzerte – immer gerne, leider nicht mehr so gut besucht wie in den 90ern
- AWAY FROM LIFE – tolle, nette gutaussehende Menschen, von der die Szene noch viel mehr braucht
AFL: Vielen Dank für die Bauchpinselei, ich lasse das mal so als letztes stehen. Vielen Dank für deine Zeit.
Adrian: Vielen Dank für das Interview und reingehauen!!!