Thorsten Nagelschmidt – Soledad (Buch) ::: Review (2024)

Thorsten Nagelschmidt kennen die meisten wohl als „Nagel“ von Muff Potter. Seit einiger Zeit ist er auch als Autor unterwegs. Sein Roman Arbeit durfte ich bereits 2020 besprechen (Review hier). Seit dem 11. September ist nun sein neues Werk Soledad erschienen, erneut im renommierten S. Fischer Verlag.

Ausgehend von dem fiktiven Portrait eines Wetberliner Jugendlichen im Jahre 1969 vom ebenfalls fiktiven Fotografen Anthony Williams erzählt Nagelschmidt die Geschichte zweier Leben: einmal die von Alena, einer lesbischen Werbefotografin, die mitten in Kolumbien von ihrer langjährigen Freundin zurückgelassen wird, und einmal die Geschichte von Reiner, eines etwa 70-jährigen Besitzers einer Insider-Lodge im kolumbianischen Dschungeldorf Soledad. Der Exildeutsche Rainer erzählt der bei ihm gestrandeten und sich selbst mit Beruhigungsmitteln von ihrer Trennung therapierenden Alena seine Lebensgeschichte, die ihren Ausgang in der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik nahm. Der Vater, ein ehemaliger Nazi, verstirbt als Rainer gerade mal zehn Jahre alt war. Er rebelliert gegen sein Elternhaus, aber auch gegen das spießige Nachkriegsdeutschland. Was er dabei erlebt, wie er schließlich in Kolumbien landet, welche Rolle die Fotografie spielt, das alles solltet ihr selbst lesen. Jedenfalls ist Rainers Lebensgeschichte eng mit der Geschichte Deutschlands verbunden und das ganze kulminiert in der Corona-Zeit.

Das Buch ist, wie bereits Arbeit gut geschrieben und atmosphärisch erzählt, umfasst etwa 450 Seiten. Großes Thema des Romans ist Soledad, also spanisch für „Einsamkeit“ sowie die Verknüpfung zweier Leben, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Der Kniff bei der Erzählung sind die drei Zeitebenen. Ein Großteil des Romans schildert die Lebensgeschichte von Rainer, voller Brüche und Abenteuern, während Alenas Geschichte sowie die Begebenheiten in der Lodge werden in der Ich-Form erzählt werden. Tatsächlich ist Rainers Geschichte insbesondere am Anfang packend erzählt. Auch die verschiedenen Stationen seines Lebens sind wahnsinnig toll und einfühlsam erzählt. Alenas Lebensgeschichte dagegen wird nur knapp und kurz angerissen. Da hätte man durchaus mehr Fokus drauflegen können. Das war schließlich ein Hauptthema bei Arbeit, die Parallelität der verschiedenen Leben. Auch fehlt mir tatsächlich am Ende die Auflösung. Hier will ich natürlich nicht zu viel verraten, aber ich habe das Gefühl, das beide Leben nicht zu Ende erzählt werden, was etwas schade ist.

Insgesamt eine sehr fesselnde, packende Lektüre, die zum Teil sehr detailverliebt arbeitet, was ich immer recht spannend finde. Insbesondere die Schilderung der Nachkriegszeit sowie die Geschehnisse im Ausland sind wahnsinnig gut und nachvollziehbar dargestellt.

Derzeit ist Thorsten Nagelschmidt auf Lesetour

17.10.2024 Hamburg, Centralkomitee
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18.10.2024 Frankfurt, Kunstverein (OpenBooks, Buchmesse)
Mit Roman Ehrlich, Moderation: Albert Henrichs, Eintritt frei
INFO

19.10.2024 Osnabrück, Lagerhalle
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20.10.2024 Münster, Pension Schmidt
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22.10.2024 Bielefeld, Bunker Ulmenwall
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23.10.2024 Lemwerder, Begu
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24.10.2024 Kiel, Studio
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28.10.2024 Dresden, Schauburg
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29.10.2024 Jena, Kassablanca
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30.10.2024 Wiesbaden, Schlachthof
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31.10.2024 Enkirch, Weingut Immich Anker
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09.11.2024 Erlangen (book:ed Literaturfestival)
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10.11.2024 Karlsruhe, P8
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14.11.2024 Lübeck, Burgtor
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16.11.2024 Weissenhäuser Strand (Rolling Stone Beach)
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17.11.2024 Rostock, Peter Weiss Haus
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18.11.2024 Erfurt, Buchbar
Moderation: Simone Burdach
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19.11.2024 Leipzig, Werk 2
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