Gerade mal nur fast 16 Jahren sind seit der letzten Veröffentlichung von Tut Das Not vergangen. flutentreiber ist das fünfte Werk in der bisher 26-jährigen Bandgeschichte. Und wieder bietet das Trio ein Album mit 10 Tracks. In der Sache ist sich Tut Das Not also treu geblieben. Aber wie sieht es mit dem Rest, mit Text und Musik aus? Hat die lange Wartezeit der Band gut getan oder wäre es doch besser bei den vier Veröffentlichungen geblieben?
Wer Tut Das Not bis zur Veröffentlichung tiefenrauschen geliebt hat, wird sie bei flutentreiber auch noch lieben. Ich finde es schon beeindruckend, wie unverändert melancholisch der Gesang auf flutentreiber klingt. Das klingt nicht so, als lägen da 16 Jahre zwischen, sondern nur eher die üblichen 2-3 Jahre. Smigel erweckt nach wie vor mit seiner Stimme einen Mix aus Sehnsucht, Verträumtheit, Schwere und Leichtigkeit zugleich. Textlich wird es zuweilen richtig poetisch, aber nie unnötig verschachtelt. Wie auf flutentreiber mit Worten, Textbau und Betonung gespielt wird, das ist ganz großes Kino.
Glücklicherweise hört das Lob nicht beim Text auf, sonst steigt das Smigel vermutlich noch zu Kopf. Der spielt ja auch noch Gitarre. Trotz nur einer Gitarre und ohne große Spielereien deckt die Gitarre alle Spektren ab, die auf flutentreiber benötigt werden. Neben klassischen Punkriffs finden sich viele leise Momente, aber auch ein zwei richtig gute Metalriffs auf der Platte.
Helge am Schlagzeug ist ebenso für leise als auch laute Momente zu haben. Besonders spannend sind die teils stark oder abrupt wechselnde Tempi. Dabei springt Helge mit Leichtigkeit vom Punk in den Jazz über Reggae zurück in den Punk. Nicht zuletzt sorgt das trotz der meist gegenwärtigen Melancholie bei Tut Das Not für eine ungemeine Tanzbarkeit, die der/die gemeine Hörende auf so einer Platte gar nicht erwarten würde.
Weil ich einen guten Tag habe, bekommt der Bassist Mario auch noch etwas Liebe. Wobei hier zu erwähnen sei, dass Mario und Smigel sich die Instrumente teilen. Auf flutentreiber wird dem Bass so viel Platz gegeben, wie bisher auf noch keiner Veröffentlichung von Tut Das Not. Das ist großartig, weil sich so mit Leichtigkeit das faszinierende Bassspiel genießen lässt. Bei Dunkelhell, um ein Beispiel zu nennen, lässt sich das ganz besonders heraushören. Und wo das Schlagzeug für die Tanzbarkeit sorgt, sorgt der Bass für das groovige Gefühl.
Das Zusammenspiel dieser vier Komponenten erzeugt ein unglaublich stimmiges Werk, das vorne und hinten einfach passt. Klar, flutentreiber ist kein Album, dass man direkt hört und die Ohrwürmer einem nur so vor die Füße fallen. Aber das war Tut Das Not noch nie. flutentreiber möchte entdeckt werden, der/die Hörende soll sich von der Musik, dem Text treiben lassen und vielleicht hier und da mal Halt machen, um den Moment zu genießen.
16 Jahre sind eine echt lange Zeit und wie schon 2023 bei Propaganda Network, die sich 15 Jahre Zeit haben lassen, bleibt die Frage, ob es denn so eine große Zeitspanne hätte sein müssen. Nun, die Antwort darauf kann ich nicht geben. Aber umso mehr freue ich mich, dass Tut Das Not mit flutentreiber ein mehr als solides Album veröffentlicht haben. Ich bin mir sicher, dass es auch in meiner Best-Of 2025 Liste auftauchen wird.
Gerne hätte ich mir das Album bis zur Review noch häufiger angehört, um noch mehr in die Fluten einzutauchen. Aber eine Review möchte auch mal geschrieben werden. Und das gute ist ja, ich kann die Platte auch nach der Review weiterhören. Ich hoffe nur, dass ich jetzt nicht wieder 16 Jahre Zeit habe, jede Sekunde des Albums zu entdecken.
flutentreiber ist bereits auf CD und digital erschienen. Die CD kann direkt bei der Band geordert werden. Außerdem spielt Tut Das Not ein paar Konzerte, behaltet da mal die Augen auf deren Homepage für noch mehr Dates. Oder bucht die Kapelle einfach selbst.
Tracklist
01. Utopia
02. Versus
03. Dunkelhell
04. Keine Diskussion
05. Goldene Wege
06. Stillbruch
07. Parabelflug
08. Vakuum
09. Erbarmen
10. Bilder
Tut Das Not – Live 2025
26.07.25 Bleyen-Genschmar – Rock mit Ring
30.08.25 Erfurt – AJZ
19.09.25 Kassel – Goldgrube