Wie jedes Jahr, so rief auch dieses Jahr das Juz Illingen wieder zu seinem traditionellen Unplugged-Konzert am Vorabend von Heiligabend. Und wie jedes Jahr war ich vor Ort, obwohl auch das St. Ingberter Juz in Frage kam. Doch dort hatten die Shitlers leider abgesagt. Dennoch haderte ich etwas mit dem Artikel, weil mir an diesem Abend nicht so alles zusagte. Unter den Tisch fallen lassen wollte ich ihn zunächst, doch vor ein paar Tagen hatte ich einen Traum. Vorausschickend muss man sagen, das ich den Nekrolog 2016 für den Artikel Musikjahr 2016 durchsucht habe, und dieses Nekrolog doch einige üble Todesfälle aufführte. Zudem bin ich gesundheitlich angeschlagen, was Träume wie der nun folgende doch ziemlich begünstigt. Jedenfalls erschienen mir in diesem Traum Bob Dylan (der noch lebt) und Leonard Cohen (der leider nicht mehr) und diese beiden überzeugten mich, diesen Artikel zu schreiben. Seltsam? Aber so steht es geschrieben…
Einer der Gründe, warum dieser Artikel unbedingt erscheinen muss, ist natürlich Citizen Tim. Dieser „son of a gun“ war früher in diversen Hardcore-Bands unterwegs und versucht sich nun als Solokünstler. Bereits im August habe ich dem jungen Mann ein nettes Review über seine EP Human Circus (hier) geschrieben, für das er sich auch artig bedankte. Obwohl er sehr umtriebig war, hatte ich es doch leider bisher nicht geschafft, ihn live zu sehen. Nun beim vermutlich letzten Konzert 2016 (weiß nicht, ob ich es morgen zur Nachtmusik schaffe) gelang es mir endlich, den netten Menschen zu sehen und auch etwas besser kennen zu lernen. Anekdotenreich führte er durch ein etwas mehr als halbstündiges Set, bestehend aus Liedern von der EP sowie weiteren eigenen Songs. Hervorstechend natürlich The Feeling of Skins on My Bone, Snowballs und Class of 1999 von der EP. Waving in the Marching Band, neben John, bei dem ich wohl noch draußen war, einer meiner favoriten von der EP, wurde leider nicht gespielt. Dafür aber ein Lied über eine Beinaheschlägerei namens Barfight mit einer netten Pointe sowie die Saarbrücken-Hymne The Vein of This Town (die auch die dunklen Ecken nicht auslässt). Auch schön: Heroes, entgegen der Tradition an diesem Abend kein Cover. Toller Auftritt, der auch nicht durch die Gespräche des Publikums, die normalerweise charakteristisch für den Abend sind, gestört wurde. Naja, irgendwann wurde auch die Tür zum Vorraum geschlossen, vielleicht damit Marco, dessen Bruder eigentlich Tim heißt (und auch vor Ort war), beim Spielen nicht gestört wird.
Einer der Gründe, warum dieser Artikel nicht erscheinen sollte, sind Voice of Silence. Ein Akustik-Coverduo… ich mag die Band, die normalerweise auch auf Hochzeiten spielt, nicht schlechtreden, die Dame hat eine angenehme Stimme und auch der Herr kann mithalten, aber die Songauswahl, die Songauswahl… Fing schon mit dem Eröffnungslied an, eine langsam gespielte Version von Dear Mr. President von Pink. Whaaat? Ja genau, noch langsamer als das Original. Danach folgte Phillipe Poisel. Kannte ich nicht, war auszuhalten. Als dann aber Revolverheld angekündigt wurde, bin ich geflüchtet. Nein, kein Fußbreit diesen Typen! Später soll es auch nicht besser geworden sein. Bon Jovi und It’s My Life ist wohl Covern für Anfänger, fünfte Klasse. Nein danke!
Zeit das Ambiente zu beschreiben. Wie bei jedem Abend gab es Glühwein und Guinness. Der leckere Apfelglühwein war relativ schnell ausverkauft, das Guinness floss noch etwas länger. Draußen gab es Alternative-Hits von den 1990ern bis hin zur Neuzeit und als kulinarischen Leckerbissen Pommes und Currywurst. Pommes für eine Mark… krass!
Vegas Azzuro machten dann einiges richtig, aber auch einiges falsch. So gab es Insider-Coverversionen von We Were Promised Jetpacks und wenig erwartbares, wie Stone Temple Pilots oder Foo Fighters, leider aber auch Quatsch wie Men at Works unerträgliches Down Under. Insgesamt jedoch ein oker Auftritt von Matthias Koble (Rescue the Anne) und Frank Altpeter (Teenage Guide, Pink Floyd Project, nicht identisch mit dem rockenden Richter), musikalisch macht den beiden sowieso niemand was vor.