Ein wenig Drama unter dem Weihnachtstbaum gehört für die meisten zum Weihnachtsfest wie ein Stagedive zur Terror-Show. Eine besonders traurige Entdeckung musste kürzlich jedoch in Bad Kissingen ein junger Hardcore-Fan machen, als sie herausfand, dass der Hardcore-Spirit nicht wirklich existiert und nur ausgedacht ist. Johanna G., neun Jahre jung, musste sich dieser Erkenntnis in der Vorweihnachtszeit stellen. Wie gehen Heranwachsende mit dieser ernüchternden Wahrheit um? Szene Putzen hat da mal nachgefragt.

Have you ever felt like you‘ve lost your mind? Das ist die erste Zeile aus dem Song What Counts von Have Heart. So fühlt sich das an.“ Johanna, ein zierliches Mädchen mit hängenden Schultern und traurigen Rehaugen steht neben dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum, sie trägt ein übergroßes Strife Shirt. Ihre Eltern schweigen betretend. Wir fragen nach, was der Hardcore-Spirit denn genau bedeute und wie sie herausfand, dass er gar nicht existiere.

„Meine Eltern haben mir immer erzählt der Hardcore-Spirit sei etwas ganz Besonderes, etwas das uns verbindet. So wie ein unsichtbares Band. Er steht für [sie überlegt kurz] gegenseitigen Support, eine gemeinsame Szene und Toleranz und so. DIY, das heißt do it yourself, und Liebe zur Musik sind ganz wichtig. Während der Festtage geht man zusammen zu Shows, isst vegane Plätzchen und wenn Oma vorbeikommt, singen wir Out Of Step von Minor Threat für die Nachbarn. Oh, und wenn man artig ist, springt an Weihnachten Harley Flanagan durch deinen Schornstein und legt dir Demos, Splits und Merch unter den geschmückten Tannenbaum! Aber jetzt weiß ich ja, dass das alles nur ausgedacht war!“

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Ihr Vater, Peter G., langjähriger Hardcore-Enthusiast und originales Gründungsmitglied der Familie schaut peinlich berührt zu Boden. „Johanna hat mich dabei erwischt, wie ich an der Tür ein Paket eines gewissen Online-Versandhandels entgegengenommen hatte. Terror-Socken, Hoodies und so weiter. Die Kleine war entsetzt und hat getobt, da haben wir uns entschieden, ihr alles zu beichten.“

„Zuerst dachte ich, Papa mache einen Scherz. Schließlich hat mir der Hardcore-Spirit erst letzte Woche [Anm. der Redaktion: 06.12.2017] PERSÖNLICH ein neues Terror-Bandana in meinen Stiefel gelegt! Ich habe meine Liste mit meinen Top-Ten Releases ganz brav an seine Mail-Order Adresse am Nordpol geschickt und überhaupt alles so wie immer gemacht. In der Schule haben die anderen Kinder mich schon geärgert und gesagt, Hardcore wäre tot und die Szene gäbe es gar nicht. Ich habe den Hardcore-Spirit aber immer verteidigt und war echt so blöd daran zu glauben.“

„Wir wollten einfach, dass unsere Tochter noch ein wenig länger dem kindlichen Zauber erliegen darf. Was ist so falsch daran?“, sagt Mutter Angelika G. mit einem Glänzen in den Augen. Dass keiner mehr auf Shows geht, dass es nur noch um Tattoos und Schuhe geht – diese harte Realität erfahren Kinder doch heutzutage früh genug. Es ist schwer, da den richtigen Zeitpunkt zu finden.“

Wir fragen die kleine Johanna, was sie nun so von den Festtagen halte.

„Jetzt weiß ich, dass das voll die Kommerz-Scheiße ist. Meine Eltern haben mir das ganze Jahr gesagt, dass unartige Kinder nur das neue Parkway Drive Album oder ausgeleierte Pantera Tapes bekommen. Und dass wenn ich gut in der Schule bin und immer brav mein Müsli aufesse, der Hardcore-Spirit mir das neue Terror-Release The Walls Will Fall schenkt. Alles gelogen. Papa ist ein Poser.“

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Das nächste Mal:

Trapped Under Ice, Infant Annihilator, Blood for Blood und andere Band die sie hören können, während sie mit ihren Kindern im Schnee spielen!


Mehr Szene Putzen findet ihr hier!

 

*Szene Putzen ist unsere augenzwinkernde Liebeserklärung an Hardcore, die Subkultur und all ihre Eigenarten. Schließlich heißt es doch so schön: Was sich liebt, das neckt sich.

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– Playlist: Happy Release Day

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