White Sparrows haben gerade ihr neues Album Zwischen Liebe, Hass & Suff in den Startlöchern. Review dazu gibt es hier zu lesen. In diesem Zuge ergab sich die Möglichkeit, ein wenig drüber zu reden und auch einige weitere Infos abzustauben. Viel Spaß mit dem Interview und dem neuen Album.
AFL: Servus! Ihr steht zum Zeitpunkt des Interviews kurz vor dem Release eures neuen Albums und da hat
sich in der Produktion ja einiges getan! Erzählt doch ein bisschen wie die Aufnahmen so liefen?
White Sparrows: Hallöchen. Wir sind unendlich froh, dass das Album nun endlich erscheint. Mittlerweile sind wir doch etwa 2 Jahre später, als wir ursprünglich dachten. Aber was lang währt, wird endlich gut oder so sagt man doch. Die Aufnahmen liefen diesmal so ganz anders als sonst bei uns. Normalerweise sperren wir uns eine Weile mit unserem Produzenten im Studio ein, recorden alles, fahren nach Hause und das Ding ist im Kasten. Diesmal haben wir aber, auch aufgrund der Corona-Lage, die Aufnahmen in mehrere Schritte aufgeteilt. Erst war unser Drummer Max im Northroad Studio und hat die Drums eingezimmert. Dann
haben wir auf Max´s Drums die Gitarren und Bässe erstmals selbst bei uns im White Sparrows Studio aufgenommen. Das ganze ging dann nach Österreich zu unserem wunderbaren Produzenten Phil, damit die ersten Ergebnisse so richtig hörbar wurden. Mit diesem Mix kam Phil dann mit seinem kompletten Studio zu uns und wir haben uns im Sommer 2021 eine Waldhütte mitten im Nirgendwo gemietet und dort Westerngitarren, Orgeln und die Vocals aufgenommen. Teilweise nachts. Teilweise komplett draußen. Mitten im Wald. Zwischen Bäumen und Moos. Eine ganz besondere Erfahrung. Somit war dann
alles im Kasten und es wurde gemixt und gemastert bis alle glücklich waren und ja, nun stehen wir hier in den Startlöchern.
AFL: Zwischen „Kein Applaus“ und „Zwischen Liebe, Hass & Suff“ liegt eine Pandemie. Wie habt ihr diese persönlich erlebt?
White Sparrows: Für uns war es eine ganz eigenartige Zeit, so wie für die meisten wahrscheinlich. Normalerweise hängen wir als Band sehr oft miteinander im Proberaum rum, schreiben Songs, sind kreativ, planen, trinken Bier oder hängen einfach nur ab. Das fiel alles plötzlich weg und wir mussten das ganze ins Netz verlegen. Es war eine Umgewöhnung, definitv. Dadurch haben wir aber auch gelernt mit diesen High-Tech-Teilen, die man Computer nennt, umzugehen und z.b. unser erster Podcast wurde gedreht. Also es war eine seltsame
Zeit. Eine schwierige Zeit. Aber sie hatte doch auch ihre guten und schönen Momente. Man muss das beste draus machen und darf den Optimismus nicht verlieren. Aber natürlich sind wir total froh jetzt wieder unserer Proberaumromantik nachgehen zu können.
AFL: Eure Songs sind häufig sehr gefühlvoll und persönlich. Wer schreibt bei euch?
White Sparrows: Die Songs werden in der Regel von mir (Nico) geschrieben. Oft hat Martin auch noch ein paar Ideen aus denen wir dann einen Song machen. Die meisten Songs schreibe ich/wir über Dinge die ich oder wir so erlebt haben innerhalb der letzten Jahre, fast schon Jahrzehnte. Oder auch über Dinge vor denen ich oder wir Angst haben oder die uns beunruhigen. Manchmal überkommt mich auch die Wut und ich muss über gewisse Dinge meinen Frust ablassen. Es sind ganz viele unterschiedliche Impulse die mich dazu bringen
einen Song zu schreiben. Das schöne daran ist, dass jeder der anderen sich immer auch in meine Songs hineinversetzen kann, weil derjenige entweder bei dem Erlebnis dabei war, die Story kennt, mitfühlt oder sogar der Protagonist des Songs ist. Es gibt durchaus, vor allem auf der neuen Platte, Songs die ich aus der Sicht eines Bandmitglieds geschrieben habe. Spannendes Thema. Und so gibt jeder von uns durch seine Interpretation, sein Feeling und sein Instrument dem Song seine jeweilige eigene Note.
AFL: Der Titel des Albums sagt ja schon einiges aus… Wie sieht eure Beziehung zum Suff aus?
White Sparrows: Ach ja…
Wir haben, wie auch der Titel schon sagt, zwischen Liebe, Hass und Suff doch so einiges erlebt die letzten Jahre. Es gibt die schönen Momente des „Suffs“, die verbinden, zusammenschweißen und unvergessliche Nächte bescherten und bescheren. Natürlich gibt es auch da die weniger schönen bis hin zu den furchtbaren Erlebnissen. Auch die haben wir durchaus in einigen Songs verarbeitet. Ich denke, alles in allem sind wir sehr gesellige Biertrinker. Zusammen kann es Spaß machen. Alleine nicht. Mit einem Stück Verantwortung. So oder so ähnlich.
AFL: Auch die Vocals sind anders, irgendwie cleaner – Intention, Weiterentwicklung oder was ist das „Geheimnis“?
White Sparrows: Ich finde die Vocals haben sich seit der „Kein Applaus“ nicht so sehr verändert. Von Song zu Song ändern sich die Vocals aber durchaus. Je nach Stimmung und Gefühl das vermittelt werden soll oder auch je nach dem wie hoch oder tief der Titel ist. Bei gewissen Liedern, die eine gewisse Intimität ausstrahlen sollen, ist der Gesang dann etwas cleaner und inniger. Bei anderen wiederum die roh und aggressiv sein sollen, bricht dann auch mal ein Shout oder Scream aus mir heraus. Also ich denke so betrachtet ist das Album nicht wirklich cleaner noch härter gesungen als das Letzte. Nur abwechslungsreicher, würde ich sagen.
AFL: Wie kam das Feature mit Marathonmann zustande?
White Sparrows: Als wir den Song „Du und dein Gewehr“ geschrieben haben, haben wir eine Halftime-Bridge eingebaut, um dem Ganzen eine gewisse Schwere zu geben und letztendlich die Pointe des Stücks zu verpacken. Dieser sehr getragene Teil mit meinem Quasi-Sprechgesang erinnerte uns direkt an den ein oder anderen Titel von Marathonmann. Der Teil war quasi wie für Michi geschrieben. Und wie es der Zufall will kannte unser Drummer Max den Drummer von Marathonmann. Daher kam der Kontakt zu Stande und Michi, der Sänger, hatte direkt voll Bock und war direkt am Start. Er hat den Song perfekt gemacht. Liebste Grüße gehen raus an Michi und die ganze Marathonbande. Vielen Dank!
AFL: SBÄM ist ja ein sehr Skate-Punk lastiges Label und hat nicht sehr viele deutschsprachige Bands. Wie seid
ihr auf das Label gestoßen?
White Sparrows:Tatsächlich ist uns auch vor kurzem erst aufgefallen, dass wir fast die einzige deutschsprachige Band bei SBÄM sind. Witzig. Das macht uns natürlich umso glücklicher trotzdem ein Teil dieser großartigen Familie sein zu dürfen. Auf das Label gestoßen sind wir vor einer Weile schon denn SBÄM betreut ja doch die ein oder andere Lieblingsband von uns und somit war uns Stefan und sein Team natürlich längst ein Begriff. Als wir zusammen mit unserem Manager und Booker Michel auf der Suche nach einer Plattenfirma für
das neue Album waren, hat Michel doch tatsächlich SBÄM aus dem Hut gezaubert und direkt Kontakt mit Stefan aufgenommen. Vielen Dank an unseren liebsten Michel, an dieser Stelle. Danke für alles. Und als SBÄM dann auch noch begeistert war und das Ding mit uns durchziehen wollte, konnten wir unser Glück kaum glauben und können es, wenn wir mal ehrlich sind, immer noch nicht.
AFL: Ein kleiner Ausblick… 12 Monate von jetzt an – was wird passiert sein und was werden die Sparrows als nächstes planen?
White Sparrows: Also ich denke da wird so einiges passieren. Im Dezember spielen wir die große Release-Show zur neuen Platte, gehen im frühen Sommer auf Tour, werden im Sommer die Festivals unsicher machen und werden im nächsten Herbst eventuell nochmal auf Tour gehen. Von den ganzen Einzelgigs mal abgesehen. Also würde ich sagen, das nächste Jahr wird zauberhaft. Was dann im nächsten Winter passiert, darüber munkelt man noch 😉
AFL: Nennt mir doch zum Schluss einmal eure beste und eure schlimmste Tourerfahrung.
White Sparrows: Ich denke die eine beste Tourerfahrung ist schwierig zu nennen. Da sind jedes mal so viel wundervolle Erlebnisse. Aber wenn ich „eine“ nennen muss ist es eindeutig die Zeit die man mit seinen besten Freunden, also der Band, und den Fans und den vielen tollen Leuten verbringt. Jedes mal aufs Neue. Und natürlich wenn der Bierkühlschrank voll ist. 😀
Die schlimmste Tourerfahrung war für mich die Heimfahrt aus Essen 2015. Mitten in der Nacht fiel das Licht aus und alle waren komplett übermüdet. An der Raststätte bauten wir neue Birnen ein. Doch es waren die falschen. Das fiel uns aber erst wieder auf der Autobahn auf. Also mussten wir wieder halten, denn so konnten wir nicht weiterfahren. Bis dann das Abschleppfahrzeug da war und uns wieder zu einer Raststätte geschleppt hatte vergingen Stunden. Es war wirklich ein Horrortrip.
Danke für das liebe Interview!
Bleibt gesund und optimistisch!
In Liebe, eure Spatzen 🙂