ZSK ist eine Band an der sich viele punkhörige Geister scheiden. Das bekam  ich bereits kurz nach meinem Erstkontakt mit den Wahl-Berliner zu spüren.
Fuhr ich seinerzeit doch voller Enthusiasmus, mit ein paar Bieren und dem neuesten Titus-Sampler, zu einem Kumpel, um ihn meine große Neuentdeckung zu präsentieren – eine Göttinger Band namens ZSK mit ihrem Song We´re The Kids.
Doch leider haute er mir dieser das Ding fast um die Ohren.
„Musikalisch geht das schon, aber dieser Gesang…mach das aus und eine nächste Kanne auf!“
So oder so ähnlich hallten seine Worte noch lange in meinen Ohren nach, was mich aber nicht davon abhielt mir sofort ihre Alben Riot Radio und From Protest To Resistance zuzulegen und ihrem Street-Team (Raise-Your-Fist-Crew) beizutreten.

Seit diesen Tagen ist aber viel passiert: sie lösten sich auf und fanden wieder zueinander, starteten das Projekt Kein Bock Auf Nazis, formten sich an Gitarre und Schlagzeug um, veröffentlichten diverse Cs und DVDs, spielten unzählige Shows, usw., usw., usw., … und am 27. Juli passiert wieder etwas, welches ihre Biografie um mindestens eine Zeile erweitern wird: es erscheint ihr neues Album Hallo Hoffnung!

Ob bzw. wieviele Zeilen dieses Album überhaupt wert ist, gilt es jetzt aber erst noch herauszufinden; also ab mit dem Teil in die Review-Abteilung!

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Foto: Chris Schwarz

Die CD startet mit dem bereits vorab veröffentlichten Titel Es müsste immer Musik da sein, mit welchem ich gerade beim ersten Hören echt so meine Probleme hatte, denn schließlich sind die Refrainzeilen einem meiner liebsten Filmzitate (Absolute Giganten) entsprungen und ich verbinde mit diesen Worten sehr viel Ruhe bzw. Melancholie und nicht das hier aufbrausende Brett von ZSK.
Umso öfter ich den Song allerdings hörte, desto besser gefiehl er mir und spätestens seit ich den Song auf dem Gott Sei Punk – Festival gehört hatte, war ich gänzlich von ihm überzeugt.
Ein nach vorne treibender Song, mit welchem Sänger Joshi übrigens folgendes verbindet:

„Der Song ist der Soundtrack für alles, was wir mit der Band erleben, wenn wir unterwegs sind. Viele Bands hassen die langen Autofahrten und das ewige Warten auf Festivals. Wir finden das großartig. Wir hören unsere Lieblingsmusik und sind einfach für alles dankbar, was wir mit dieser Band machen können. Wir hätten uns bei der Bandgründung vor 20 Jahren nie träumen lassen, dass wir die Chance haben würden, all diese Dinge zu erleben: alle diese Bands kennenzulernen, alle diese Konzerte zu spielen und diese Platten aufzunehmen.“

Nach diesem mittlerweile für mich guten Einstand geht es weiter durch die 12 Lieder und da ich gerade merke, dass ich eigentlich zu jedem etwas zu sagen habe, möchte ich nun einmal etwas anders machen und jedem Titel seinen Platz geben:

  1. Es müsste immer Musik da sein:
    Das Lied eröffnet energiegeladen und die holperige Textzeile des Refrains ist Joshi´s Gesang wie auf den Leib geschneidert.
  2. Unzerstörbar:
    Mutmachender Song, der für mich allerdings eher dahinpletschert,ohne mich mitzureißen, wobei die Hookline echt lange im Kopf nachhallt.
  3. Der Tag wird kommen:
    Hier geht es wieder mehr nach vorne, allerdings in einem Strukturgewand, in das ich nicht so ganz hineinpassen will – dennoch ein Lied, welches zur Band passt und auch gefällt.
  4. Es wird Zeit:
    Ein melancholisch rückblickender Song, mit dem wir wohl alle etwas anfangen können – eine Hommage an die Musik!
  5. Keine Lust:
    Ein Lied welches mich von Beginn an, an den gleichnamigen Beitrag der Bottles zum Sicher gibt es bessere Zeiten, doch dieses sind die unseren Sampler erinnert hat. Allgemein ein etwas abgedudeltes Thema im Punk (siehe Hausvabot, The Blizzards, …), welches zudem für mich nicht so die Bewandtnis hat.
  6. Wut:
    55 Sekunden pure Energie, die man förmlich spüren kann. Live wird das Ding ein echter Kracher, der nochmal das letzte aus einem rausholt!
  7. Hallo Hoffnung:
    Der Titeltrack liefert das was man von ZSK kennt und auch so liebt – thematisch genau das was mich in ihren Liedern immer so bewegt hat. Zudem musikalisch wirklich auf einem hohen und wilden Ross.
  8. Halte durch:
    Eine zwischenmenschliche Durchhalteparalole, die in meinen Augen etwas zu viele Ohoho´s aufweist – aber ein schönes Beispiel dafür, wie sich ZSK gerade in den letzten Jahren musikalisch weiterentwickelt habe, ob es nun gefällt oder nicht!
  9. Die besten Lieder:
    Ein augenzwinkernder Gruß an die Malle-Fraktion, der aber trotz des Zwinkerns bestimmt von so manchem Trinkgesellen falsch aufgefasst werden wird.
    Nicht zuletzt darum bin ich der Meinung, dass sie das Lied besser auf eine B-Seite gepackt hätten und den Gastauftritt von Guido Donot an einer würdigen Stelle genutzt hätten.
  10. Make Racists Afraid Again:
    In meinen Augen neben Hallo Hoffnung einer der Höhepunkte auf dem Album, der mich gefühlstechnisch etwas an Keine Angst erinnert. Allerdings geht der Gastbeitrag von Chris#2 leider etwas unter, was schade ist, da er sich an Deutsch versucht.
  11. Für Dich:
    Ein Lied an die Freundschaft, welches sich sehr passend in dieses Album einfügt und es im Ganzen perfekt abrundet.
  12. Wellen brechen:
    Abschließend gibt es noch ein akustisches Stück, welches sich mit der Thematik der Trauer auseinandersetzt und somit bei den Meisten wohl nicht in die Sphäre der Lieblingsstücke aufsteigen wird. Dennoch ist es ein sehr wichtiges Stück für die die es singen oder auch geschrieben haben und somit hier auch genau richtig.

Mit ihrem fünften Album verlieren ZSK für mich zunehmend an Energie. Allerdings nicht auf der musikalischen, sondern auf der Gefühlsebene. Lieder wie Fight For More und We Will Stop You oder auch Herz für die Sache entflammen immer noch umgehend meine Faust und machen mir wieder Mut weiterzumachen und eben dieses spüre ich auf Hallo Hoffnung leider nicht mehr so stark.
Zudem hatte ich gerade nach den ersten paar Hördurchgängen die Angst in mir verspürt, dass sie ihren „Vorbildern“ Die Toten Hosen folgen und ich erste Anzeichen von Stadionrock heraushöre, was wohl nicht zuletzt an den vielen „Ohoho´s“ lag. Zum Glück ist das aber nur ein schlechter Beigeschmack gewesen, der mittlerweile auch verflogen ist.

Schlussendlich klingen ZSK im Jahre 2018 auch einfach massentauglicher, als noch in vergangenen Tagen, was aber nicht unbedingt negativ zu sehen ist. Denn zum Einen kann es ja nichts schlechtes sein, wenn noch mehr Menschen ihre Botschaften gegen Fremdenhass und Intoleranz aufnehmen und zum Anderen ist es dadurch ja auch nicht gleich ein schlechtes Album, im Gegenteil: Hallo Hoffnung ist super produziert und fügt sich musikalisch und textlich wirklich gut in die bisherige Discografie von ZSK ein.

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Interpret: ZSK
Titel: Hallo Hoffnung
VÖ: 27.07.2018
Format: Ltd. CD+black 7Inch Box Set, Special Edition CD Digipak, LP+CD, Digital
Track Listing:
1. Es müsste immer Musik da sein (2:55)
2. Unzerstörbar (2:26)
3. Der Tag wird kommen (2:47)
4. Es wird Zeit (3:17)
5. Keine Lust (3:32)
6. Wut (0:55)
7. Hallo Hoffnung (3:33)
8. Halte durch (3:54)
9. Die besten Lieder (2:30)
10. Make Racists Afraid Again (2:42)
11. Für Dich (3:24)
12. Wellen brechen (3:34)


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– Playlist: Happy Release Day
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Gesamteindruck
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Gunnar
I LIVE ON A BIG ROCK - CALLED PUNK-ROCK
zsk-hallo-hoffnung-review-2018Irgendwie hat meine Faust und mein Herz beim fünften Werk der Berliner leichte Startschwierigkeiten und dennoch haben ZSK hier ein wirklich rundes Ding hervor gebracht!

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